Das Unternehmen Titelverteidigung wird für den BFC Dynamo kein Selbstgänger
Durch die Verkleinerung der Spielklasse kommt es Woche für Woche nur zu Spitzenspielen. Da heißt es Konstanz zeigen, wenn man ganz oben mitmischen will.

Berlin – Berti Vogts hat recht. Es gibt keine Kleinen mehr, hatte der Ex-Bundestrainer einstmals verkündet. Damit hatte er zwar mehr die Nationalmannschaften und internationalen Auswahlen im Sinn, aber dieses Motto kann man getrost auf die neue Regionalligaspielzeit 2022/23 übertragen. Ein Topfavorit ist im Nordosten nicht auszumachen, weit mehr als ein halbes Dutzend Bewerber gibt es für den wieder einmal mehr nicht zum Direktaufstieg berechtigenden Meisterschaftstitel.
Darunter ist natürlich der Titelverteidiger BFC Dynamo, der es ja geschafft hat, nach dem verpassten Aufstieg sein Gerüst zusammenzuhalten und mit einigen Akteuren anzureichern, von denen sich der neue Trainer Heiner Backhaus ein gehöriges Maß an Innovation und Spielwitz verspricht.
Toptorjäger Christian Beck wurde gehalten und der Methusalem der Weinrot-Weißen ist sich nicht zu schade dafür, dass neu implantierte Pressing-System mitzugehen. Gestandene Akteure wie Andreas Pollasch, Niklas Brandt oder Alexander Siebeck gehören ebenfalls weiter zum Team, einzig den Verlust von Andor Bolyki an Drittligist Hallescher FC hat man in Hohenschönhausen zu beklagen. Teamintern wird Matthias Steinborn vermisst, dessen Vertrag nicht verlängert wurde und der sich Ligakonkurrent Babelsberg angeschlossen hat.
BFC auf Verjüngungskurs
Dafür kamen acht neue Akteure, die den erwünschten Verjüngungsprozess vorantreiben, und die allesamt auf dem Papier als hoffnungsvolle Zugänge angesehen werden müssen.
Einer davon ist beispielsweise Torwart Matthias Hamrol, der sich am Sonnabend beim Ligaauftakt (13.30 Uhr) gleich mal einer Konfrontation mit seinem Ex-Klub ZFC Meuselwitz gegenübersieht. Der aus dem Rheinland stammende Schlussmann macht nicht nur darin einen gewissen Reiz aus, er weiß auch, was auf die Dynamos als Titelverteidiger zukommen wird. „Die Ligen wurden ja verkleinert. Es gibt also keine klassischen Punktelieferanten mehr. Es wird darauf ankommen, gut aus den Startlöchern zu kommen und eine maximale Konstanz an den Tag zu legen“, glaubt der 28-Jährige.
Damit wird er kaum falsch liegen, wie auch Vorjahrestorschützenkönig Christian Beck einräumt, der jetzt neben Darryl Geurts die neuen Sturmkollegen Cedric Euschen und Amar Suljic neben sich weiß. Der Bosnier ließ im Vorjahr in der Regionalliga Bayern mit elf Treffern aufhorchen. Euschen kam mit der Empfehlung von acht Treffern für die Sportfreunde Lotte aus der Regionalliga West. Beide Transfers zeigen, dass man beim BFC sich nicht mehr alleine nur auf die Qualitäten eines Beck verlassen möchte, sondern die Angriffslast wie -lust gleichermaßen auf mehrere Schulter verteilen möchte.
BFC-Trainer Backhaus wilderte in Koblenz
Auch in der Hintermannschaft hat sich was getan. Backhaus brachte aus Koblenz mit Artur Ekalle und dem 1,96 Meter großen Hünen Dominic Duncan zwei alte Bekannte mit. Gerade der US-Boy ist ein Typ, der auch bei Standards vorne mitmischt mit seiner Kopfballstärke.
Beck glaubt: „Es wird ein brutal schweres Jahr. Es gibt kein einfaches Spiel mehr.“ Da es keine Kleinen mehr gibt, gibt es halt nur noch Große. Und davon der Größte zu ein, wird nicht einfach.