Daniel Altmaier ist in Paris der Mann der Stunde

Der Erfolg des 22-Jährigen aus Kempen am Niederrhein ist kein Zufall. Im Besonderen zahlt sich jetzt bei ihm nun das harte Fitness-Training der vergangenen Monate aus.

Erstaunliche Erfolgsgeschichte: Daniel Altmaier.
Erstaunliche Erfolgsgeschichte: Daniel Altmaier.AFP/POUJOULAT

Berlin/Paris-Daniel Altmaier drehte sich zu seinem Team um, dann tippte er sich mit dem rechten Zeigefinger an die Stirn und ging ans Netz, um dem geschlagenen Matteo Berrettini zu gratulieren. Mit einem 6:2, 7:6 (7:5), 6:4 gegen den Weltranglistenachten aus Italien erreichte der Qualifikant aus Kempen am Niederrhein bei den French Open das Achtelfinale, und Altmaier plant noch mehr. „Das ist erst der Anfang“, sagte der 22-Jährige bei Eurosport.

Nach vielen Verletzungen und einem komplett verpassten Jahr 2018 ist Altmaier anscheinend unaufhaltsam auf dem Weg nach oben. Die Zusammenarbeit mit dem argentinischen Coach Francisco Yunis, zu dessen Trainingsgruppe er seit September 2019 gehört, hat ihn einen gehörigen Schritt nach vorne gebracht: „Bei unserem Fitnessprogramm wäre selbst Rocky zusammengebrochen.“

Seiner körperlichen Fitness galt Altmaiers Hauptaugenmerk auch nach dem Sieg gegen Berrettini. Er müsse „jetzt relativ schnell aufs Fahrrad und mich ausradeln“, sagte er und lächelte bei den Glückwünschen zum Erreichen der zweiten Woche eines Grand-Slam-Turniers: „Ich war in der Quali, für mich ist es schon die dritte Woche.“

Die will er jetzt wie gewohnt in aller Ruhe angehen, Hektik ist für Altmaier ein Fremdwort. „Ich hab’ in diesem Jahr so viele Matches auf so vielen Ebenen gespielt und dabei gelernt, mich immer nur auf das zu konzentrieren, was ich gerade tue. Seitdem ich das verinnerlicht habe, geht alles viel einfacher.“

Einfach ging für ihn auch das Match gegen Berrettini. Ein frühes Break zum 2:0 verschaffte Altmaier im ersten Satz nach zehn Minuten eine 3:0-Führung. Vor allem die präzise geschlagene einhändige Rückhand von Altmaier bereitete dem Italiener große Probleme. „Beim Einschlagen hat er richtig draufgehauen“, erzählte Altmaier. „Aber als das Match dann angefangen hat, habe ich gemerkt: Wow, er fährt einen Gang runter.“

Der Deutsche erkannte seine Chance, nach zwei Breaks und gerade mal 29 Minuten Spielzeit gewann er den ersten Satz 6:2. „Dann haben sich Türen geöffnet“, sagte er, „ich hatte immer das Gefühl, dass ich mit meinem Spiel über ihm stand und die Punkte diktieren konnte.“

Im zweiten Satz machte Berrettini zunächst mehr Druck und holte sich gleich im ersten Spiel das Break zum 1:0. Sein Vorsprung reichte allerdings nicht zum Satzausgleich, denn im zehnten Spiel schaffte Altmaier das Rebreak zum 5:5. Dennoch war er mit sich selbst in dieser Phase nicht ganz zufrieden: „Mein Aufschlag war nicht da, ich hatte Glück, dass ich den Satz trotzdem gewonnen habe.“

Im dritten Durchgang biss sich Altmaier an seinem Gegner fest, er gewährte Berrettini keine freien Punkte und erlief fast jeden Ball. Breakchancen des Italieners wehrte er mit seinem starken ersten Aufschlag ab. Im fünften Spiel holte sich der Deutsche das Break zum 3:2 – es reichte zum Sieg. Nach 2:15 Stunden verwandelte Altmaier seinen ersten Matchball.