Alba Berlin: Wieso bei Alba jetzt wieder gut trainiert wird
Sie haben geredet. Oben im ersten Stock in dem Raum ihres Trainingszentrums mit dem Fernseher an der Wand. Darauf haben sie sich zuerst den Mitschnitt ihrer 69:98-Niederlage vom zweiten Weihnachtstag in Bamberg angesehen. Danach richtete Albas Trainer Sasa Obradovic ein paar Worte ans Team. Dann waren seine Spieler dran. Jeder durfte sich äußern, durfte sagen, was ihn stört, ruhig auch ein bisschen Dampf ablassen. „Das war ein sehr gutes Gespräch“, meint Albas Kapitän Alex King. Es hat offenbar gewirkt. „Am nächsten Tag hatten wir ein richtig gutes Training.“ Das war nämlich einer der Punkte, der zur Sprache kam: Sie haben während der zurückliegenden Wochen nicht gut trainiert.
Im Sport gibt es diesen Satz, dass es manchmal in den Übungseinheiten härter zugehen muss als in den Spielen. Albas Basketballer sehen darin so etwas wie den Regelfall. Mit Coach Obradovic und seiner Philosophie hängt das zusammen. Dass nun zwischenzeitlich der Biss abhanden kam, hat auch mit dem Spielplan zu tun. Am heutigen Silverstertag empfangen die Berliner den Mitteldeutschen BC zum Bundesliga-Duell (15 Uhr). Bereits am 2. Januar läuft der FC Barcelona zum Auftakt des Top 16 der Euroleague in der Arena am Ostbahnhof auf (20 Uhr). Am 4. Januar sind sie in Bremerhaven, am 9. Januar geht es in Kaunas weiter. „Wir haben seit dem Saisonstart schon viele Spiele hinter uns“, sagt King. „und jetzt kommen die schwersten Zeiten.“
Ein unsichtbarer Gegner
Jetzt kommt die Müdigkeit. „Mentale Müdigkeit“, sagt Akeem Vargas, „die hat sich gerächt. Wir haben zuletzt nicht so präzise unsere Systeme gespielt wie am Anfang.“ In Bamberg ging von Beginn an so ziemlich alles schief. Erschwert wurde die Situation dadurch, dass Reggie Redding zwei Trauerfälle in der Familie und eine USA-Reise zu bewältigen hatte. „Main creator“ nennt Obradovic den Flügelspieler, weil er seiner Mannschaft Möglichkeiten eröffnet und den Gegner in Schwierigkeiten bringt. Das ist die Strategie: den Gegner überrollen. In Bamberg wurden die Berliner überrollt.
Jetzt hat sich über die Feiertage auch noch ein unsichtbarer Gegner ins Team eingeschlichen. Ein Magen-Darm-Virus schaltete Spielmacher Clifford Hammonds und Power Forward Jamel McLean aus. Leon Radosevic musste aussetzen, weil er einen Schlag in den Rücken bekommen hatte. Center-Kollege Jonas Wohlfarth-Bottermann fehlt ja ohnehin wegen eines Mittelhandbruchs. „Wir haben im Training nicht genug Spieler“, sagt Obradovic. Das ist das eine. Das andere: „Wir haben nicht genug Zeit, die Fehler zu korrigieren.“ Sie sich per Videoanalyse zu vergegenwärtigen, reiche nicht. „Wir müssen die Fehler auf dem Platz korrigieren.“ Im Training. Aber wie soll das gehen, wenn auf den MBC gleich Barcelona und Bremerhaven folgen?
Andere Ansprüche
„Wir müssen mit Fehlern leben“, lautet Obradovics Antwort. Und dann sagt er, was er regelmäßig sagt: dass die Euroleague ganz andere Ansprüche stelle als vorige Saison der Eurocup. Dass sich diese Mannschaft in einem Prozess befinde. Das gelte selbst für einen wie McLean, der seit dem Einstieg bei Alba diese Saison eine stetig steigende Formkurve vorweisen kann und zu einer zentralen Figur wurde. „Das konnte niemand erwarten.“
An dem Power Forward illustriert der Trainer auch das, was nach dem Spiel in Bamberg Thema gewesen sein muss. „Wir reden hier über Gewohnheiten.“ Davon hatte McLean offenbar auch einige schlechte, als er aus Bonn nach Berlin kam. Obradovic jedenfalls sagt: „Es ist nicht leicht, daraus gute Gewohnheiten zu machen, was das Training angeht, die Einstellung, die Disziplin.“ Immerhin scheint es Mittel und Wege zu geben. Ein klärendes Gespräch zum Beispiel.