DEB-Team gewinnt Deutschland Cup: Reindl greift Opposition an
Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft siegt erstmals seit 2015 im Deutschland Cup. Doch nur ein Drittel der Spieler wird wohl bei Olympia dabei sein.

Berlin-Die Spieler jubelten über den ersten Deutschland-Cup-Triumph seit sechs Jahren, und Bundestrainer Toni Söderholm gewann wichtige Erkenntnisse für sein Olympia-Team. Doch der Streit im Verband sorgt weiter für Unruhe im deutschen Eishockey: Präsident Franz Reindl griff die Opposition frontal an.
Nach dem 4:1 (2:0, 1:1, 1:0) zum Abschluss des Heimturniers in Krefeld gegen die Slowakei hielt die Nationalmannschaft erstmals seit 2015 wieder den Siegerpokal in Händen und machte beim letzten Casting 82 Tage vor den Winterspielen in Peking Werbung in eigener Sache. Der Berliner Leo Pföderl hatte die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) vor erneut nur 2309 Zuschauern bereits nach 14 Sekunden in Führung gebracht. Schweden-Legionär Tobias Rieder erhöhte in der sechsten Minute. Samuel Bucek verkürzte daraufhin für die Slowaken, danach trafen jedoch der Wolfsburger Dominik Bittner und erneut Rieder, der sein viertes Turniertor erzielte.
Söderholm hat die Qual der Wahl
Aber mehr als ein Drittel dieses Teams wird in China neben den NHL-Stars Leon Draisaitl, Philipp Grubauer und Moritz Seider wohl nicht auflaufen. Der Bundestrainer nutzt den Deutschland Cup in diesem Jahr, um einige Wackelkandidaten für die bevorstehenden Groß-Turniere im kommenden Jahr bei Olympia im Februar in Peking und der WM im Mai in Helsinki zu testen. Nun hat Söderholm die Qual der Wahl für die Olympischen Spiele (4. bis 20. Februar 2022).
Pluspunkte sammelten in Krefeld unter anderem der Wolfsburger Torhüter Dustin Strahlmeier, der beim 3:0 gegen die Schweiz alle 28 Schüsse abwehrte und auch gegen die Slowakei den Sieg festhielt, die WM-Verteidiger Marco Nowak und Fabio Wagner sowie die Pyeongchang-Silberhelden Marcel Noebels und Leo Pföderl von den Eisbären Berlin.
DEB-Präsident Reindl attackiert seine Gegner
Vor allem aber überzeugte der Schweden-Legionär Tobias Rieder, der nicht nur seine Defensivqualitäten unterstrich, sondern auch die Siegtore beim 4:3 gegen Russland und gegen die Schweiz erzielte. Gegen die Slowaken traf der ehemalige NHL-Stürmer noch zweimal, Pföderl war zum dritten Mal innerhalb des Deutschland Cups erfolgreich. „Es ist beeindruckend, wie die Jungs füreinander kämpfen“, sagte Söderholm, der vor allem Spieler für bestimmte Rollen sucht: „Man hat gewisse Puzzleteile, sie müssen alle irgendwo reinpassen.“
Aufhorchen ließ DEB-Präsident Reindl, der am MagentaSport-Mikro seine internen Gegner scharf attackierte. „Da gibt es zwei, drei Menschen, die nicht die Aufklärung wollen, sondern die Vernichtung“, sagte der Präsident, der wegen seiner Tätigkeit als bezahlter Geschäftsführer einer DEB-Tochtergesellschaft in die Kritik mehrerer Landesverbände geraten ist, „ich weiß nicht, woher der Hass kommt.“
Der 66-Jährige, der im September bei der Wahl zum Präsidenten des Weltverbandes IIHF gescheitert war, deutete an, doch als Chef des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) weitermachen zu wollen: „Die Schläge motivieren mich eher.“ Der verbandsinterne Krach habe Folgen: „Das belastet uns alle und trifft den deutschen Eishockeysport.“
Söderholm überlegt sich seine Vertragsverlängerung noch
So hat sich Erfolgstrainer Söderholm noch nicht entschieden, ob er seinen im nächsten Jahr auslaufenden Vertrag verlängern wird. „Zeitnah“ will Sportdirektor Christian Künast „dieses Thema vom Tisch“ haben und setzte eine Deadline: Bis zur WM in Finnland (13. bis 29. Mai 2022) „muss es geklärt sein“.
Geklärt ist auf jeden Fall die Impffrage: Alle Spieler, die in Peking spielen sollen, „werden zu dem Zeitpunkt geimpft sein“, betonte Künast. Wegen der Quarantänebestimmungen hatte der DEB angekündigt, keine Ungeimpften zu Olympia mitzunehmen.