Basketball-Bundestrainer: Denkwürdige Posse um Frank Menz

Henrik Rödl konnte die Frage nicht beantworten. Wer denn von seinen deutschen Spielern nominiert werde für die anstehenden Aufgaben der Basketball-Nationalmannschaft im Sommer, wollte der Fragesteller wissen. Rödl, der Trainer des Bundesligisten TBB Trier, blieb eine Antwort schuldig: „Ich weiß nicht, wer eingeladen wird. Wir wissen ja noch nicht mal sicher, wer Bundestrainer sein wird.“ Rödl sagte das vor einer Woche nach der Bundesligapartie gegen Ulm. Zu einem Zeitpunkt, als Frank Menz offiziell Bundestrainer war, mit Vertrag bis 2016. Doch der Trierer Coach ahnte anscheinend etwas.

Am Montagabend meldete das Fachmagazin BIG auf seiner Facebookseite, dass Frank Menz ab sofort nicht mehr Trainer der A-Nationalmannschaft ist. Schon bei der in diesem August stattfindenden Qualifikation zur EM 2015, die das Sprungbrett zu den Olympischen Spielen in Rio sein könnte, soll ein neuer Coach das Sagen haben.

Vonseiten des Basketball-Bundes (DBB) gab es bis Mittwochabend keine Bestätigung der Meldung. Und zunächst auch kein eindeutiges Dementi. Im Gespräch mit dieser Zeitung verneinte Präsident Ingo Weiss die Nachricht zwar, aber dies war mit so vielen Konjunktiven versehen, dass eine längere Zusammenarbeit mit Menz kaum vorstellbar erscheint.

„Frank Menz ist und bleibt Bundestrainer. Es gibt keinen neuen Sachstand“, sagte Weiss. Ob das Arbeitsverhältnis allerdings auch noch für die EM-Qualifikation gelte, wollte der Präsident nicht versprechen. „Versichern kann ich nichts. Was in vier oder sechs Wochen ist, kann ich nicht wissen.“ Der DBB-Chef bezog sich auf die Ende Mai stattfindenden Präsidiumswahlen. Danach wäre ohnehin eine sportliche Neuausrichtung möglich.

Witz bringt Harnisch ins Spiel

Während im Internet schnell altbekannte Namen wie Stefan & Mike Koch, Dirk Bauermann und Chris Fleming als Kandidaten für eine mögliche Nachfolge von Menz aufploppten, erhob der Sportinformationsdienst Henning Harnisch, Alba Berlins Vizepräsident mit dem Schwerpunkt Nachwuchs, zum Favoriten. Harnisch hat keine Erfahrung als Trainer, bei Alba war er zuvor Teammanager und Sportdirektor. Er glaubte an einen Scherz, als er mit der Neuigkeit konfrontiert wurde: „Ich habe gerade mit Ingo Weiss zusammengesessen. Nur im Spaß hat er dem Reporter gesagt, dass ich der Favorit auf die Stelle sei.“ Harnisch beeilte sich zu sagen, dass er mit Weiss über Kinder- und Jugendbasketball geredet habe. Doch da war das Thema Bundestrainer schon längst zu einer denkwürdigen Posse entwachsen.

Laut BIG soll das DBB-Präsidium Frank Menz angeboten haben, im Amt zu bleiben – unter bestimmten Bedingungen. Wie diese aussehen, wurde nicht bekannt. Menz soll diese nicht akzeptiert haben. Dennoch könnte Menz dem Magazin nach in seine frühere Position als Nachwuchstrainer zurückkehren. Der Berliner wurde im Dezember 2012 zum A-Bundestrainer ernannt. Bereits seit 2006 arbeitete er als A2, U20- und U17-Nationaltrainer.

Als er 2012 Svetislav Pesic ablöste, galt Menz als preiswerte Lösung. Nie konnte er diesen Makel ablegen, war stets umstritten, vor allem, weil es ihm an Autorität zu mangeln schien. Nicht zuletzt hagelte es nach dem Vorrundenaus bei der EM 2013 Kritik. Frank Menz war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.