Der weinrot-weiße Leitwolf : Warum der Bilal Cubukcu im DFB-Pokal gegen Schalke wichtig ist
Er kennt dieses Gefühl. Diese tolle Stimmung, wenn im Pokal ein kleiner Außenseiter vor einer beeindruckenden Kulisse gegen einen der ganz Großen antritt. Mit dem SV Babelsberg 03 hat er das erlebt gegen den SC Freiburg. Mit Alemannia Aachen gegen den deutschen Rekordmeister FC Bayern. „Das sind die Spiele, aus denen du lernen kannst. In denen du Erfahrungen ziehen musst. Mit denen du dich weiterentwickeln kannst“, sagt Bilal Cubukcu vor dem Erstrunden-Match des Regionalligisten BFC Dynamo im DFB-Pokal heute Abend gegen den Bundesligisten Schalke 04 (18.30 Uhr/Jahnsportpark).
Nun geht er mit den Weinrot-Weißen gegen die Königsblauen sozusagen noch einmal in die Lehre. Und das im zarten Alter von 30 Lenzen. Ein Alter, in dem man als Fußballer für gewöhnlich eher ausgelernt hat. Und als Lehrling ist der Mittelfeldregisseur ja auch nicht nach Hohenschönhausen geholt worden. Sondern als Leitwolf. Beredter Ausdruck dafür ist nicht nur die Spielführerbinde, die Trainer René Rydlewicz ihm zukommen ließ, sondern auch die 10, die Bilal Cubukcu auf seinem Rücken trägt.
„Letztere hätte ich gar nicht gebraucht. Lieber wäre mir die 61 gewesen“, sagt der Deutsch-Türke. Denn die 61 steht in der Türkei als Autokennzeichen für Trabzon. Daher stammt seine Familie. Und obwohl er in Kreuzberg aufgewachsen ist und aus Kostengründen ins benachbarte Neukölln („Als Familienvater muss man sein Geld zusammenhalten“) gezogen ist, fühlt er sich zu der Schwarzmeerprovinz in der Osttürkei hingezogen. So sehr immer noch, dass die 61 auch stets ein fester Bestandteil seiner Mobiltelefonnummer sein muss.
50.000 Euro Prämie
Auf die Kapitänsbinde hingegen legt er schon mehr Wert. Es versteht sie als Zeichen der Wertschätzung. „René Rydlewicz hatte ja schon vor einem Jahr mit mir erstmals Kontakt aufgenommen. Damals wollte ich aus Babelsberg nicht so einfach weg. Jetzt hat es aber alles gepasst. Weil ich mich auch mit den sportlichen Zielen des BFC identifizieren kann. Die wollen nach oben“, sagt der ehemalige türkische Juniorennationalspieler, dem 2011 ein Schien- und Wadenbeinbruch bei dem damaligen Zweitligisten Alemannia Aachen eine größere Profikarriere in Deutschland vermasselte.
Nach einigem Hin und Her kam der in der Jugend von Hertha BSC groß gewordene Cubukcu schließlich zurück in seine Geburtsstadt Berlin. Nach einem Intermezzo beim Berliner AK kickte er drei Jahre für Babelsberg, ehe er jetzt zu den Weinrot-Weißen fand.
Wie sehr er sich mit seiner Aufgabe als Kapitän identifiziert, zeigt eine kleine Begebenheit. Bei Dynamo gibt es mehrere Kicker, die lieber in eigenen Socken spielen, als in den vorgefertigten Strumpfstutzen. Doch wenn die Füßlinge da abgeschnitten werden, rebbeln die Stutzen nach ein zwei Waschgängen immer auf oder leiern aus. „In Babelsberg hatten wir mal ein ähnliches Problem. Darüber habe ich dann mit Teammanager Jörn Lenz mal gesprochen“, so Cubukcu. Kurzerhand hat er die Stutzen dann eingesammelt und in Kreuzberg entsprechend umnähen lassen. „Als Kapitän musst du nicht halt nur auf dem Feld vorangehen. Du musst dich für das große Ganze verantwortlich fühlen“, sagt Cubukcu.
Das allein wird gegen die ausgebufften Profis von Schalke natürlich nicht reichen. Da gehört neben einer ordentlichen Portion Arbeit auch eine Menge Glück dazu. „Für die Regionalliga haben wir eine starke Mannschaft. Dazu kommt die Kulisse. Im Fußball ist vieles möglich“, sagt er – und hofft natürlich auf eine Sensation.
Mit rund 50.000 Euro will sie Dynamo angeblich entlohnen, falls der große Coup gelingt. Nicht als Einzelprämie, sondern als Mannschaftsprämie, versteht sich. „Aber ganz ehrlich, wenn du da gewinnst, ist dir die Kohle in dem Moment völlig egal. Dann genießt du nur, was auf dem Platz gerade passiert ist“, sagt der Mittelfeldspieler.