DFB-Pokal: Der 1. FC Union Berlin setzt beim SC Freiburg auf die Rotation
Freiburg - Die Profis des 1. FC Union zwängten sich in den kleinen 13 Personen fassenden Aufzug, der sie aus dem Erdgeschoss, von wo aus sie gerade vom Mittagessen gekommen waren, in die Etage mit ihren Doppelzimmern beförderte. Florian Hübner, Robert Andrich, Marius Bülter und Nicolai Rapp waren unter anderem dabei. Wie Jugendliche alberten sie herum und weckten die Aufmerksamkeit der älteren Herrschaften, die sich in den grauen Sesseln in der Hotel-Lobby niedergelassen hatten, seelenruhig gelesen oder verträumt Kaffee geschlürft hatten.
In einem Vier-Sterne-Wellnesshotel bereiten sich Unions Bundesligakicker in diesen Tagen auf das Zweitrundenspiel im DFB-Pokal vor, das an diesem Dienstag um 18.30 Uhr beim SC Freiburg ausgetragen wird. 98 Zimmer und fünf Suiten umfasst „das charmant-luxuriöse Hotel“, wie es sich in einem Prospekt selbst beschreibt. Es liegt 20 Autominuten vom Schwarzwaldstadion entfernt. Schon am Sonntagnachmittag hatten die Köpenicker Fußballer für Aufsehen gesorgt, als sie das mit dem Hotel durch einen unterirdischen Gang verbundene Mineral-Thermalbad besuchten.
Lesen übers Derby
„Die Jungs haben sich mal richtig schön entspannt“, erzählt Oliver Ruhnert. „Wir haben hier die besten Bedingungen, um Ruhe zu finden und den Fokus zu wahren“, sagt der Sportdirektor weiter. Trainer Urs Fischer meint, es sei „die beste Entscheidung“ gewesen, aus München nicht nach Hause zu fliegen. „Hier können wir auch ein bisschen zur Ruhe kommen. Wir haben eine Englische Woche, die anstrengend sein kann.“ Das gehöre aber freilich zum Fußball dazu. Überdies sei der Kader groß genug, um das auszuhalten.
Ruhe und Entspannung – das ist es, worauf die Unioner während der Englischen Woche mit dem Blick auf das brisante Match am Sonnabend gegen Hertha BSC aus sind. Schließlich lese man, so Fischer, auch außerhalb der Hauptstadt Zeitungen. „Es wird schon gesprochen“, sagt der Fußballlehrer. „Die Jungs kriegen schon mit, was so über das Derby geschrieben wird.“ Da kommt ein Wellnesshotel am Schwarzwaldrand gelegen. „Drei Spiele in sieben Tagen – das ist nicht ganz ohne“, sagt Ruhnert. „Aber wir haben das gut gelöst.“ Heute Abend wird unmittelbar nach Schlusspfiff eine Chartermaschine den Union-Tross direkt zurück nach Berlin befördern. Ruhnerts Wunsch: „Es wäre schön, wenn uns eine Verlängerung erspart bliebe.“
Bülter hat Bock
Den Eisernen, die im Breisgau von 1300 Anhängern begleitet werden, würde ein Achtelfinal-Einzug 702 000 Euro in die Kasse spülen; den gab es seit dem Erreichen des Pokalfinals 2001 gegen Schalke 04 (0:2) erst zweimal, 2001/2002 und 2013/2014. Ruhnert: „Es gibt im Pokal nur Sieg oder Niederlage. Das ist schon ein Unterschied im Vergleich zu einem normalen Ligaspiel. Wir nehmen beide Wettbewerbe ernst.“
Für Marius Bülter ist das Duell mit dem SCF, den man vor zehn Tagen in der Bundesliga 2:0 besiegt hatte, „eine geile Sache“. Man spiele abends unter Flutlicht. „Das macht schon Bock. Wir wollen unbedingt weiterkommen.“ Angst, zu viel Kraft für das Derby zu lassen, hat der Offensivspieler nicht. „Ich glaube, dass wir konditionell schon gut drauf sind – auch, um in eine mögliche Verlängerung zu gehen.“ Das sieht auch Sebastian Polter so, der in München sein erstes Pflichtspieltor der Saison erzielte und in die Startelf rutschen könnte. „Wir schauen jetzt noch nicht aufs Derby. Wir alle wollen im Pokal eine Runde weiterkommen.“
Fischer wird seine Mannschaft auf mehreren Positionen ändern. „Es ist schon möglich, dass es Rotationen gibt“, sagt der Schweizer, ohne sich weiter in die Karten schauen zu lassen. Fakt ist: Christopher Trimmel (Knie) und Felix Kroos (Wunde am Schienbein) sind mit Blessuren aus dem Bayern-Spiel gegangen. Beide nahmen aber am Montagvormittag am Mannschaftstraining teil, das auf dem Gelände der Freiburger Frauenfußballabteilung abgehalten wurde.
Egal, wer letztlich auflaufen wird. Fischer gab vor dem Videostudium noch schnell die Marschroute aus: „Freiburg ist für uns genauso wichtig wie das Derby gegen Hertha. Es geht darum, sich für die nächste Runde zu qualifizieren.“