Bundesliga-Kommentar: So könnte in dieser Saison sogar der FC Bayern entmachtet werden
Tja, das war es dann wohl für den armen Niko Kovac. Spätestens am Dienstag dürfte der Bayern-Trainer fällig sein, wenn nicht mindestens ein 7:0 in der Champions League gegen Ajax Amsterdam herausspringt. In der Tabelle hinter Borussia Dortmund, da werden die Altvorderen des Klubs immer sehr nervös, so wie vor ziemlich genau einem Jahr, als sie in heller Panik Carlo Ancelotti abservierten. Da waren es drei Punkte Rückstand auf den BVB, diesmal ist es nur einer, dafür sind es bloß zwei Zähler vor Werder Bremen, und das gibt nun wirklich zu denken.
Für die Bundesliga war diese Woche ein Glücksfall, auch was ihr seit der vergangenen Europapokalsaison und der WM etwas angekratztes internationales Renommee angeht. Am Sonnabend wurde dem weltweiten Fußballfan allerhand geboten: Juventus Turin gegen Neapel (3:1), Barcelona – Bilbao (1:1), Madrider Derby (0:0), römisches Derby (3:1 für AS Rom), West Ham gegen Manchester United (3:1), Chelsea – Liverpool (1:1), Nizza – Paris St. Germain (0:3).
In Deutschland konnte da allenfalls Leverkusen gegen Dortmund mithalten – wenn nicht ausgerechnet Leverkusen mitspielen würde, hätte man vorher gesagt. Aber dann gab sich die rheinische Schlaftablette alle Mühe, versiebte formschön eine komfortable Führung und machte die Liga spannend. Dabei hatten sich Fachleute noch am Dienstag mit Spekulationen überboten, ob die Bayern nun im Februar, März oder doch erst April Meister werden, und mit zwanzig, dreißig oder fünfzig Punkten Vorsprung.
Phasenweise entfesselt
Aber dann schafften die Münchner, die ihre Gegner bis dahin mit einer erschreckenden Beiläufigkeit erledigt hatten, in zwei Spielen nur ein Tor und einen Punkt, während die Borussen sechs Punkte und elf Tore auf den Rasen zauberten. Dabei wirkten sie phasenweise so entfesselt, dass man eigentlich jeden Augenblick die fristlose Kündigung des Trainers Lucien Favre erwarten muss, dem solch ein wildes Treiben keinesfalls geheuer sein kann.
Gerade rechtzeitig hat sich die Bundesliga dem europaweiten Trend zur partiellen Ausgeglichenheit angeschlossen, der nur an Cristiano Ronaldos Juventus Turin und Thomas Tuchels St. Germain vorübergegangen zu sein scheint. Freuen wir uns also auf eine packende, spektakuläre und bis zum Schluss spannende Saison, die eventuell sogar mit der Entmachtung des designierten Ewigkeitschampions aus München endet. Es sei denn, Dortmund schafft am Sonnabend nur ein 1:1 gegen Augsburg und Bayern gewinnt 7:0 gegen Gladbach. Dann ist natürlich alles wieder ganz anders.