Das Glück dieser Erde liegt für einige Pferdesportler nicht auf dem Rücken der Pferde, sondern knapp dahinter. Trabrennen heißt die Randsportart, die in Berlin auf eine lange Tradition zurückblicken kann. Das Deutsche Traber-Derby, erstmals 1895 ausgetragen, findet an diesem Wochenende bereits zum 127. Mal statt. Während die Pferde in der Regel in diesem Rennen nur einmal laufen dürfen, können die Heroen des Sulkys, so heißt das schlittenartige Zuggefährt, häufiger in den Genuss des Sieges kommen. Die Geschichte des Derbys ist geprägt von Siegertypen wie Robert Großmann, Charly Mills, „Hänschen“ Frömming und Heinz Wewering, der, jenseits der 70, auch diesmal wieder mit dabei sein wird.
Robin Bakker steht vor dem siebten Derby-Sieg
Der Champion der letzten Jahre aber heißt Robin Bakker, stammt aus dem kleinen Ort Deurze im Norden der Niederlande und gehört mit 39 Jahren zu den erfolgreichsten Derby-Fahrern aller Zeiten. Zwischen 2013 und 2020 hat er den begehrten Lorbeerkranz in Mariendorf bereits sechsmal umgehängt und sich damit fest in der europäischen Fahrer-Elite etabliert.
Um Rennen dieser Größenordnung gewinnen zu können, braucht es Nervenstärke, und nur wenige scheinen wie Robin Bakker den Augenblick zu beherrschen, sich gelassen im Sulky zurechtzusetzen und das jeweilige Pferd davoneilen zu lassen. Zu den „schönen Bildern beim Trabrennen“, so ein Buchtitel des kürzlich verstorbenen österreichischen Schriftstellers Gerhard Roth, gehören Zeitlupe-Aufnahmen, in denen sich im Moment der Zieldurchfahrt ein stummes Lächeln in den Mundwinkeln andeutet.
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Und doch liegt es nicht lange zurück, dass Robin Bakker auch den schmerzlichen Moment einer Niederlage erleiden musste. 2021 war er mit dem dreijährigen Hengst Usain Lobell der große Favorit, der sich bereits kurz nach dem Start durch eine Galoppade um alle Chancen brachte.
Eine Regeländerung, der zufolge das Derby in diesem Jahr erstmals für Vierjährige ausgetragen wird, macht es möglich, dass Bakker mit Usain Lobell eine zweite Chance erhält. In den Vorprüfungen war das Gespann derart überlegen, dass alles andere als ein Sieg am kommenden Sonntag eine riesige Überraschung wäre. Einen Tag zuvor, am Sonnabend, tritt Bakker bereits mit der niederländische Stute Riet Hazelaar mit ersten Chancen im Stuten-Derby an. Überlassen hat ihm die Fahrt sein niederländischer Kollege Dion Tesselaar, der die Stute All in Love bevorzugt. Schon möglich, dass Bakker einen sensationellen Derby-Doppelsieg am Geläuf der Bahn im Berliner Südwesten feiern kann. Man spricht Holländisch in Berlin, aber viele Worte macht Bakker weder auf Deutsch noch in seiner Muttersprache.