Borussia Dortmund startet den Großangriff auf die Bayern

Dortmund - Aus einem Fehler scheint Borussia Dortmund bereits gelernt zu haben: Falsche Bescheidenheit. In der abgelaufenen Saison, als der FC Bayern dank vereinsinterner Querelen und überalterter Mannschaft so leicht besiegbar war, wie seit Jahren nicht, hatte der BVB Angst vor der eigenen Courage. Erst am 24. Spieltag wurde in Dortmund die Meisterschaft als Ziel ausgegeben, auf Druck von außen  – nachdem man 1:2 in Augsburg verloren und neun Punkte Vorsprung verspielt hatte. Im Schlussspurt der Saison zeigte der BVB Nerven und wurde Zweiter.

„Ohne Wenn und Aber um die Meisterschaft spielen“

Wenige Tage nach dem letzten Spieltag war eine Kampfansage zu vernehmen, wie man sie aus Dortmund lange nicht gehört hatte – der BVB hält sich bereits jetzt für deutlich druckresistenter als im Vorjahr. „In die neue Saison gehen mit wir mit der klaren Maßgabe, dass wir ohne Wenn und Aber um die deutsche Meisterschaft spielen“, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, kurz nachdem der 28-Millionen-Transfer von Hoffenheims Nico Schulz verkündet worden war. Mit Zukäufen von Spitzenkräften wie dem Nationalspieler soll Dortmunds Talente-Sammlung weiter stabilisiert und für höhere Ansprüche geformt werden.

Schulz’ Verpflichtung vom Dienstag folgte am Mittwoch Thorgan Hazards Transfer aus Borussia Mönchengladbach. Zwischen 25 und 30 Millionen Euro überweist der BVB für den 26 Jahre alten Belgier. Der Bruder von Chelseas Superstar Eden Hazard ist schnell und abschlussstark und war trotz schwacher Rückrunde mit 21 Scorerpunkten der erfolgreichste Gladbacher. „Wir freuen uns, dass sich Thorgan aus voller Überzeugung für Borussia Dortmund entschieden hat“, sagte BVB-Sportdirektor Michael Zorc. Hazard, der einen Vertrag bis 2024 unterzeichnete, meinte: „Jetzt war der richtige Zeitpunkt, um den nächsten Schritt in meiner Karriere zu gehen.“

Der dritte Multi-Millionen-Deal innerhalb kurzer Zeit ist die Verpflichtung von Bayer 04 Leverkusens Julian Brandt. Der 23 Jahre alte deutsche Nationalspieler  hat einen Vertrag bis 2024 unterschreiben. Eine Ausstiegsklausel in seinem bis 2021 datierten Kontrakt bei Bayer 04 erlaubt Brandt den Wechsel für 25 Millionen Euro. „Julian hat sich dafür entschieden, nach fünfeinhalb Jahren in Leverkusen etwas anderes auszuprobieren. Wir haben darauf bereits personell reagiert“, sagte Bayer-04-Sportdirektor Simon Rolfes mit Blick auf die Verpflichtung von Kerem Demirbay aus Hoffenheim.  „Obwohl Julian Brandt schon lange in der Bundesliga spielt und sowohl national als auch international über viel Erfahrung verfügt, ist er mit 23 Jahren immer noch ein sehr junger Profi mit Entwicklungspotenzial“, sagte Dortmunds Sportdirektor Zorc. „Der BVB ist knapp am Titel vorbeigeschrammt, es gibt also Luft nach oben. Ich habe viel vor mit den Jungs“, erklärte Brandt.

Christian Pulisic wechselt zum FC Chelsea

Drei Nationalspieler, Leistungsträger von ambitionierten Klubs und ein Transfervolumen von etwa 80 Millionen Euro – BVB-Boss Watzke hat seine Kampfansage durchaus beeindruckend untermauert und das Bayern-Motto „gleichzeitig die Konkurrenz schwächen“ übernommen. Ein größeres finanzielles Abenteuer ist die Einkaufstour aber nicht. Immerhin konnte der BVB in Christian Pulisic einen – mal mehr, mal weniger – Reservisten für 64 Millionen Euro an den FC Chelsea abgeben.

Dortmunds Kaufrausch ist nicht nur ein Zeichen in Richtung der ebenfalls spendablen Bayern, die den schwer verletzten Lucas Hernández für 80 Millionen Euro von Atlético Madrid verpflichtet haben. Der BVB reagiert auch auf den RB Leipzig, die finanzielle Großmacht im Rücken der Borussia. „Wir müssen in den nächsten Jahren extrem auf RB aufpassen“, sagte Watzke. Ebenso wie der FC Bayern auf den extrem selbstbewussten BVB.  „Borussia Dortmund gehört nach oben. Wir werden alles daran setzen, dass wir im nächsten Jahr wieder oben sind und am Ende Meister werden“, betonte Kapitän Marco Reus.