Bonns Paukenschlag zum Playoff-Start - Bayern-Premiere

Bamberg. Als die fulminante Heimserie nach 49 Siegen völlig unerwartet zu Ende war, wurde es in der sonst stets brodelnden Bamberger Stechert-Arena für einen Moment fast ganz still. Nur die ungläubigen Jubelschreie der Bonner Spieler und ihrer mitgereisten Fans waren zu hören.

Der Rest starrte wie gelähmt auf jenen Korb, in den Bonns Litauer Benas Veikalas soeben den Ball zu den entscheidenden beiden Punkten für die Gäste geworfen hatte. Was für ein Playoff-Auftakt! Gleich zum Start der K.o.-Runde in der Basketball Bundesliga patzt Titelverteidiger Bamberg gegen den krassen Außenseiter Bonn.

«Ich bin unglaublich stolz auf meine Mannschaft», sagte Bonns Trainer Michael Koch nach dem 75:74-Zittersieg. Kaum jemand hatte einen Pfifferling auf die Telekom Baskets gesetzt, die im vergangenen Jahr nicht einmal in den Playoffs vertreten waren. Erst recht nicht in Bamberg, wo die Brose Baskets ihre eigene Halle zu einer Festung ausgebaut haben, die zuvor letztmals von Frankfurt am 6. Juni 2010 in der Finalserie gestürmt worden war.

Mit der Unbekümmertheit des Underdogs nahmen die Bonner dem Double-Gewinner der vergangenen beiden Jahre aber dessen gefürchteten Offensiv-Rhythmus und behielten auch in der dramatischen Schlussphase die Nerven. «Der Sieg rangiert definitiv in meinen Top Fünf, seit ich Bamberg 2008 verlassen habe», sagte Bonns Center Chris Ensminger.

Für die Bamberger war die Niederlage vielleicht ein Weckruf zur rechten Zeit. «Wenn wir 29 Punkte im letzten Viertel zulassen, dann wird man die Mehrzahl der Playoff-Spiele verlieren», kritisierte Trainer Chris Fleming. Zugleich versprach er den Bonnern in Spiel zwei der Best-of-Five-Serie am Mittwoch einen heißen Tanz. «Wir werden in Bonn eine komplett andere Mannschaft sehen.»

Doch nicht nur für die erfolgsverwöhnten Brose Baskets, auch für die anderen Favoriten diente der Bonner Überraschungscoup als Warnsignal. «Wow, das sind die Playoffs», kommentierte Nationalspieler Jan Jagla via Facebook.

Der Routinier hat schon jede Menge Playoff-Spiele auf dem Buckel, für seinen Club Bayern München kommt es an diesem Samstag bei den Artland Dragons dagegen zu einer Premiere. Es ist das erste K.o.-Runden-Spiel des Aufsteigers, der sich wie erwartet auf Anhieb das Ticket für die heiße Saisonphase sicherte. «Nach dem sehr guten letzten Drittel der Hauptrunde gehen wir mit breiter Brust in die Partie», sagte Münchens Coach Dirk Bauermann.

Gewarnt sein dürfte seit dem Bamberger Ausrutscher auch ALBA Berlin. Der achtmalige Champion ist gegen die s.Oliver Baskets Würzburg klarer Favorit. Einen Selbstläufer erwartet Berlins Geschäftsführer Marco Baldi aber nicht. «Playoffs mit dieser Qualität und Ausgeglichenheit hatten wir seltenst», sagte Baldi. Das gilt auch für das vierte Viertelfinale zwischen dem Überraschungsteam ratiopharm Ulm und den New Yorker Phantoms Braunschweig.

Bundestrainer Svetislav Pesic hatte schon vor dem bemerkenswerten Auftakt gesagt, er erwarte keinen Bamberger Durchmarsch. «Bamberg ist sicher Favorit, aber es wird für sie kein Selbstläufer. Alle acht Teams sind stark, es wird eine interessante Zeit», sagte der Serbe. Schon nach dem ersten Spiel kann man feststellen: der Mann hat recht. (dpa)