Deutsche Alpin-Asse bei Show von Mikaela Shiffrin in Sölden in der Nebenrolle

Die deutschen Skirennfahrer verpassen beim Saisonauftakt auf dem Rettenbachferner die Top Ten. Das größte Ausrufezeichen des Wochenendes setzt US-Star Shiffrin.

Alexander Schmid lag nach dem ersten Durchgang noch aussichtsreich auf Platz sieben, leistete sich im zweiten Lauf aber zu viele Fehler.
Alexander Schmid lag nach dem ersten Durchgang noch aussichtsreich auf Platz sieben, leistete sich im zweiten Lauf aber zu viele Fehler.Imago

Berlin-Die deutschen Alpin-Asse verließen den berüchtigten Rettenbachferner mit gemischten Gefühlen. Stefan Luitz haderte, Alexander Schmid wirkte hin- und hergerissen, Marlene Schmotz war mit ihrem Comeback letztlich zufrieden. Während die amerikanische Ausnahme-Skirennfahrerin Mikaela Shiffrin beim Saisonauftakt in Sölden ihren 70. Weltcup-Sieg feierte und der Schweizer Marco Odermatt immerhin seinen fünften Erfolg bejubeln durfte, blieben zumindest die deutschen Herren in Summe hinter den Erwartungen.

Alexander Schmid fällt von Platz sieben auf 19 zurück

Luitz fuhr im Riesenslalom am Sonntag mit 1,35 Sekunden Rückstand auf Rang 17. Schmid (+1,53), der nach dem ersten Durchgang noch Siebter gewesen war, belegte Platz 19. Der dritte deutsche Starter, Julian Rauchfuß, war im ersten Lauf bereits ausgeschieden. Der überraschend starke Österreicher Roland Leitinger (+0,07) als Zweiter und Zan Kranjec aus Slowenien (+0,10) komplettierten das Podest.

„Der Grundspeed ist da. Oben und unten bin ich dabei bei der Musik“, sagte Luitz über das erste Rennen nach seinem Materialwechsel. Im mittleren Streckenabschnitt, auf dem berüchtigten Steilhang mit bis zu 68 Prozent Neigung, hatte der 29-Jährige aber Probleme. „Da muss ich schauen, dass ich der Chef bin und nicht die Ski mit mir fahren.“

Für Schmid war es nach seiner schwierigen Vorbereitung im ersten Durchgang überraschend gut gelaufen. Der 27-Jährige hatte über den Sommer hinweg lange mit einer Sehnenreizung im linken Knie zu kämpfen und kaum im Schnee trainiert. Im zweiten Lauf kam er bei zunehmend schwierigen Lichtverhältnissen dann nicht mehr so gut zurecht und rutschte weit aus den Top Ten. „Innerhalb von zwei, drei Schwüngen die Packung zu kriegen und im Ziel dann so durchgereicht zu werden, ist sehr bitter“, sagte er. Insgesamt sei er aber „sehr zufrieden“.

Die größte Show vor über das Wochenende zusammengerechnet fast 20.000 Zuschauern bot derweil US-Star Shiffrin. „Unglaublich“ fühle sich das an, sagte die 26-Jährige nach ihrem Jubiläumserfolg im Riesenslalom der Damen am Samstag. 0,14 Sekunden lag sie vor der Schweizer Weltmeisterin Lara Gut-Behrami. Gesamtweltcupsiegerin Petra Vlhova aus der Slowakei (+1,30) wurde Dritte. Der spannende Schlagabtausch der Favoritinnen lieferte direkt einen Vorgeschmack darauf, wer im Olympia-Winter um die große Kristallkugel mitfahren dürfte.

Mikaela Shiffrin will wieder um den Gesamtsieg mitfahren

Für Shiffrin, die langjährige Dominatorin, wäre es schon die vierte. Vergangene Saison hatte sie sich auf die Technik-Rennen fokussiert und den Gesamtsieg damit quasi direkt abgeschenkt. Diesen Winter aber will sie in allen Disziplinen wieder vorne mitmischen. „Ich hatte ein gutes Sommertraining“, berichtete die zweifache Olympiasiegerin und sechsfache Weltmeisterin. Im vergangenen Jahr war Shiffrin, die der Unfalltod ihres Vaters im Februar 2020 schwer getroffen und lange belastet hatte, zwar auch von Anfang an vorne mit-, aber nicht wirklich frei aufgefahren. Nun setzte sie ein Ausrufezeichen. Ihr neuer Freund, der norwegische Ski-Star Aleksander Aamodt Kilde, feierte mit ihr im Zielraum und gibt der Athletin sichtlich Auftrieb.

Die deutschen Damen spielten erwartungsgemäß nur Nebenrollen. Schmotz präsentierte sich bei ihrer Rückkehr nach langer Verletzungspause solide und bescherte ihrem Team mit Rang 28 künftig immerhin einen weiteren Startplatz. Andrea Filser, die vorigen Winter noch die einzigen Punkte der DSV-Damen im Riesentorlauf geholt hatte, hingegen verpasste als 52. das Finale. Die deutsche Olympia-Norm von einem Top-8- oder zwei Top-15-Plätzen dürfte für die Technikerinnen im Verlauf der Saison eine Herausforderung werden. Und auch die Herren müssen sich noch strecken, um künftig wieder Hauptrollen einzunehmen.