Atlético Madrid im Viertelfinale: Leverkusen scheitert nach Elfmeter-Drama

Madrid - Am Ende blieb die ganze Last an Stefan Kießling hängen. Ausgerechnet der Stürmer in der Krise sollte es richten, ausgerechnet ihm oblag der letzte entscheidende Schuss im Achtelfinal-Rückspiel von Bayer Leverkusen bei Atlético Madrid. Wie der Kollege Ömer Toprak vor ihm donnerte Kießling den Ball über das Tor in den Himmel der spanischen Nacht. Es war das Ende der Leverkusener Champions-League-Geschichte in dieser Saison. „Es war schon relativ früh im Spiel klar, dass es ein Elfmeterschießen gibt“, sagte Leverkusens Kapitän Simon Rolfes, „das ist natürlich bitter so im Elfmeterschießen zu verlieren.“

Es ist eine ganz schön schwer verdauliche Fußballkost gewesen, die Leverkusen und Atlético ihrem Publikum zugemutet haben. Über zwei Stunden zähen Kampfsport wurden es im stimmungsvollen Estadio Vicente Calderon geboten, nach 90 und nach 120 Minuten stand es 1:0 für Atletico, und weil Bayer Leverkusen das Hinspiel ebenfalls 1:0 gewonnen hat, gab es am Ende dieses Elfmeterschießen, das Leverkusen mit 3:2 verlor.

Dass sie ihren Anhängern eine Demütigung erspart und einen am Ende ziemlich spannenden Fußballabend beschert, war da natürlich ein eher schwacher Trost. Auch das fußballerische Niveau war sehr bescheiden. Immerhin war die Intensität hoch, denn beide Teams investierten viel, und das Publikum brannte, und bis zum 1:0 für die Spanier war Bayer sogar das bessere Team. Die Rheinländer kombinierten flüssiger durchs Mittelfeld, doch Karim Bellarabi (10.) und Heung-Min Son (17.) blieben mit ihren Schüssen jeweils an einem Abwehrbein hängen.

Typisches Tor

Aber die Vorjahresfinalisten aus der spanischen Hauptstadt sind nun mal so etwas wie die Großmeister des erzwungenen Tores, und genau nach diesem Rezept gingen sie in Führung. Josip Drmic, der den Vorzug vor Kießling erhalten hatte, klärte per Kopf aus dem eigenen Strafraum vor die Füße von Mario Suarez, dessen Schuss Toprak unglücklich ins eigene Tor abfälschte (27.). Es war ein typisches Tor in einem typischen Spiel für diese Mannschaft aus dem proletarischen Süden der spanischen Hauptstadt.

Schon die Bedingungen waren rau, ein eisiger Wind fegte durch das offene Stadion, das Publikum sang wilde Lieder, rauchte viele Zigaretten. Und so spielte das Team des argentinischen Trainers Diego Simeone, der ganze 14 Sekunden während des gesamten Spiels auf seiner Bank saß und sonst wild hin und her wieselte. Klar strukturierte Kombinationen durchs Mittelfeld waren selten, stattdessen wurden lange Bälle geschlagen, um sich dann im ehrlichen Zweikampf Mann gegen Mann durchzusetzen. Feingeister mögen das unattraktiv finden, die meisten Freunde von Atlético mögen genau diesen Fußball. Gewissermaßen als Gegenentwurf zu den blasierten Konkurrenten von Real und dem FC Barcelona.

Die Verlängerung wurde nicht besser, Bernd Leno wehrte einen Schuss von Raul Garcia ab (107.), ein Schuss von Simon Rolfes (111.) flog knapp am Tor vorbei. Dann gab es das Elfmeterschießen, in dem Raul Garcia, Koke, Calhanoglu, Toprak, und eben Kießling verschossen.