Berlin/Längenfeld-Aktuell haben die Fans von Schalke 04 wenig Grund zur Freude, den Humor haben sie aber noch nicht verloren. „Endlich mal eine positive Nachricht“, war der beliebteste Kommentar auf Twitter, als die Königsblauen der nächste Rückschlag ereilte. Ein positiver Corona-Test zwang die Schalker im Trainingslager im österreichischen Längenfeld zum Nichtstun: Das Testspiel gegen den Zweitliga-Aufsteiger Würzburger Kickers am Montag wurde abgesagt, der komplette Reisetross wurde noch einmal getestet. Alle Ergebnisse waren nun negativ, das Mannschaftstraining konnte fortgesetzt werden.
Irgendwie passte der Corona-Fall ins Bild: Die Vorbereitung auf die neue Saison läuft nach der schlechtesten Rückrunde der Vereinsgeschichte mit 16 Spielen in Folge ohne Sieg nicht wirklich rund. Gegen die Drittligisten SC Verl (4:5) und KFC Uerdingen (1:3) blamierte sich das Team bis auf die Knochen. „Ich kann die Vorbereitung richtig einordnen, weil ich Testspiele richtig einordnen kann“, sagte der Manager Jochen Schneider, Unruhe gebe es „bei mir nicht“. Die Kritik könne er aber nachvollziehen: „Die Rückrunde war katastrophal, und die zwei Ergebnisse in der Vorbereitung passen da auch rein.“
Damit die Pleitenserie in der neuen Saison nicht weitergeht, will Schneider den Kader verändern. Es fehlen vor allem Außenverteidiger und treffsichere Stürmer, der Torhüter Alexander Schwolow, an dem Schalke interessiert war, wechselte vom SC Freiburg zu Hertha BSC. Wohl auch, weil Schneider noch die Hände gebunden sind. Für Zugänge ist beim mit 200 Millionen Euro verschuldeten Traditionsklub kein Geld da. Nur wenn Schneider teure Spieler wie die Fehleinkäufe Nabil Bentaleb oder Sebastian Rudy, die sein Vorgänger Christian Heidel holte, los wird, kann er neue verpflichten. Oder wenn der abwanderungswillige US-Amerikaner Weston McKennie einen Premier-League-Klub findet, der 25 Millionen Euro Ablöse zahlt.
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In Längenfeld gehören der bereits viermal suspendierte Bentaleb und Rudy ebenso zum 28-köpfigen, wenig ausgeglichenen Kader wie Mark Uth, der kein Hehl daraus macht, dass er lieber beim 1. FC Köln, der ihn zuletzt ausgeliehen hatte, spielen würde.
Schneider bemüht sich angesichts der wegen Corona bis zum 5. Oktober verlängerten Transferperiode um Gelassenheit. „Geduld und Schalke passen nicht immer zusammen“, sagte er, „Geduld und Schneider – das passt.“
Geduld alleine wird Schneider nicht reichen, er braucht in der neuen Saison auch schnell Erfolg. Denn sollte Trainer David Wagner den äußerst schwierigen Auftakt mit Auswärtsspielen in München, Leipzig und Dortmund in den ersten fünf Wochen verpatzen, dürfte er nicht mehr zu halten sein. Denn schon nach der Horrorserie in der Rückrunde hatte Schneider große interne Widerstände gegen seinen Wunschtrainer ausräumen müssen.