Alba gegen Bamberg: Erst Hase, dann Hund

Berlin - Jetzt ist die Uhr sein bester Freund. Sie läuft und läuft und läuft. Bryce Taylor tippt den Ball noch ein paar mal auf, dann ist Schluss. Oben auf dem Videowürfel unter der Arena am Ostbahnhof stehen zwei Zahlen für den Ausgang dieses Sonntagabends und dieses Bundesligaspiels der Basketballer von Alba Berlin gegen Bamberg: 87:81, Alba hat dem Titelverteidiger besiegt. Ein prestigeträchtiger Moment, wie wenig später Yassin Idbihi finden wird. „Die Meisterschaft hat Bamberg noch lange nicht gewonnen“, sagt der Alba-Center. Sein Teammanager Mithat Demirel hebt hervor: „Wir haben nicht zugelassen, dass Bamberg in unserer Halle gewinnt.“

Im letzten Viertel haben die Berliner dafür gesorgt. Es war somit ein Triumph der Beharrlichkeit. Denn: „In den ersten Vierteln sind wir nicht richtig ins Laufen gekommen“, sagt Demirel. Vorsichtig sei seine Mannschaft vorgegangen. Dabei mochten zunächst die Spieler auf den langen Positionen in den Fokus der 14 500 Zuschauer in der ausverkauften Arena rücken. Das Duell zwischen Torin Francis etwa mit Marcus Slaughter. Und später die Auseinandersetzung von Idbihi mit Tibor Pleiß.

Wood führt seine Kollegen an

Gleichzeitig zeichnete sich ab, dass zwei Guards in der Offensive ihrer Mannschaft ambitioniert zu Werke gingen. Wie kaum anders zu erwarten auf Berliner Seite DaShaun Wood, der auch immer wieder als Anführer in Erscheinung trat, wenn er die Mannschaft in kritischer Situation für eine kurze Ansprache um sich versammelte. Und bei den Gästen Julius Jenkins, der bis zu vergangenen Saison noch bei Alba unter Vertrag gestanden hatte. Es war auch Jenkins, der in der 16. Minute die zwischenzeitliche Bamberger Führung von elf Punkten erzielte (29:41). Und es war Wood, der sein Team bis zur Halbzeitpause im Spiel hielt mit sechs Zählern im ablaufenden zweiten Viertel.

Die Verhältnisse grundlegend ändern konnten die Berliner jedoch auch nach dem Seitenwechsel erst einmal nicht. „Wir haben in dieser Phase nicht so gut verteidigt“, räumte Idbihi ein. Sein Trainer Gordon Herbert sagte: „Wir waren wie die Hasen, die vom Hund gejagt werden.“ So lagen er und seine Mannschaft nach der Hälfte des dritten Viertels mit zwölf Zählern hintern (46:58). Dann gewann die Partie an Dynamik – und an Härte, wobei sich in dieser Phase vor allem die Bamberger Fouls einhandelten. Bambergs Predrag Suput etwa bewegte sich mit vier Vergehen am Rande der Disqualifikation, die ihn fünf Minuten vor Spielschluss ereilen sollte, was Baskets-Trainer Chris Fleming als „Knackpunkt“ bezeichnete. „Wir haben danach die Disziplin verloren.“

Alba kämpfte sich heran. Gefoult von Slaughter, verwandelte Idbihi zwei Freiwürfe zum 75:75 (34.) und betätigte sich sogleich mit aufmunternder Gestik als Animateur, was das Publikum dankend zur Kenntnis nahm. „Jetzt geht’s los“, skandierten die Zuschauer. Und es ging los: Zunächst wuselte sich Wood zum Bamberger Korb durch (77:75), dann stopfte Derrick Allen den Ball durch den Ring (79:75), um wenig später einen gemeinschaftlichen Schnellangriff mit dem 81:75 abzuschließen und auch noch den verhängten Bonusfreiwurf zu verwandeln. 20 Zähler machten ihn zum besten Werfer der Partie. Bamberg? Brachte es gerade mal auf acht Punkte im Schlussabschnitt.

Alba-Trainer Herbert lobte insbesondere die Verteidigung im letzten Viertel. „Die Mannschaft hat Herz gezeigt.“ Sekunden vor Schluss erzielte Heiko Schaffartzik per Freiwurf den Endstand. Als schließlich der Ball bei Bryce Taylor landete, brauchte der nur noch den Ball aufzutippen – mit dem Blick zur Uhr.