London-Peter Wright stand auf der Bühne des Alexandra Palace in London, mit Tränen in den Augen und mit einer großen Botschaft: „Du darfst niemals aufgeben – egal, wie viele Niederlagen du eingesteckt hast“, rief er den Zuschauern nach dem Finale der Darts-WM zu. Bei anderen Sportlern mögen solche Worte klingen wie eine Phrase, doch in seinem Fall, im Fall des neuen Weltmeisters, spiegeln sie einfach nur seine Geschichte. Es ist die Geschichte eines Profis aus kleinen Verhältnissen, der eigentlich schon am Ende war mit seiner Karriere – und sich jetzt belohnt hat für seine Beharrlichkeit.

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Wright war ein kleiner Junge, als er mit seiner Mutter aus Schottland nach London kam. Nach dem Tod seines Vaters hatte sie Angst, dass die schottischen Behörden ihr den Sohn wegnehmen. Im Alter von 13 Jahren bekam Wright Darts-Pfeile geschenkt, doch für eine Scheibe reichte das Geld nicht, also übte er an Bäumen.
Der ersten WM folgten viele Rückschläge
Er stieg auf zu einem der besten Spieler Londons und nahm 1995 zum ersten Mal an einer WM teil. Dort scheiterte er früh. Danach spielte er fast nur noch in lokalen Ligen und schlug sich als Lagerarbeiter, Speditionsfahrer und mit anderen schlecht bezahlten Jobs durch. 14 Pfund verdiente er in der Woche, wie er später berichtete, außer seiner Frau Joanne hatte er niemanden, der ihn unterstützte.

Sie überredete ihn im Jahr 2010, seinen Traum vom Profi-Dasein umzusetzen. Doch der Plan schien auf Dauer nicht tragfähig zu sein. Bei der WM 2014 wollte er seine Abschiedsvorstellung geben und sich danach einen anständigen Beruf suchen – doch er wurde bei dem Turnier Vizeweltmeister und schaffte damit den Durchbruch, als er sich fast schon aufgegeben hatte.
Heute ist er ein Paradiesvogel
Sein Gegner im Endspiel war damals Michael van Gerwen. Die beiden sollten sich danach immer wieder treffen, immer wieder sollte Wright unterliegen. Jetzt besiegte er seinen Angstgegner im Finale 7:3 und krönte sich mit 49 Jahren zum ältesten erstmaligen Darts-Weltmeister der Geschichte.
Mit dem jungen Mann, der sich 1995 zum ersten Mal bei einer WM versuchte, hat Wright äußerlich nichts mehr gemeinsam. Damals wirkte er unauffällig mit seinen kurzen, schwarzen Haaren. Eigentlich unvorstellbar, wenn man ihn heute sieht mit den Tätowierungen, dem Spitznamen Snakebite und dem bunt gefärbten Irokesen-Schnitt.
Um die Haare kümmert sich seine Frau, die einen Friseursalon im heimischen Lowestoft an der englischen Ostküste betreibt. Ohne sie würde es den Paradiesvogel und den neuen Weltmeister Peter Wright nicht geben.