DFB: Grundgehalt für Schiedsrichter
Altensteig-Wart - Die Fußball-Schiedsrichter sind ab sofort Halbprofis, professionelle Technik gibt es dagegen erst in einem Jahr: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat sich zu einer überraschenden Reform entschlossen und wird seinen Spitzenschiedsrichtern von der kommenden Saison an ein Fixgehalt zahlen. Die 42 Referees der zweiten Liga und der Bundesliga erhalten zwischen 15.000 und 40.000 Euro pro Spielzeit.
Die Einführung des reinen Profi-Schiedsrichters lehnt der DFB weiter ab. Die Torlinien-Technik wird erst ab der Saison 2013/14 kommen.
Die Reform, die eine Million Euro kostet, verkündete DFB-Präsident Wolfgang Niersbach beim Vorbereitungs-Lehrgang der Referees auf die kommende Saison in Altensteig-Wart im Schwarzwald. Im nächsten Grundlagenvertrag mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) soll geklärt werden, in welchem Umfang sich die Klubs an den Kosten beteiligen. Das Thema wird bereits bei der nächsten Vorstandssitzung des Ligaverbands auf der Agenda stehen. „Der DFB ist hier ein Dienstleister der Liga. Über den Tarif für diese Dienstleistung wird man sich sicher einigen“, sagte Niersbach.
„Profi-Referees wird es nicht geben“
Die konkrete Staffelung des Gehalts sieht so aus: Fifa-Schiedsrichter der Elite-Klasse (Wolfgang Stark, Florian Meyer, Felix Brych) erhalten 40.000 Euro, reguläre Fifa-Schiedsrichter und Bundesliga-Referees mit mehr als fünf Jahren Erfahrung 30.000 Euro. Alle anderen Bundesliga-Schiedsrichter liegen bei 20.000 Euro, in der zweiten Liga sind 15.000 Euro vorgesehen. Für Fifa-Assistenten sind ebenfalls 15.000 Euro eingeplant, in der Bundesliga reduziert sich der Betrag auf 10.000 Euro und in der zweiten Liga auf 2500 Euro.
Die Honorare für einen Spieleinsatz bleiben unverändert. Bundesliga-Referees erhalten weiterhin pro Einsatz 3800 Euro (zweite Liga: 2000 Euro), Assistenten 2000 Euro (1000 Euro) und der vierte Offizielle 1000 Euro (500 Euro). Für die Spitzenschiedsrichter ist somit ein Gesamt-Einkommen in Höhe von 200.000 Euro pro Spielzeit möglich. Dennoch ändert sich der Status der Referees nicht. Es besteht weiterhin kein festes Arbeitsverhältnis mit dem DFB.
„Unsere Schiedsrichter sind absolute Weltklasse. Aber Profi-Referees wird es nicht geben, die Unparteiischen wollen ihre Jobs behalten“, sagte Niersbach. Für Schiedsrichter-Boss Herbert Fandel gab es keine Alternative zu der Reform. „Wir haben größere Anforderungen an unseres Schiedsrichter. Wir wollen sie öfter sehen, näher dran sein, Spiele zügiger aufarbeiten, professioneller arbeiten“, erklärte Fandel: „Die Maßnahmen sind ein notwendiger Schritt.“
Aktiven-Sprecher Florian Meyer sieht in der Reform die Konsequenz aus der voranschreitenden Professionalisierung des Fußballs. „Wir brauchen mehr Zeit, um Spiele vor- und nachzubereiten. Es gibt Mehrfach-Belastung aus Beruf, Sport und Familie“, sagte der Fifa-Referee: „Dieses Geld ist eine Grundabsicherung für den Fall, dass man seine berufliche Tätigkeit reduziert hat und dann beispielsweise wegen Verletzungen nicht zu Einsätzen kommt.“
Neben der Einführung des Fixgehalts wird auch die Betreuung ausgeweitet. Als Lehre aus dem Suizidversuch von Babak Rafati gibt es mittlerweile eine psychologische Anlaufstelle. Außerdem wird den Schiedsrichter-Teams ein Physiotherapeut pro Spiel zur Verfügung stehen.
Was vorerst nicht zur Verfügung steht, ist die Torlinien-Technik. Niersbach („Der DFB und die DFL sind dafür“) betonte, dass es den vom Weltverband Fifa beschlossenen Einsatz der Technik in Deutschland „nicht vor der Saison 2013/14“ geben werde. Die Schiedsrichter freuen sich bereits darauf. „Wir begrüßen die Einführung, weil das menschliche Auge dort an seine Grenzen stößt“, sagte Meyer: „Unser Anspruch ist es doch, optimale Entscheidungen zu treffen.“
Keine Torlinien-Technik im DFB-Pokal
Im DFB-Pokal wird die Technik allerdings wohl nicht zum Einsatz kommen, da sich kleinere Klubs die Anschaffung der Gerätschaften nicht leisten können. „Stand heute sehe ich nicht, dass die Technik da zum Einsatz kommen wird. Denn es geht um die Einheitlichkeit des Wettbewerbs“, sagte Niersbach.
Der DFB-Boss kündigte zudem an, dass es den von Europäischen Fußball-Union (Uefa) angeregten Einsatz von Torrichtern in Deutschland nicht geben werde. Fandel hält nach den eher schlechten Erfahrungen der EM ohnehin nichts davon: „Torrichter gaukeln vor, was sie nicht halten können: Fehlerlosigkeit.“ (sid)