Alba gegen Real Madrid : Nah am Limit
Berlin - So sieht jemand aus, der mit sich und seiner Arbeit im Reinen ist. Sasa Obradovic betrat den Raum der Arena am Ostbahnhof, in dem die Pressekonferenzen von Alba Berlin stattfinden. Er setzte sich auf den Platz links außen, dorthin, wo er immer sitzt. Er nahm Stellung zur 63:77 (34:38)-Niederlage seiner Basketballer gegen Real Madrid im ersten von 14 Spielen im Top 16 der Euroleague. Obradovic sagte: „Ich bin definitiv nicht unzufrieden mit der Art, wie meine Mannschaft gespielt hat.“ Sportdirektor Mithat Demirel kam im Foyer der Arena später zu einem ähnlichen Urteil. „Vom Ergebnis her ist es natürlich schade. Wir waren dran, aber uns hat in einigen Situationen die Erfahrung auf diesem hohen Niveau gefehlt.“ Demirel fand: „Wir haben über 30 Minuten ein sehr gutes Spiel gespielt.“
Der Start jedoch war beschwerlich gewesen. Vielleicht auch, weil die Berliner kurz vor der Partie einen weiteren personellen Rückschlag hatten hinnehmen müssen. Nihad Djedovic meldete sich wegen einer Entzündung der Achillessehne krank. Nach den Langzeitverletzten Vule Avdalovic, Brian Randle und Nathan Peavy war er der nächste Ausfall. Deon Thompson spielte trotz Magen-Darm-Infekt.
Der Kampfgeist der Berliner
Djedovic sah von seinem Platz hinter der Bande aus, wie seine Mannschaft beim 2:12 mit zehn Punkten in Rückstand geriet (4. Minute), sich auf 15:18 herankämpfte (8.) und mit einem 20:26 in die erste Pause. ging. Djedovic sah zudem, wie einer, der als Ersatz für die Angeschlagenen während der Saison verpflichtet worden war, um die Verlängerung seines Vertrags über das Jahr hinaus kämpfte: Derrick Byars avancierte mit fünf erzielten Punkten, fünf Rebounds, einer Balleroberung und einer Korbvorlage sowie zwei gezogenen Fouls zu einem der Protagonisten der ersten Hälfte.
Byars stand exemplarisch für den Kampfgeist der Berliner, wie auch der Spanier Albert Miralles, der gegen den Favoriten aus seiner Heimat mit 14 Punkten, vier Rebounds und der größten Effizienz bester Berliner war. „Wir haben in der Defensive einen guten Job gemacht“, sagte Reals Trainer Pablo Laso später. „Wir haben Heiko Schaffartzik und DaShaun Wood weitgehend aus dem Spiel genommen, doch Albert hat das als Center wieder wettgemacht.“ Albas Sportdirektor sah sein Team da viel breiter aufgestellt. „Jeder hat seinen Beitrag geleistet“, sagte Demirel. Etwa Je’Kel Foster, ein weiterer Zugang, der sich besser schlug als in seinen ersten Partien für Alba. „Anders als Byars, der außen steht und auf Dreier lauert, muss er unsere System in- und auswendig kennen“, sagte Demirel, der mit der Gelehrigkeit des Guards fürs Erste zufrieden ist. So blieb Alba in Reichweite, ging in der 18. Minute beim 34:33 sogar in Führung.
Nach dem Seitenwechsel gerieten die Berliner aber wieder ins Hintertreffen. „Real hat uns ein bisschen aus den Laufwegen gebracht“, sagte Demirel. Nach der Hälfte des dritten Viertels brachte Rudy Fernandez einen Distanzwurf zu Albas 45:55-Rückstand unter. Erneut reagierten die Gastgeber, schlossen auf, mussten aber das 49:60 hinnehmen (28.). Wie schon zu Beginn der Partie kostete die Aufholjagd Kraft. Die Berliner unter den 11.988 Fans in der Arena am Ostbahnhof gaben ihrer Mannschaft nun lautstark Geleit, bedachten jede fragwürdige Entscheidung der Unparteiischen mit Pfiffen und jede gelungene Aktion des eigenen Teams mit tosendem Applaus. Etwa das Dreipunktspiel des an diesem Abend starken Sven Schultze zum 54:60-Pausenstand vor dem letzten Viertel.
Kleine Fehler, große Wirkung
Es war Wood, der mit einem Dreier den letzten Abschnitt eröffnete. War das 57:60 nun ein Signal? Das Publikum sah es offensichtlich so. Doch es kam anders. Als noch vier Minuten zu absolvieren waren, lagen die Berliner schon wieder mit elf Zählern hinten. Die angespannte Personalsituation machte sich bemerkbar. Alba wirkte müde, Fehler waren die Folge. „Kleine Fehler, die den Ausschlag gegeben haben“, sagte der Berliner Center Yassin Idbihi, der das Missverhältnis bei den Ballverlusten (20 bei Alba, neun bei Real) hervorhob. Idbihis Team versuchte alles, auch eine Zonenverteidigung, jedoch vergeblich. Nikola Mirotics Treffer zum 75:63 für die Spanier eine halbe Minute vor Schluss war dann tatsächlich ein Signal. Eines von der Sorte, wie es die Berliner in den verbleibenden 13 Spielen nicht mehr allzu oft erleben wollen. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Das fand sogar der Coach der Gäste. „Wie Albas Spieler heute gezeigt haben, kämpfen sie jeden Tag“, sagte Laso. „Sie werden ihre Siege haben, ganz sicher.“