Champions League Viertelfinale: Schweinsteiger rettet Bayern-Remis
Manchester - Manchester United ist kein Freilos! Das ist die Erkenntnis, die der FC Bayern am Dienstagabend beim Viertelfinal-Hinspiel der Champions League im Old Trafford machen musste. Im Gegenteil: Der englische Rekordmeister, der bei dem Versuch eines Umbruchs zuletzt in eine schwere Krise geraten war, hat immer noch die Klasse und die Leidenschaft, um im entscheidenden Moment formidable Leistungen zu entwickeln.
Dennoch gingen die Münchner einmal mehr nicht als Verlierer vom Platz, sondern als eine Mannschaft, die nach dem 1:1 (0:0) natürlich fürs Rückspiel am kommenden Mittwoch die besseren Karten hat. „Manchester hat sehr defensiv gespielt und das war heute sicherlich nicht einfach, wenn ein Gegner so tief drin steht. Aber wir haben doch ein ganz gutes Ergebnis erzielt, ein Ergebnis, mit dem wir zufrieden sein müssen“, sagte Stürmer Arjen Robben.
Nach gerade mal fünf Minuten war klar, welch reizvolles Duell die Losfee Luís Figo bei der Ziehung der Viertelfinalpaare mit der Begegnung der Großklubs da aus den Töpfchen gezaubert hatte. Da die Bayern, die trotz der Absenz von Thiago (verletzt) und Dante (gesperrt) im Old Trafford sogleich in den Pep-Guardiola-Modus übergingen und sich mit der 1001-Pass-Taktik die gewünschte Dominanzsituation erspielten.
Hier die Engländer, die wohl erstmals in ihrer jüngeren Champions-League-Geschichte vor heimischem Publikum als Außenseiter in eine Partie gegangen waren, sich aber diese Rolle auf ziemlich geschickte Art und Weise im taktischen Sinne zu eigen machten. Riskantes Gegenpressing? No! Bloß nicht ? das hat unter Trainer David Moyes noch nie funktioniert. Sicher stehen und kontern? Yes! Reaktion ist eben noch immer einfacher zu organisieren als Aktion.
So kam nach exakt fünf Minuten auf Zuspiel von Wayne Rooney plötzlich Danny Welbeck im Strafraum der Bayern an den Ball. Xavi Martínez, der von Guardiola für Dante in der Viererkette als Innenverteidiger aufgeboten wurde, stürzte herbei. Welbeck lupfte, schoss, jubelte. Das 1:0? Doch Schiedsrichter Carlos Velasco Carballo beruhigte den düpierten Martínez mit einem Pfiff. Welbeck, so Carballos Verdacht, habe mit seinem Bein die Gesundheit des Spaniers gefährdet. Verwunderung allenthalben.
Schweinsteiger sieht Gelb-Rot
Bei United war eigentlich nur Rooney von Defensivaufgaben entbunden. Der Frontmann der Red Devils, der nun 35 Minuten lang mit ansehen musste, wie seine Kollegen von den penetranten Münchnern mit einem schon fast unheimlichen Belagerungsfußball gequält wurden. Im Besonderen sein alter Weggefährte Ryan Giggs, der mit seinen 40 Jahren wie verzweifelt den endlosen Ballstafetten der Gäste hinterherhechelte. In der 40. Minute allerdings konnte sich United für einen Moment aus der Umklammerung befreien. Rooney passte erneut auf Welbeck, der Jérôme Boateng entwischte, schließlich allein auf das Tor der Bayern zusteuerte, aber mit einem kümmerlichen Lupfer Keeper Manuel Neuer Gelegenheit zur Heldentat schenkte.
Der in der Bundesliga zur Tatenlosigkeit verdammte Nationaltorhüter war allerdings chancenlos, als Rooney in der 58. Minute von der linken Seite mit einem präzisen Eckstoß auf den Kopf von Nemanja Vidic zielte. Der Abwehrmann gab dem Ball mit der nötigen Wucht die richtige Richtung mit auf den Weg.
Doch einmal mehr hatte Guardiola die richtige Antwort parat. Fünf Minuten nach dem 0:1 schickte er für den enttäuschenden Thomas Müller den Kroaten Mario Mandzukic aufs Feld. Ein Glücksgriff, denn Mandzukic erkannte nur vier Minuten nach seiner Einwechslung den Laufweg von Bastian Schweinsteiger, der die Kopfballablage des Stürmers per Drop-Kick zum Ausgleich nutzte.
So sehr sich der deutsche Nationalspieler über seinen Treffer freute, so sehr ärgerte er sich nach 90 Minuten über seine Hinausstellung und damit natürlich auch über Carballo, der ihm zunächst die zweite Gelbe Karte und folgerichtig auch eine Rote Karte präsentiert hatte. Auf Schweinsteiger und den gelbgesperrten Martínez müssen die Bayern im Rückspiel verzichten. (BLZ)