Andrea Pirlo will Juventus Turin ein neues Gesicht geben

Der neue Trainer des italienischen Serienmeisters hat eine klare Vorstellung von der Mannschaft, die den Bianconeri endlich wieder die Champions League sichern soll.

Mit Juventus gewann Andrea Pirlo schon als Spieler zahlreiche Titel.
Mit Juventus gewann Andrea Pirlo schon als Spieler zahlreiche Titel.dpa

Turin-Für den ersten Lacher in Andrea Pirlos Amtszeit als Trainer von Juventus Turin sorgte sein langjähriger Mitspieler Gianluigi Buffon. „Muss ich dich jetzt also Mister nennen!?“, fragte der Rekordtorhüter der Bianconeri bei Instagram. Was flapsig gemeint war, hatte zumindest den ernsten Hintergrund, dass die Ernennung des früheren Weltklasse-Regisseurs trotz dessen beeindruckender Vita etwas überraschend kam. Für den 41-Jährigen ist es der erste Trainerposten bei einer Profimannschaft, der Weltmeister von 2006 war erst vor wenigen Tagen als neuer U23-Coach der Turiner vorgestellt worden. Nun erhält er einen Vertrag bis zum 30. Juni 2022 – als Cheftrainer.

„Juve wagt einen revolutionären Schritt, der sehr unitalienisch, eventuell spanisch ist“, kommentierte der Corriere dello Sport. „Pirlo hat außergewöhnliche intellektuelle Fähigkeiten“, betonte dessen Weltmeister-Teamkollege von 2006, Alessandro Del Piero, bei Sky und erklärte: „Andrea kennt das Umfeld, die Spieler und den Verein. Das ist natürlich eine große Überraschung, aber ihm wird Großes gelingen.“ Dabei scheint Pirlo schon jetzt eine klare Vorstellung davon zu haben, wie die Mannschaft aussehen soll, die den italienischen Serienmeister unter seiner Leitung wieder zum Champions-League-Titel schießen soll.

Khedira bei Juventus vor dem Aus

Medienberichten zufolge gehört der frühere deutsche Nationalspieler Sami Khedira nicht dazu. Der Klub wolle sich unter Pirlo verjüngen und noch in diesem Sommer von mehreren „Senatoren“ trennen, die bei den Bianconeri millionenschwere Gehälter beziehen, in der vergangenen Saison aber unter den Erwartungen gespielt hatten. Zu diesen älteren Spielern zähle auch der 33-jährige Khedira, dessen Vertrag im kommenden Jahr ausläuft.

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„Seit Dezember war für mich persönlich alles frustrierend“, schrieb Khedira kürzlich auf Instagram. „Ich hätte mir mehr von mir selbst erwartet. Doch jedesmal, wenn man stürzt, muss man wieder aufstehen. Das ist mein Verhalten seit 14 Jahren, in denen ich 20 Titel in Europas besten Ligen erobert habe.“

Khedira ist nicht der einzige Starspieler, der um seine Zukunft in Turin bangen muss. Die Alte Dame denkt auch an eine Trennung vom argentinischen Stürmer Gonzalo Higuain, 32, sowie vom Franzosen Blaise Matuidi, 33, dem laut Medien ein Vertrag in Lyon in Aussicht steht. Auf der Liste der Fußballer, die sich bald von Turin verabschieden könnten, zählt angeblich auch der 26-jährige Nationalspieler Federico Bernardeschi.

Offen ist indes auch die Zukunft von Cristiano Ronaldo. Der hatte nach dem frühen Aus mit Juventus in der Champions League eine gründliche Analyse des Scheiterns angekündigt. „Jetzt ist Zeit zum Nachdenken, Zeit, um die Höhen und Tiefen zu analysieren, weil man sich nur durch kritisches Nachdenken verbessern kann“, schrieb der Portugiese nach dem Achtelfinal-K.-o. gegen Olympique Lyon auf Instagram. Er sei stolz auf den Meistertitel und seine Tore für Juve und das Nationalteam, „aber die Fans erwarten mehr von uns. Und wir müssen liefern.“

Zur Entscheidung seines Clubs, sich von Trainer Maurizio Sarri zu trennen und Pirlo als Nachfolger zu verpflichten, äußerte sich Ronaldo zunächst nicht. Auch Gerüchte um einen möglichen Weggang aus Turin kommentierte der 35-Jährige nicht. „Möge es die kurze Urlaubspause uns allen erlauben, die besten Entscheidungen für die Zukunft zu treffen und stärker und noch engagierter als je zuvor zurückzukommen“, schrieb er. Zuletzt hatte es Gerüchte um eine Ronaldo-Rückkehr zu Real Madrid gegeben.

Fraglich ist, ob der Altstar, der hinter dem früheren Dortmunder Ciro Immobile Nummer zwei in der Torjägerliste der vergangenen Serie-A-Saison wurde, überhaupt noch eine gewichtige Rolle bei Pirlos Juventus spielen würde. Zwar hatte sich der Weltmeister von 2006 einst selbst im hohen Fußballalter noch einmal massiv in seinem Spiel entwickelt und gesteigert. Doch gleichsam war das Spiel unter Pirlos Vorgänger Maurizio Sarri sehr auf Ronaldo zugeschnitten. Es ist kaum zu glauben, dass das auch unter Erneuerer Pirlo der Fall sein wird.