Basketball-Finalduell gegen FC Bayern München: Alba Berlins Suche nach dem Mittelweg

Aito Garcia Reneses ist kein Mann der großen Worte. Normalerweise fasst sich der Trainer der Basketballer von Alba Berlin kurz, wählt seine Worte bewusst und vorsichtig. So auch vor dem heutigen zweiten Finalspiel seiner Mannschaft gegen den FC Bayern (19 Uhr, Arena am Ostbahnhof). Die Finalserie in der Basketball-Bundesliga (BBL) sei „wie ein normales Spiel“, sagt Reneses: „Wenn man da zur Halbzeit mit 15 Punkten führt, heißt das nicht, dass man am Ende auch gewinnt. So ist das jetzt auch.“ Erst wenn ein Team dreimal gewonnen habe, sei das Spiel zu Ende, so der 71-Jährige.

Die Ausgangslage, in welcher sich die Berliner befinden, ist dennoch gut. 1:0 führen sie dank ihres Auswärtssieges (106:95). Ein Sieg im heutigen Heimspiel wäre ein Riesenschritt in Richtung Meisterschaft, muss aber hart erarbeitet werden. So müssen die Berliner gegen sich zweifelsfrei aufbäumende Bayern bestehen und vor allem eine Schwachstelle aus Spiel eins korrigieren: ihre zahlreichen Ballverluste.

„Bessere Entscheidungen treffen“

Wirft man einen Blick in die Statistik vom Auftaktspiel, springen einen die Gründe für Albas Sieg förmlich an: Da wäre die Wurfquote von 52 Prozent aus dem Zweierbereich, die Quote von 64 Prozent bei den Dreiern und die 32 Freiwürfe, die Alba bei 37 Versuchen verwandelte. Überragende Werte, welche die Frage aufwerfen, wieso Alba dennoch erst in der Verlängerung gewann? Die Antwortet gibt Kapitän Niels Giffey: „Wir hatten viel zu viele Turnover. So haben wir das Spiel nochmal aus der Hand gegeben und unnötig spannend gemacht.“

Die Frage, ob Alba Spiel eins auch mit einer schwächeren Wurfquote gewonnen hätte, stellt sich ebenfalls zwangsläufig und ist auch mit Blick auf das heutige Spiel zwei entscheidend. Dass die Berliner dann nämlich abermals so überragende Quoten werfen, ist unwahrscheinlich. „Wir müssen noch konstanter werden und bessere Entscheidungen treffen“, sagt Guard Joshiko Saibou.

Hohe Intensität der Münchner erwartet

Während die größere Konstanz besonders in der Defensive und bei den Rebounds wichtig wird, muss das bessere Entscheidungsverhalten vor allem im Angriff her. Auch weil die Bayern, laut Saibou, „mit Intensität bis zum Gehtnichtmehr“ spielen werden. Schon am Sonntag forderten sie Alba mit viel Einsatz und Körperlichkeit, dazu waren sie gut auf Berlins Tempospiel vorbereitet. Heute dürften sie noch besser eingestellt sein und noch intensiver spielen. „Wir müssen den Kampf annehmen“, weiß Saibou.

Sind Kampf, Einsatz und Wille beim Rebounding und in der Defensive ganz zentrale Faktoren, bedarf es für eine erfolgreiche Offensive noch anderer Dinge. Alba muss im Angriff einen funktionierenden Mittelweg zwischen Schnelligkeit und Kontrolle finden. Dass die Berliner eine Affinität zum temporeichen Spiel einschließlich vieler Fastbreaks haben, ist hinlänglich bekannt. „Das ist gut so, und das müssen wir weiter probieren“, sagt Trainer Reneses. Doch birgt dieser Stil Gefahren.

München bremst

Gut 14 Ballverluste fabriziert Alba in der Hauptrunde im Schnitt pro Spiel, die drittmeisten aller BBL-Teams. Lassen sich die Turnover teils noch durch die kurzen und somit vielen Angriffe erklären, trifft dies auf die 23 Turnover aus Spiel eins nicht mehr zu. „Es macht einen Unterschied, ob man schnell oder mit zu viel Risiko spielt“, sagt Giffey: „Wir haben den Ball teilweise nach einem Rebound sofort über das ganze Feld gepasst. Das kann man mal machen, es muss dann aber auch klappen.“ Es klappte nur bedingt.

Hinzu kommt, dass die Bayern heute mehr denn je bemüht sein werden, das Spiel zu verlangsamen. Noch einmal werden sie nicht versuchen, Albas Tempo mitzugehen. Die Konsequenz ist, dass jeder Ballbesitz noch wichtiger wird. Und dass allen voran Albas Leistungsträger Peyton Siva und Luke Sikma sich ihre sieben beziehungsweise fünf Ballverluste aus Spiel eins diesmal nicht leisten können. Saibou sagt: „Das ist leichter gesagt als getan. Je höher die Intensität ist, desto höher wird auch die Fehlerquote.“

Es bedarf also einer weiteren Komponente, die Saibou verkörpert wie kein zweiter und die auch Alba in der Verlängerung des ersten Duells mit den Bayern auszeichnete: Lockerheit. „Gerade in einem Finale, gerade gegen Bayern ist sowieso alles sehr aufgeheizt. Da ist es ein großer Vorteil, wenn man entspannt bleiben kann“, sagt Saibou. Gelingt dies, könnte Alba dem ersten Meistertitel seit 2008 ein Stück näherkommen.