Alba Berlin: Keine Chance für München

Berlin - Die letzte Szene passte vielleicht am besten zu diesem Nachmittag in der Arena am Ostbahnhof. Der Ball segelte auf David Logan zu, landete in seinen Händen und verließ sie sogleich wieder. Der Ball, flog in hohem Bogen, flog auf den Korb des FC Bayern München zu und rutschte hindurch. Es war Albas 94:74 (50:36) gegen den Tabellenführer der Basketball-Bundesliga, gegen den mutmaßlichen Favoriten in diesem Duell. Es war ein Dreier. Clifford Hammonds stellte kurz darauf die Besitzverhältnisse klar: „Das ist unser Haus, und da wollen wir gewinnen, egal ob es der Tabellenführer bei uns zu Gast ist.“

Es gibt ja dieses Filmchen in eigener Sache, das vor jeder Heimpartie auf dem Videowürfel ausgestrahlt wird und das Publikum in Stimmung bringen soll. Es handele sich um mehr als ein Spiel, heißt es da. Nun ist das eine maßlose Übertreibung zu Werbezwecken, Basketball ist nicht mehr als ein Spiel und bleibt das auch, wenn 24 Profis es betreiben. Dass es sich bei Alba gegen den FC Bayern aber immerhin um ein besonderes Spiel handelte, war kaum zu überhören.

So erfuhren vor allem die ehemaligen Berliner unter den Gästen, was es heißt, nicht willkommen zu sein. Gellende Pfiffe gingen auf Bryce Taylor, Lucca Staiger, Yassin Idbihi, Nihad Djedovic, Steffen Hamann und Heiko Schaffartzik nieder. Dazu die Aufforderung an das eigene Team, den eigenen Korb zu verteidigen. Das „Defense, Defense“ der 14 500 in der ausverkauften Halle konnte nicht übertönen, dass bei aller Defensivarbeit die Offensive in den Blickpunkt rückte.

Unter den Spielern von Trainer Sasa Obradovic gab es in der ersten Hälfte keinen, der gegenüber seinen Kollegen abfiel. Es gelang jedoch einigen, sich in den Vordergrund zu spielen. Reggie Redding gehörte dazu: Seine 13 Punkte von insgesamt 17 in den ersten beiden Vierteln und seine vier Rebounds halfen Alba, zunächst das 23:19 zur ersten Pause herzustellen und bis zur Pause die Führung nicht mehr herzugeben. So war es auch Redding, der in der Mitte des zweiten Durchgangs die erste Zehn-Punkte-Führung herstellte. David Logan stellte später beim 44:28 den bis dato größten Vorsprung herausspielte (18.).

Starker Block, starke Mannschaft

Die Kulisse schien die Berliner zu beflügeln und die Münchner zu beeindrucken. Doch war anzunehmen, dass sich Gästetrainer Svetislav Pesic etwas einfallen lassen würde, um seine Mannschaft wieder heranzubringen. Zumal der Coach mit den Seinen besonders lange in der Kabine blieb. Tatsächlich schlossen sie zum 52:43 auf (23.), doch Albas Antwort folgte sofort. Uros Slokar erzielte zwei Körbe zum 58:64 (25). Danach gelang dem Center noch ein Block und kurz darauf das 60:46 (26.). Für das dritte Spiel im Alba-Trikot und angesichts der Tatsache, dass der Slowene den Verein nach anderthalb Monaten wieder verlassen muss, kein schlechter Aufritt.

Das Publikum war zur Stelle, als Alba im Angriff eine kurze Schwächephase durchlebte, Wurf um Wurf danebenging und es nur noch 60:51 stand (28.). Mit dem Antrieb von den Rängen schafften die Berliner das 65:53 zur letzten Pause. „Aufstehen, aufstehen“, forderte der Alba-Fanblock hinter dem Korb der Bayern. Was an das Publikum gerichtet war, motivierte offensichtlich auch auf dem Parkett. Clifford Hammonds zum Beispiel der am Ende mit 20 Punkten zweitbester Berliner und unter anderem das 72:53 erzielte (32.). Es motivierte das gesamte Team im Kampf um jeden Rebound, jeden Block, jeden Zentimeter.

Inzwischen hatten sich die ehemaligen Berliner unter den Bayern an die Geräuschkulisse gewöhnt. Schaffartzik spielte sich nun frei und punktete. Punkte erzielten jedoch auch die Berliner. Vojdan Stojanovski, mit 21 Zählern dabei, in der 36. Minute etwa zum 81:64. Spielte da ein Eurocupteam gegen einen Europaligisten? War das der Außenseiter gegen den Favoriten? Stojanovski gab auf seine Art die Antwort darauf: mit seinem Dreier zum 86:70 (39.) und 89:72 mit dem späteren 91:72 als Zugabe. Dann kam David Logan und diese Szene, die vermutlich mehr sagte, als viele Worte.