Aus bei den Australian Open: Kohlschreiber mit zwei linken Schuhen

Dem Augsburger Tennisprofi missrät sein Auftritt komplett. Er kann sich sein Aus in Runde zwei nicht erklären – und sieht ein Problem im deutschen Tennis.

Philipp Kohlschreiber war nach seiner Niederlage in Melbourne ratlos.
Philipp Kohlschreiber war nach seiner Niederlage in Melbourne ratlos.Imago/Jürgen Hasenkopf

Berlin - Im Olympia-Muskelshirt mit der Aufschrift „Germany“ erfüllte Titelkandidat Alexander Zverev den einen oder anderen Autogrammwunsch. Mit zwei Sicherheitsmännern an der Seite verschwand er vom Trainingsplatz. Für Philipp Kohlschreiber fanden dagegen auf einem Matchcourt kurz zuvor die Australian Open nach einem armseligen Auftritt ein Ende. Der 38-Jährige war am Donnerstag in Melbourne nach seiner Klatsche gegen den spanischen Top-20-Spieler Roberto Bautista Agut sprachlos und fühlte sich wie mit „zwei linken Schuhen“. Ihm bleibe nur Galgenhumor, bilanzierte Kohlschreiber nach seinem 1:6, 0:6, 3:6 in Runde zwei. Der Grund: „Es war durch und durch verhext. Es hätte nicht schlimmer gehen können.“

Die Folge: Allein Olympiasieger Zverev trug Down Under noch die deutschen Hoffnungen. „Sascha ist immer der Lichtblick, der irgendwie alles rausreißt“, kommentierte Kohlschreiber die Frage nach der Situation im deutschen Tennis: „Aber wenn man es realistisch betrachtet, ist es in der Masse, dafür, wie viele Leute in Deutschland Tennis spielen, schlecht.“

Elf deutsche Tennisprofis scheiden in der zweiten Runde aus

Die Namen von zwölf deutschen Tennisprofis – neun Männern und drei Frauen – standen zu Beginn im Tableau des Turniers, bei dem die diesmal nach einer Covid-Erkrankung nicht gut vorbereitete Angelique Kerber vor sechs Jahren ihren ersten Grand-Slam-Triumph gefeiert hatte.

Allein Alexander Zverev schaffte es in Runde drei. Mit Bruder Mischa erledigte der Weltranglisten-Dritte auf Court 18 im Trainingspark den Feinschliff für Freitag und für sein Duell um den Einzug ins Achtelfinale gegen Radu Albot aus Moldau. Sein Rivale Daniil Medwedew zog am Donnerstag erst mal in die dritte Runde nach: Tennis-Provokateur Nick Kyrgios (Australien) sorgte zwar als Unterhaltungskünstler für die Show, US-Open-Sieger Medwedew aber trotzte der Atmosphäre und gewann 7:6 (7:1), 6:4, 4:6, 6:2.

Kohlschreiber hilft nur noch Galgenhumor

Für den einstigen Top-20-Spieler Kohlschreiber ist es fünf Jahre her, dass er in der dritten Runde der Australian Open stand. Selbst die Teilnahme an den vier wichtigsten Turnieren im Tennis ist für den auf Position 134 in der Weltrangliste abgerutschten Augsburger nicht mehr selbstverständlich. Sein Karriereende rückt näher. 

Auch wenn ein kleiner Junge in der ersten Zuschauerreihe immer wieder „Kohli“ rief – Kohlschreiber war ob seiner missratenen Schläge ratlos. „Ich würde behaupten, es war das wahrscheinlich unerklärlichste Gefühl auf dem Platz, was ich bis dato gehabt habe“, stellte er fest: „Ich kann nicht mal sauer, böse, enttäuscht sein. Hätte ich hier in fünf Sätzen verloren, wäre ich viel schlimmer angepisst als jetzt. Ich kann es eigentlich nur mit Galgenhumor nehmen und sagen: Okay, ich habe es probiert, aber es waren zwei linke Schuhe.“