DFB-Nachwuchs: Absurde Titelsucht
Es riecht wieder nach Größenwahn im deutschen Fußball. Ohne Zweifel waren es keine berauschenden Auftritte, welche die U21 bei der EM in Israel lieferte, und darum fährt sie nach dem heutigen letzten Vorrundenspiel gegen Russland schon wieder nach Hause. Und dass die U19 die nächste EM gleich ganz verpasst, ist auch nicht schön. Aber daraus nun den Untergang des Nachwuchsfußballs abzuleiten, wie es allenthalben geschieht, und flächendeckendes Köpferollen im DFB-Trainerstab zu fordern, ist maßlos übertrieben.
Die Juniorenteams haben ja nicht gegen Island und Moldawien verloren, sondern in Israel zwei Mal knapp gegen die Niederlande und Spanien, bei der U19 ebenfalls 0:1 gegen die Niederlande. Die eher zufällige Ballung dieser Pleiten mag erschrecken, aber der offensichtliche Glaube, dass man jetzt, nur weil zwei deutsche Mannschaften im Champions-League-Finale standen, die europäische Konkurrenz in sämtlichen Altersklassen zuverlässig in Grund und Boden spielt, ist schlichtweg absurd.
Vorbereitung auf Karriere im A-Team
Ohnehin ist die vom einstigen DFB-Sportdirektor Matthias Sammer geförderte Titelsucht bei den Junioren ein Irrweg. In erster Linie sind diese Mannschaften dazu da, jungen Spielern internationale Erfahrungen zu vermitteln und sie gegebenenfalls auf eine Karriere im A-Team vorzubereiten. So sieht das auch der Bundestrainer Joachim Löw, weshalb A-Nationalspieler wie Ilkay Gündogan, Julian Draxler oder André Schürrle für die U21 nicht mehr in Frage kamen.
Wären die drei Spanier, hätten sie sicher in Israel gespielt. So wie Isco, Cristian Tello oder Iker Muniaín, die gegen die Deutschen brillierten. Sie sind ähnlich gut wie die Schürrles, Gündogans und Draxlers, spielen aber U21, weil sie in Spaniens A-Team, wo selbst Bayerns Javi Martínez um einen Platz kämpfen muss, noch kein Thema sind. Wenn die U21 EM also etwas aussagt, dann nicht über den Juniorenfußball, sondern den der Senioren.