Der Restart der Fußball-Bundesliga spaltet das Land

Während sich einige Ministerpräsidenten wie die Liga dafür aussprechen, dass im Mai der Ball wieder rollen soll, bemängeln Kritiker die Sonderrolle der kickenden Branche.

Berlin-Der Montag könnte ein Wendepunkt in der Diskussion gewesen sein, ob die Saison der Ersten und Zweiten Fußball-Bundesliga trotz anhaltender Coronakrise zeitnah ohne Fans wiederaufgenommen werden kann. Die Ministerpräsidenten Markus Söder (Bayern) und Armin Laschet (Nordrhein-Westfalen) brachten in der Live-Sendung der Bild-Zeitung den 9. Mai ins Gespräch. Auch der sächsische Landeschef Michael Kretschmer sprach sich für einen Restart aus, indem er wissen ließ: „Geisterspiele sind besser als nichts.“ Und nicht zuletzt sprang auch CDU-Gesundheitsminister Jens Spahn seinen Union-Parteikollegen bei und spricht von einem „Stück Normalität, wenn auch im leeren Stadion.“

Die Frage lautet: Wann fallen in der Bundesliga wieder Tore?
Die Frage lautet: Wann fallen in der Bundesliga wieder Tore?Foto: Philipp Szyza/Imago Images

Offensichtlich hat die Lobbyarbeit der Fußballer gefruchet. Immer wieder ist ja von den 13 Profivereinen die Rede, die von der Insolvenz bedroht wären, wenn die vierte Tranche TV-Geld und Sponsoreneinnahmen nicht fließen. Dennoch bleiben natürlich viele Fragen offen. Im Kern geht es darum, die Sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Spieler, Trainer und Mitarbeiter sollen entsprechend alle drei Tage einem Schnelltest auf den Coronavirus unterzogen werden. Bis zum Ende der Saison wären 20.000 Tests nötig.

Gesundheitsexperte Lauterbach kritisiert Vorstoß

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sieht den Vorstoß der Ministerpräsidenten entsprechend kritisch. „Die Bundesliga würde mehrere zehntausend Tests verbrauchen, die in Pflegeeinrichtungen und Schulen fehlen“, schrieb der Politiker auf Twitter. „Dazu würden Fantreffen Infektionsketten anstoßen. Auch ist unklar, weshalb dann andere Sportarten warten müssen. Niemand braucht ,Brot und Spiele‘.“ Schon vor dem Treffen der Sportminister am Montag hatte der SPD-Mann geschrieben: „Der Druck für eine Lex Bundesliga schadet jetzt.“

Auch der Zusammenschluss „Fanszenen Deutschlands“ hatte ja abgestimmt die Sonderrolle der Fußballer kritisiert: „Eine baldige Fortsetzung der Saison wäre blanker Hohn gegenüber dem Rest der Gesellschaft. Der Profifußball ist längst krank genug und gehört weiterhin in Quarantäne“, hieß es unter anderem in einem Rundschreiben, das der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zugeschickt wurde.

Sportphilosoph Gunter Gebauer hat zudem die Frage aufgeworfen, was passiert, wenn ein Spieler beim geplanten Neustart infiziert ist und andere Profis ansteckt. „Das würde sich auf den ganzen Betrieb auswirken. Spiele würden annulliert. Und man müsste noch mehr testen. Einige Profis könnten auf den Gedanken kommen, Regressforderungen an den Verein zu stellen, weil sie spielen müssen“, sagte der 76 Jahre alte Wissenschaftler der Märkischen Oderzeitung.

An diesem Donnerstag kommt es zu einer außergewöhnlichen Mitgliederversammlung der 36 Erst- und Zweitligaklubs, in der sie per Videoschalte über das weitere Vorgehen abstimmen wollen.