"Ich sehe im Moment kein Licht am Horizont"

Die Berliner Klubs sprechen sich für einen Saisonabbruch aus. Aber es gibt höchst unterschiedliche Meinungen, wie man die bisherige Spielzeit bewerten soll.

Berlin-Stefan Teichmann, engagierter Präsident des Berlin-Ligisten Berlin United, ein Mann mit vielen Ideen, sagt konsterniert: „Ich sehe im Moment kein Licht am Horizont!“ Er meint die Perspektiven für den Berliner Amateurfußball. „Wir sind mit die Letzten in der Kette, für die sich die Politik interessiert. Es gibt keine Aussagen vom Berliner Senat.“ Es geht um sehr viele Vereine von der Berlin-Liga abwärts bis in die Kreisliga C. 12 805 Partien in allen Spiel- und Altersklassen stehen aus, die der Corona-Virus stoppte.

Stefan Teichmann, Präsident des Berlin-Ligisten Berlin United, sieht derzeit wenig Perspektiven für den Amateurfußball.
Stefan Teichmann, Präsident des Berlin-Ligisten Berlin United, sieht derzeit wenig Perspektiven für den Amateurfußball.

Nun hat der Berliner Fußball-Verband (BFV) um Präsidenten Bernd Schultz Schritte festgelegt. Nach drei Videokonferenzen ist klar: Die Mehrheit der Vereine wünscht sich einen Saisonabbruch. Weil nach juristischer Einschätzung das BFV-Präsidium eine solche Entscheidung nicht treffen kann, werden laut Schultz „die Vereine am 20. Juni bei einem außerordentlichen virtuellen Verbandstag selbstständig über einen Saisonabbruch entscheiden müssen“. Es gilt die einfache Mehrheit. Bei einem Votum pro Abbruch gibt es drei Varianten: Annullierung der Spielzeit, Wertung der Hinrundentabelle mit Aufsteiger, ohne Absteiger, Quotientenregelung (Punkte dividiert durch Spiele; Aufsteiger, keine Absteiger).

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Teichmann sagt, er habe im Team viele Studenten, die United mit einem kleinen Salär unterstützt. „Das fällt jetzt weg, und die Jungs kommen und sagen, sie können kaum noch ihre Miete bezahlen“, sagt er, „und unsere Sponsoren und Partner haben ihre eigenen Probleme.“ Wie wird United, das den Aufstieg angepeilt hatte, sich am 20. Juni verhalten? Teichmann: „Wir sind definitiv für einen Saisonabbruch. Diese Saison ist gelaufen.“ Diese Spielzeit zu annullieren, „wäre vielleicht die fairste Lösung“.

Schwierig ist die Lage für Sparta Lichtenberg in der Berlin-Liga. Dort führt Stern 1900 (22 Spiele, 52 Punkte) vor Sparta (21, 49). Klubpräsident Werner Natalis sagt: „Wenn es zu einem Abbruch kommt und Stern 1900 zum Meister und Aufsteiger gekürt würde, wären wir nicht einverstanden. Wir haben noch ein Nachholspiel gegen die Füchse, bei einem Sieg wären wir mit dem besseren Torverhältnis vorn.“ Würde bei einem Abbruch die Hinrundentabelle gewertet, wäre Sparta Meister. Natalis: „Dann würde sich Stern 1900 sicher wehren. Vielleicht ist ein Annullieren der Saison die beste Lösung. Diese Situation, dieses Hin und Her, hat sich niemand gewünscht.“