Bayerns Thomas Müller: Signalgeber mit Ironie
Nach Wandlung beim FC Bayern vom Notnagel unter Kovac zum zentralen Taktgeber in Flicks Tempo- und Pressingfußball werden Forderungen nach einer Rückkehr des 30-Jährigen in die Nationalelf laut – Bundestrainer Löw wird sie wohl kaum erhören.

Berlin/Lissabon- Thomas Müller ermahnte sich auch selbst. Man brauche nicht übers 7:1 (5:0) der deutschen Nationalmannschaft gegen Brasilien im Halbfinale der WM 2014 zu reden. Die Vergleiche mit dem 8:2 (4:1) des FC Bayern gegen den FC Barcelona vom Freitag im Viertelfinale der Champions League seien nicht treffend. Diese Demontage habe „viel, viel mehr mit uns“ zu tun als die der Seleção vor sechs Jahren, sagte er, „gegen Brasilien hatten wir es nicht so unter Kontrolle.“
Dass der Weltmeister von 2014 dies so selbstverständlich vortragen konnte, wie der FC Bayern sein zweites Triple nach 2013 anstrebt, hat viel mit dem 30-Jährigen zu tun. Beigetragen hatte Müller als „Man of the Match“ das 1:0 und 4:1 sowie die Vorlage zum 7:2. Vor allem aber füllte er jene Rolle perfekt aus, die ihm Trainer Hansi Flick direkt nach dem Amtsantritt im November übertragen hatte. Unter Vorgänger Niko Kovac war Müller zur Randfigur degradiert worden, die nur gebraucht werde, wenn „Not am Mann“ sei. Bayerns Unikum und Identifikationsfigur dachte an einen Abschied.
Inzwischen wirkt seine düstere Zeit ähnlich fern wie das 7:1 gegen Brasilien. Müller ist für die Bayern mit insgesamt zwölf Toren und 20 Vorlagen in Flicks fulminantem Pressingstil wertvoll wie nie. An ihm im offensiven Mittelfeld orientiert sich das ganze Team, wenn er zur Balleroberung antreibt. „Er war für uns immer wieder Signalgeber für unser Pressing. Das macht er einfach hervorragend“, sagte Flick nach dem 8:2. Dass der gedankenschnelle und manchmal unorthodoxe Müller „einzigartig, nicht zu kopieren“ sei mit seinem Gefühl für Raum und Zeit, hebt Flick oft hervor.
Laut werden nun wieder die Rufe nach einer Rückkehr ins Nationalteam, aus dem Müller von Joachim Löw im März 2019 abrupt gestrichen worden war. Doch es ist kaum zu erwarten, dass der Bundestrainer seine Entscheidung revidiert. Die Ironie dabei ist, dass er diese auch fällte, weil er Müller für nicht mehr zeitgemäß hielt im modernen Tempo- und Pressingfußball. In dem des FC Bayern ist er unter Löws ehemaligem Co-Trainer Flick nun der zentrale Taktgeber.