Carlos Sainz jr. folgt bei Ferrari auf Sebastian Vettel

Nicht Lewis Hamilton und auch nicht Daniel Ricciardo - der italienische Sportwagenbauer hat sich bei der Vergabe des freien Cockpits für den Sohn von Rallye-Weltmeister Carlos Sainz entschieden. Der Spanier misst sich bei den Italienern nun mit Alphatier Charles Leclerc.

Maranello-Behaupte noch einer, in der Formel 1 stünden die Räder still. So viel Action war selten in der Königsklasse, jedenfalls was das Transferkarussell betrifft. Ferrari hat nur 48 Anstands-Stunden seit der Trennung von Sebastian Vettel verstreichen lassen, ehe jetzt Carlos Sainz jr. als Nachfolger vorgestellt wurde.

In der Formel 1 der König des Mittelfelds: Carlos Sainz jr.
In der Formel 1 der König des Mittelfelds: Carlos Sainz jr.

Der 25 Jahre alte Spanier fährt in dieser Saison – wenn gefahren werden kann – noch für McLaren. Dort wird ihn 2021 Daniel Ricciardo ersetzen. Der Australier ist bei Renault unter Vertrag und war selbst Kandidat für die Scuderia. Ein Platz beim französischen Werksteam bleibt damit eine vage Option für den geschassten Vettel.

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Carlos Sainz Vázquez de Castro trägt den Zusatz junior im Namen, damit er nicht mit seinem Vater verwechselt wird, der Anfang der Neunziger Jahre zweimal Rallye-Weltmeister war. Die Fahrweise des Seniors im Gelände, die ihm den Spitznamen „El Matador“ eingebracht hatte, deckt sich durchaus mit der des Sohnes auf der Rundstrecke.

Der Formel-1-Pilot Sainz ist neben dem Niederländer Max Verstappen wohl der heißblütigste Fahrer der aktuellen Generation. Beide sind im Nachwuchsprogramm von Red Bull Racing groß geworden, Sainz aber wurde nicht befördert, sondern ausgeliehen. Im Sommer 2018 schien seine Karriere zu Ende. Zwar hatte der Mann aus Madrid drei Optionen, aber er war nirgendwo erste Wahl. Dass er schließlich bei McLaren zum Zug kam, hatte er seinem Landsmann Fernando Alonso zu verdanken, der für 2019 ein Sabbatical ankündigte.

Sainz kennt sich, wenn er bei Ferrari den vierfachen Champion Vettel ersetzt, also mit Nachfolgeregelungen aus. Beim britischen Rennstall, der sich langsam wieder aus dem Mittelfeld nach oben arbeitet, schaffte Sainz den persönlichen Durchbruch, was offenbar auch Ferrari-Teamchef Mattia Binotto im Zuge der Verjüngungskur goutiert. Beim Rennen in Brasilien schaffte er es vom letzten Platz in der Startaufstellung am Ende auf Rang drei – das erste Formel-1-Podium seiner Karriere. Imposanter ist aber noch eine andere Rechnung. Würde man die Resultate der Fahrer aus den beherrschenden drei Top-Rennställen herausrechnen, wäre Carlos Sainz jr. der beste Pilot der letzten Saison gewesen – mit 50 Punkten Vorsprung. Ein König des Mittelfelds.

Vom Talent und vor allem dem Selbstbewusstsein her ist es ihm durchaus zuzutrauen, sich an der Seite von Charles Leclerc zu emanzipieren, der als Eigengewächs bei Ferrari der auserkorene Liebling ist. Bei der Fahrerwahl der Scuderia kam es offenbar nicht darauf an, einen erfahrenen Rennsieger zu verpflichten, sondern ein Pendant für den erst 22 Jahre alten Leclerc, der Referenz und Antreiber zugleich sein kann.

Die Verpflichtung von Lewis Hamilton, mit dem die Ferrari-Führung schon ein erstes Kontaktgespräch geführt hatte, wäre in eine völlig andere Richtung gegangen – ein Duell der Alphatiere. Dieses ist aber auch mit Sainz nicht ausgeschlossen, der jetzt einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben hat: „Ich bin sehr gespannt auf die Zukunft…“