Deutliche Niederlagen gegen Dänemark: Auf deutsche Handballer wartet viel Arbeit
Reichlich Defizite, viele (personelle) Fragezeichen: Bundestrainer Alfred Gislason hat zehn Monate vor der Heim-EM noch einige Baustellen zu beackern.

Schönreden wollte Johannes Bitter nichts, für seine Erben fand der 2007-Weltmeister deutliche Worte. Man müsse „klar benennen“, wo man steht, sagte Bitter nach der doppelten Lehrstunde für die deutschen Handballer vom amtierenden Weltmeister Dänemark. „Aber der Bundestrainer“, das betonte die am Wochenende vom DHB verabschiedete Torwartikone, „wird sich schon was ausdenken, wie man das hinbekommt.“
Bundestrainer Alfred Gislason sieht große Mängelliste
Probleme im Abwehrzentrum, kaum Torgefahr aus dem Rückraum, Fehlwürfe en masse: Die Mängelliste, die Bundestrainer Alfred Gislason nach dem Abschluss der Länderspielwoche mit nach Hause nahm, war lang. Mit welchem Bauchgefühl er aus Hamburg abreise? „Mit dem Gefühl, dass wir an uns arbeiten müssen“, sagte Gislason. Man habe bei den Niederlagen gegen Dänemark (23:30, 21:28) „deutlich gezeigt bekommen, dass wir in einigen Bereichen sehr weit weg sind von der Weltspitze“. Auch Kapitän Johannes Golla sprach von einem Klassenunterschied und einem Dämpfer, der zeigt, „dass wir in den nächsten Maßnahmen noch viel zu tun haben“.
Doch so groß die Enttäuschung bei Gislason und Golla auch war: Das Ziel Halbfinale bei der kommenden Heim-EM, das nach Platz fünf bei der WM im Januar von der Verbandsspitze ausgegeben worden war, mochte keiner infrage stellen. Für dieses Ziel müsse man nun „sehr, sehr gut arbeiten“ und „uns punktuell sicherlich verstärken und ein bisschen Glück haben, dass der ein oder andere erfahrene Spieler zurückkommt“, so Gislason.
Und so dürften die kommenden Wochen und Monate für ihn vor allem zu einem kniffeligen Personalpuzzle werden. Spieler wie die gegen Dänemark schmerzlich vermissten Julian Köster (Erkältung) und Luca Witzke (Schulter) werden bei den nächsten Länderspielen Ende April gegen Schweden und Spanien ganz sicher ins Team zurückkehren. Aber auch die nicht berücksichtigten Philipp Weber, Julius Kühn und Sebastian Heymann dürften für Gislason wieder zu ernsthaften Optionen im Rückraum werden. Auch der zuletzt in der Nationalmannschaft pausierende Hendrik Pekeler könnte bei entsprechendem Fitnesszustand eine Verstärkung darstellen.
Rückkehr von Berlins Fabian Wiede deutet sich nicht an
„Mit ihm bin ich sicherlich in Kontakt in den nächsten Wochen und mit einigen anderen auch“, sagte Gislason. Mit dem hoch veranlagten Fabian Wiede, der in der Vergangenheit so manche Turnierteilnahme abgesagt hatte, habe er hingegen „nicht gesprochen“. Bei dem Linkshänder der Füchse Berlin deutet momentan nichts darauf hin, dass Gislason ihn in absehbarer Zeit zurück ins deutsche Team holen könnte.
„Ich glaube, dass Spieler, die aus Verletzungen kommen und uns in den letzten Jahren gefehlt haben, immer gerne willkommen sind“, sagte Golla: „Keine Frage.“ Man sei „für jede Unterstützung dankbar. Aber wir wissen auch, dass wir mit der Qualität, die wir haben, besser performen müssen, wenn wir was erreichen wollen.“ Ähnlich sieht es der prominente DHB-Pensionär Bitter. „Bange“, das unterstrich er am Sonntagabend, „ist mir überhaupt nicht.“