Dennis Clifford: Alba Berlins neuer Center hilft auf dem Parkett und abseits davon
Wenn Dennis Clifford über Alba Berlin spricht, hört man die Lust heraus, für diesen Klub Basketball zu spielen. Er sagt Sätze wie: „Ich bin immer motivert und freue mich auf die Spiele.“ Auf die Partie am Freitag etwa in der Arena am Ostbahnhof gegen Tübingen (19 Uhr). Clifford ist einer von sechs Neuen im Kader, im Sommer kam er von den Santa Cruz Warriors aus der D-League, der Entwicklungsliga der NBA.
Auf dem Zettel habe man ihn allerdings schon länger gehabt, erzählt Geschäftsführer Marco Baldi. Diesen Sommer wurde das Interesse dann konkreter. Es folgten intensive Beobachtungen auf Video und persönlich bei der Summer League in Las Vegas, gute Gespräche und schließlich die Vertragsunterzeichnung. „Den normalen Vorgang“, nennt Baldi dies.
Intensive Recherchen
Bei diesem Vorgang schaut die sportliche Leistung nicht nur auf die basketballerischen Qualitäten eines Profis. Eine weitaus größere Rolle, als man vermuten könnte, spielt der Charakter. Um herauszufinden, ob sich ein Kandidat ins Team einfügen könnte, unternehmen die Berliner große Anstrengungen. „So viel wie möglich“ achteten sie auf die Persönlichkeit, erklärt Baldi: „Wir betreiben viel Recherche, sprechen mit ehemaligen Trainern und Mitspielern und allen möglichen Leuten aus dem Umfeld.“
So ist es auch vor dieser Saison bei Clifford gewesen. Dass der US-Amerikaner sportlich gut in den neu zusammengestellten Kader passt, ist spätestens seit Anfang dieser Woche klar. Sieben seiner acht Würfe traf der 2,13 Meter große Center am Montag bei der Niederlage gegen Bremerhaven. Mit 18 Punkten war er Albas bester Punktesammler und steuerte außerdem sieben Rebounds bei. Seine Größe in Kombination mit einem ordentlichen Ballgefühl und Spielverständnis machen Clifford zu einem unangenehmen Gegenspieler. Der 25-Jährige aus Bridgewater/Massachusetts gibt Alba Kraft und Durchsetzungsvermögen unter den Körben.
Er ist aber auch ein wichtiger Faktor für die Teamchemie. Das ergab Albas Recherche schnell. Von allen Seiten, sagt Manager Baldi, habe man bescheinigt bekommen, dass Clifford mannschaftsdienlich auftrete. Der Center selbst sagt: „Ich bin gut darin herauszufinden, was meine Mitspieler machen, und mich dem anzupassen.“ Zu seinem Charakter sagt er: „Wenn meine Mitspieler etwas gut machen, freut und animiert mich das.“ Clifford wirkt wie der emotionale Anführer der jungen Berliner Mannschaft. In den Begegnungen lässt er seiner Energie und Leidenschaft freien Lauf. Er hilft dabei, dass das Team zusammenwächst.
„Es ist wichtig, dass man verschiedene Charaktere dabeihat“
Schon jetzt sagt Clifford. „Wir haben eine gute Mischung. Alle kommen gut miteinander klar und haben Spaß zusammen.“ Dabei untermauerte er auf Anhieb seinen Ruf als Witzbold. Abseits des Parketts ist er fast ausnahmslos gut gelaunt. Gleich zu Beginn der Teamfindung, während der traditionellen Tour durch eine Recyclinganlage des Klub-Gesellschafters, war er für jeden Spaß zu haben, war ihm keine Pose für die Fotografen zu skurril.
Die Kollegen schätzen seine Art. Kapitän Niels Giffey nennt Clifford einen „guten Typen“, einen „Entertainer“. Doch ausschließlich Spieler mit dem Charakter eines Dennis Clifford, ein Kader aus lauter Stimmungskanonen, findet Baldi nicht ideal: „Es ist wichtig, dass man verschiedene Charaktere dabeihat. Jemanden, der mal einen Spaß macht, jemanden der vorangeht, jemanden, der seine Mitspieler mal ermahnt und anstachelt.“ Eine Gruppe aus zwölf Spielern, die ähnlich ticken, erstarrt in Harmonie. Reibung dagegen erzeugt Energie.
Wie sich die Rollen verteilen, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Ob etwa Luke Sikma und Marius Grigonis die sportlichen Anführer werden. Wie Niels Giffey das Kapitänsamt ausfüllt. Wie die Talente ihre Nische finden. Baldi ist optimistisch, dass sich die Tiefenrecherche zu den neuen Spielern gelohnt hat: „Ich denke, dass wir ein sehr harmonisches Team haben, in dem alle Rollen gut ausgefüllt sind.“ Auch dank Dennis Clifford.