Deutschlands Eishockeyspieler starten selbstbewusst ins Olympiaturnier

Seit der Silbermedaille bei Olympia 2018 in Pyeongchang ist das deutsche Eishockeyteam noch besser geworden. Die Musik in der Kabine macht allerdings ein Neuer.

Moritz Müller (l.) führt das deutsche Eishockeyteam als Kapitän ins Olympiaturnier.
Moritz Müller (l.) führt das deutsche Eishockeyteam als Kapitän ins Olympiaturnier.AP/Sergei Grits

Berlin - Bei der spektakulären Flugschau die Chinas Schneeprinzessin Eileen Gu mit der Goldmedaille abschloss, stimmten sich Moritz Müller und seine Teamkollegen auf ihre eigene Olympia-Mission ein. Sie schickten Fotos davon über ihre sozialen Netzwerke. „Wenn die Medaillen vergeben werden, ist es immer ein sehr ergreifender Moment“, sagte der Kapitän der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft nach dem gemeinsamen Abstecher zum Freestyle-Ski.

In anderthalb Wochen wollen die deutschen Spieler in Peking selbst am liebsten eine Medaille in Empfang nehmen – wie bei der Silbersensation vor vier Jahren in Pyeongchang. 2018 gingen sie noch als Außenseiter ins olympische Turnier, diesmal sind die Ansprüche gestiegen. „Die Erwartungshaltung außerhalb ist auf jeden Fall ein Sieg“, sagte Müller mit Blick auf das Auftaktspiel am Donnerstag (14.10 Uhr MEZ, ZDF und Eurosport) gegen Kanada, „und das ist auch die, die wir haben.“

Wie in Südkorea fehlen die Spieler aus der NHL

Die Parallelen zu Südkorea sind offensichtlich: Wieder sind die Spieler aus der nordamerikanischen Profiliga (NHL) nicht dabei. Stürmer Leon Draisaitl drückt den deutschen Kollegen aber die Daumen und traut ihr einen ähnlichen Erfolg wie vor vier Jahren zu. „Ich habe ein sehr gutes Gefühl“, sagte der Eishockeyprofi der Edmonton Oilers, „ich glaube, dass die Deutschen ein sehr gutes Turnier spielen werden.“ Er selbst wäre jetzt „sehr gerne“ in Peking, sagte Draisaitl, „es aus der Ferne zu erleben, tut natürlich weh“.

Die Mannschaft ist mittlerweile eine gewachsene Einheit. Das Motto „Glaube, Wille, Leidenschaft“ prangt wieder in der Kabine. Und auch die WhatsApp-Gruppe ist schon eingerichtet: „Mission Gold“ wie in Pyeongchang heißt sie diesmal nicht, „Olympia 2022, aber mit ganz vielen Goldmedaillen drin“, verriet der Berliner Stürmer Marcel Noebels, einer von zehn verbliebenen Silberhelden im Team. „Es fühlt sich ähnlich an wie 2018“, meinte Angreifer David Wolf.

Letzerer hat seinen Job als Kabinen-DJ allerdings abgegeben, Olympia-Neuling Marco Nowak, Verteidiger von der Düsseldorfer EG, übernimmt bei den Spielen in Peking die Musikauswahl. „Tipps kriegt er genügend“, sagte der Mannheimer Stürmer Wolf und fügte grinsend an: „Es ist auf jeden Fall noch Potenzial nach oben.“

Vom hässlichen Entlein zum kleinen Schwan

Doch zu sehr in der Vergangenheit schwelgen wollen die Eishockeyspieler ohnehin nicht. „Für mich ist das eine neue Reise“, betonte Müller, „es geht von vorne los.“ Enorm gewachsen ist das Selbstbewusstsein. Der Kapitän erklärte ganz offen, dass er nach Peking gereist sein, „um Gold zu gewinnen“. Die Nationalmannschaft sei vom „hässlichen Entlein“ zu einem „kleinen Schwan“ geworden, sagte der 35-Jährige. Und sein Verteidigerkollege Jonas Müller von den Eisbären Berlin, der die DEB-Auswahl im Finale vor vier Jahren in Führung geschossen hatte, meinte: „Das Halbfinale ist Pflicht.“

Das Erfolgsrezept soll dasselbe sein wie in Südkorea 2018: „Bei uns geht es nur über den Teamgeist“, betonte Noebels, der zusammen mit den anderen verbliebenen Silbermedaillengewinnern nach dem Abschied von Kapitän Marcel Goc oder Fahnenträger Christian Ehrhoff zu den Führungsspielern aufgestiegen ist. Hinzugekommen sind ehemalige NHL-Spieler wie Tom Kühnhackl und Tobias Rieder, die vor vier Jahren noch zuschauen mussten.

Tom Kühnhackl will die Familientradition fortsetzen

„Ich bin einfach nur froh, dass ich hier sein darf“, sagte der 30-jährige Kühnhackl, der in Peking eine Familientradition fortsetzen will. Sein Vater Erich gewann 1976 in Innsbruck überraschend die Bronzemedaille und musste jahrzehntelang von diesem einmaligen Eishockey-Wunder erzählen – bis die Silberhelden von Pyeongchang kamen.

So lange will niemand mehr warten. „Wir müssen die Leistung auf dem Eis bringen“, sagte Wolf, „damit man als Einheit eingeschworen durch das Turnier marschieren kann. Wir müssen jetzt herausfinden, ob wir das genauso wie 2018 machen können.“ Daran hat Müller keine Zweifel: „Das letzte bisschen, was das Ganze zusammenschweißt, muss im Spiel entstehen. Das Fundament ist gelegt.“