Deutsche Biathleten wollen bei der Heim-WM in Oberhof Wintermärchen fortsetzen

Die deutsche Medaillenbilanz der letzten WM ist bereits vor der Halbzeit übertroffen – das soll aber nicht das Ende sein. Insbesondere die Staffeln greifen an.

Benedikt Doll verbesserte sich in der Verfolgung von Platz 55 auf Platz 15. Am Dienstag ist er mit dem Männerteam im Einzel über 20 Kilometer gefordert.
Benedikt Doll verbesserte sich in der Verfolgung von Platz 55 auf Platz 15. Am Dienstag ist er mit dem Männerteam im Einzel über 20 Kilometer gefordert.Eibner/Imago

Denise Herrmann-Wick sehnt sich in der strahlenden Oberhofer Sonne nach etwas Ruhe. Ob der ewig lange Catwalk zur Siegerehrung im Kurpark oder der in Dauerschleife abfahrende Medaillenzug ohne Bremse – der Partymarathon zehrt dann doch allmählich an ihren Kräften. „Ich gehe mittlerweile fast ein bisschen blau“, scherzte die 34-Jährige in bester Laune. Doch ein bisschen was gebe ihr Tank für die zweite Halbzeit schon noch her.

Denn schließlich seien solche Feiermomente etwas, von dem man nicht genug bekommen könne. Auch wenn die Medaillenbilanz der vergangenen WM dank Gold und Silber durch Herrmann-Wick bereits übertroffen ist, soll das stimmungsvolle Wintermärchen der deutschen Biathleten noch lange nicht abgeschlossen sein. „Wir haben uns jetzt eingegroovt“, sagte Sportdirektor Felix Bitterling: „Das wird kein Selbstläufer. Aber wir greifen an.“

Denise Herrmann-Wick im Zweikampf mit Julia Simon

Insbesondere gilt dies natürlich für Herrmann-Wick. Mit der Gesamtweltcupführenden Julia Simon hat sie nach dem unglücklich verlorenen Duell im letzten Schießen der Verfolgung noch eine Rechnung offen. „Es ist keine Schande, da nicht zu bestehen. Aber genau das ist ein Ziel für die nächsten Rennen“, kündigte die Olympiasiegerin an.

Generell falle die Zwischenbilanz nach fünf von zwölf Rennen „sehr positiv“ aus, betonte Bitterling. Nach dem Fehlstart im Mixed habe man „viele gute Leistungen gesehen, auf Damenseite gar noch ein bisschen besser“. Vor allem die Debütantinnen Sophia Schneider und Hanna Kebinger blühen am Rennsteig auf. Das sei „ein richtig gutes Zeichen“ für die Zukunft, sagte Herrmann-Wick.

Die laufstarke Schneider hatte bei ihrem fünften Platz in der Verfolgung am Sonntag bis zum letzten Schießen gar eine Medaille im Visier. „Ich werde daraus lernen und habe Lust auf mehr“, frohlockte die 25-Jährige.

Bei den Männern mussten die vermeintlichen Außenseiter bislang für die Hoffnungsträger in die Bresche springen, die Tendenz ist jedoch positiv. Und dennoch scheint eine Medaille für Benedikt Doll und Co in den Einzelrennen kaum greifbar – zu groß ist die Dominanz der Norweger.

Johannes Thingnes Bö scheint unschlagbar zu sein

Johannes Thingnes Bö wirkt unschlagbar, im Jagdrennen konnte er vor der Ziellinie sogar gemütlich für Fotos posieren. Reifen da Gedanken an eine perfekte WM mit sieben Goldmedaillen? „Davon träume ich nicht. Ich träume von meiner Frau und meinem Sohn“, scherzte der jetzt schon dreifache Weltmeister von Oberhof.

Im deutschen Team liegt der Fokus für die zweite Woche vor allem auf den Staffeln. Zuvor bieten sich im Einzel der Männer am Dienstag (14.30 Uhr, ZDF und Eurosport) und der Frauen tags darauf (14.30 Uhr, ARD und Eurosport) weitere Chancen, um die Bilanz von zweimal Silber von Pokljuka deutlicher zu überflügeln. Das Wintermärchen soll weitergehen.