Auf der Zielgeraden ihrer Karriere scheint bei Denise Herrmann-Wick alles zu passen

Die 34-Jährige ist nicht nur die einzige Medaillenkandidatin der deutschen Mannschaft, sie ist auch die Anführerin. Das zeigt sie in einem TV-Interview.

Denise Herrmann-Wick wirkte beim Auftakt der Biathlon-WM in Oberhof auch am Schießstand gefestigt.
Denise Herrmann-Wick wirkte beim Auftakt der Biathlon-WM in Oberhof auch am Schießstand gefestigt.Christian Heilwagen/imago

Denise Herrmann-Wick hätte freilich allen Grund gehabt, um ihre Enttäuschung deutlicher zum Ausdruck zu bringen. Sie hätte ihrem Interviewpartner vom ZDF beipflichten, zumindest aber dessen Einschätzung teilen können, dass die äußeren Bedingungen nicht der Grund für diese eine Strafrunde von Benedikt Doll und die dadurch verpasste Medaille im Auftaktrennen der Biathlon-WM in Oberhof waren. Nein, die mittlerweile 34-Jährige stellte sich vor den Teamkollegen, wusste genau, wie sich diese Situation anfühlt, wenn man als Athlet in der Staffel patzt. „Es ist uns allen schon passiert. Es ist die größte Schmach für einen selber, aber man kann sich da gut reinversetzen, mir ist das auch schon passiert“, sagte Herrmann-Wick. „Wir gewinnen gemeinsam, wir verlieren gemeinsam. Wir halten als Team zusammen.“

Vergleiche mit Magdalena Neuner und Laura Dahlmeier sind nicht fair

Die Sportsoldatin aus dem sächsischen Schlema ist die Anführerin einer gesamtdeutschen Mannschaft, in der man eigentlich nur ihr eine Einzelmedaille zutraut. So, wie im vergangenen Jahr, in dem sie mit der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Peking im Einzel über 15 Kilometer ihren größten Einzelerfolg feierte. Für eine begnadete Läuferin scheint das fast ein bisschen wenig zu sein. Vergleiche mit den Seriensiegerinnen Magdalena Neuner oder Laura Dahlmeier aber wären nicht fair – schließlich gehörte die 34-Jährige bis zum Winter 2016 noch zum deutschen Langlauf-Team, schnallte sich erst in der darauf folgenden Saison auch noch ein Gewehr auf den Rücken.

Das Schießen, es ist auch in ihrer siebten Biathlon-Saison noch immer ihre Achillesferse. Einen Fehlschuss kann sie, wenn die Laufform stimmt, in der Loipe meist kompensieren. Manchmal sogar zwei. Denise Herrmann-Wick aber hat, und vielleicht stellte sie sich auch deshalb so schützend vor Benedikt Doll, schon so manche Medaille am Schießstand verloren. In Einzel- und Staffelwettbewerben.

Denise Herrmann-Wick überzeugt im Mixed im Laufen und Schießen

In Oberhof, auf der Zielgeraden ihrer Karriere, scheint die Form auf allen Ebenen zu passen. Beim verpatzten Mixed-Auftakt lief sie in ihrer Runde die schnellste Einzelzeit und am Schießstand verfehlte sie nur einen Schuss, konnte diesen Fehler mit einem Nachlader problemlos ausbügeln. Bei ihrer vielleicht letzten Weltmeisterschaft wirkt Denise Herrmann-Wick locker und dennoch fokussiert: „Ich bin nicht angespannt. Ich versuche, es nicht ergebnisorientiert zu sehen und zu genießen.“ Nach Jahren des Haderns am Schießstand wirkt sie mit sich im Reinen.