Beim Istaf Indoor trifft die Berlinerin Caroline Joyeux ihren Freund mal wieder

Warum sich die Dreispringerin der LG Nord beim Treffen der Weltklasse-Leichtathleten nicht nur auf den Weit-, sondern auch auf den Stabhochsprung freut.

Caroline Joyeux von der LG Nord startet am Freitagabend beim Istaf Indoor in Berlin.
Caroline Joyeux von der LG Nord startet am Freitagabend beim Istaf Indoor in Berlin.Jan Käfer/imago

Es war ein nur kurzer Arbeitsausflug, der Caroline Joyeux zuletzt ins schneebedeckte Finnland führte: Per Flugzeug ging es am Mittwoch via Lettland nach Helsinki, per Bus dann noch ein Stückchen weiter gen Norden nach Tampere. Am Donnerstagabend stand dort das Tampere Indoor Meeting auf dem Programm der Berliner Drei- und Weitspringerin – nur rund 24 Stunden, bevor Joyeux am Freitagabend in Berlin am diesjährigen Istaf Indoor (17.45 Uhr, Arena am Ostbahnhof) teilnimmt.

Noch ist ein solch eng getakteter Reiseplan kein Alltag für Caroline Joyeux. Mit 21 Jahren steht die Leichtathletin der LG Nord zwar nicht mehr ganz, aber doch noch recht weit am Anfang ihrer Laufbahn. Auf nationaler Ebene hat Jouyeux sich in den vergangenen Jahren erfolgreich etabliert, nun will sie das international schaffen. Einige der Schlüssel: ambitionierte, aber nicht zu detaillierte Ziele, ein gutes Zeitmanagement sowie Inspiration durch einen Partner, der am Freitag ebenfalls in der Arena am Ostbahnhof springt.

Die Konkurrenz wird besser, die Wettkämpfe größer

Ein bisschen Erfahrung hat Caroline Joyeux bereits, wenn es darum geht, die Schlüssel für die richtigen Türen in der Leichtathletik zu finden. Nicht nur dank einer Deutschen U23-Meisterschaft im Dreisprung im Jahr 2021 hat sich die Berlinerin zuletzt einen Namen als Talent gemacht, mit dem in Zukunft zu rechnen ist.

Sie nimmt ihre Entwicklung wahr. Die Konkurrenz wird besser, die Wettkämpfe größer, die Orte, an denen sie stattfinden, spannender. „Letzte Saison hatte ich fast nur Wettkämpfe in Deutschland“, sagt Jouyeux, ehe sie ergänzt: „Das Fliegen, die vielen Wettkämpfe an unterschiedlichen Orten, die ganze Organisation – da komme ich gerade erst rein.“

Man merkt der Berlinerin die Vorfreude auf das, was kommt, an, wenn man mit ihr spricht, etwa der Hallenauftritt in Berlin neben Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo. Es wirkt, als überwinde sie auch den Respekt vor den Herausforderungen, die größere Turniere an entfernteren Orten mit sich bringen. So wird vor allem der Faktor Zeit ein immer bedeutsamerer – genauer gesagt: deren Einteilung.

Mehr denn je steht Caroline Joyeux etwa vor der Aufgabe, ihr tägliches Training sowie die Reisen zu Turnieren mit ihrem Studium an der Technischen Universität Berlin zu verbinden. Ökologie und Umweltplanung studiert sie dort – theoretisch in Vollzeit und im fünften Semester. „Praktisch habe ich bislang deutlich weniger gemacht als andere Studenten“, sagt Joyeux mit einem Lachen. Die zwei Klausuren Anfang März und im April stehen allerdings ganz regulär in ihrem vollen Kalender.

Ein voller Kalender ist – zum Glück – zwar nicht das Einzige, aber doch eine der Gemeinsamkeiten, die Caroline Joyeux mit Ernest Obiena teilt. Der 27-jährige Filipino ist ihr Freund und als Weltklasse-Stabhochspringer bestes vertraut mit Reisestress. „Wir sehen uns eher selten“, meint Joyeux, „aber regelmäßig beim Istaf.“ Während Joyeux dort am Freitag in ihrer Zweitdisziplin Weitsprung an den Start gehen wird, gilt Obiena hinter Superstar Armand Duplantis als einer der Favoriten im Stabhochsprung.

Neben der laut Joyeux „bombastischen Stimmung“ beim Istaf Indoor, ist die – wenn auch nur kurze – gemeinsame Zeit mit Obiena einer der Faktoren, die das Event für die Berlinerin zu einem besonderen macht. Auch, weil sich das Paar ohnehin oft über das Springen austauscht und dabei auch untereinander Inspiration bietet. „Weniger vom Physischen her, aber auf jeden Fall beim Mentalen“, erklärt Joyeux und ergänzt: „Wir reden viel über Druck und Motivation, Wettkämpfe und wie wir uns dabei fühlen.“

Caroline Joyeux will sich auf internationalem Parkett etablieren

Dass es gar nicht so leicht ist, als Profisportler den für sich besten Umgang mit dieser mentalen Komponente zu finden, hat Joyeux in den vergangenen Jahren selbst erfahren: „Seit der U18 war es immer mein Ziel, internationale Norm zu springen. Es hat nie geklappt“, erzählt sie. Irgendwann reifte die Erkenntnis, dass diese recht druckbehaftete Herangehensweise die falsche war. „Ich habe mich zu sehr auf die Weite konzentriert, statt auf die Technik, die es braucht, um diese Weite zu springen“, sagt Jouyeux.

Die Konsequenz: Statt einzelner großer Turniere oder exakter Weiten setzt die Leichtathletin sich mittlerweile grob gefasstere Ziele und sagt: „Ich will mich als international konkurrenzfähige Athletin etablieren.“ Gelingt ihr dies, würden Teilnahmen an Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften, laut Joyeux, schließlich fast zwangsläufig folgen – und ihrem Terminplan noch die ein oder andere Reise hinzufügen.