Die Bayern geraten bei der Suche nach neuen Stars gehörig unter Druck

Die Trophäen-Sammler aus München wollen sich weiter verstärken, haben dabei aber ungeahnte Probleme. Erfolgscoach Flick zeigt sich genervt.

Europas Trainer des Jahres ist überzeugt, dass sein Team Verstärkung braucht.
Europas Trainer des Jahres ist überzeugt, dass sein Team Verstärkung braucht.AFP/Cunningham

Berlin/München-Europas Fußballer des Jahres, Robert Lewandowski, und seine Mitstreiter hatten an den Folgen ihres Glamour-Abends in Genf schwer zu tragen. Gleich fünf weitere silberne Trophäen brachte die Delegation des FC Bayern mit zurück nach München, wo im Klubmuseum nach dem nächsten „Quintuple“ bald ein Anbau fällig sein dürfte.

Bei der Rückkehr in den Bundesliga-Alltag am Sonntag (15.30 Uhr, Sky) gegen Hertha BSC wären nach all den Titeln und Pokalen aber auch drei Punkte mal wieder ganz gern gesehen – und endlich auch neue Stars. Doch so leicht sich die Bayern aktuell beim Trophäen-Sammeln tun, so schwer gehen ihnen die Dinge auf dem Transfermarkt von der Hand. „Es ist verdammt schwierig“, sagte Trainer Hansi Flick genervt.

Und die Uhr tickt erbarmungslos weiter. Am Montag (18 Uhr) schließt das Transferfenster – und ganz München fragt sich längst: Hat sich Sportvorstand Hasan Salihamidzic verzockt? „Ich habe vollstes Vertrauen in Hasan und die Verantwortlichen“, wiederholte Flick zuletzt tapfer. Das erhoffte Spieler-Trio für rechts hinten, das Mittelfeld und den Flügel hat er aber immer noch nicht begrüßen dürfen.

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Zweifel an Götzes Fähigkeiten

Mit dem Talent Sergino Dest schien sich der deutsche Rekordmeister bereits einig gewesen zu sein, doch dann entschied sich der Rechtsverteidiger plötzlich für den FC Barcelona. Von den Alternativen Max Aarons (Norwich) und Tariq Lamptey (Brighton) scheint im Klub nicht jeder überzeugt zu sein. Dasselbe gilt oder galt für den WM-Helden Mario Götze (vereinslos), den Flick sehr gerne nach München geholt hätte, und Thomas Lemar (Atletico Madrid).

Da dürfte es Flick erleichtert haben, dass Stürmer Andrej Kramaric die Avancen zumindest schmeicheln. „Es ist schön zu hören, dass der beste Verein der Welt mich holen möchte“, sagte der Profi der TSG Hoffenheim bei Sky und ergänzte schmunzelnd: „Ich will ehrlich sein: Jeder Spieler träumt als Kind davon, beim besten Verein der Welt zu spielen – auch ich.“ Aber: Kramaric ist den Bayern noch zu teuer, ein Transfer daher aktuell unwahrscheinlich.

Und so bleibt Flick nichts anderes übrig, als den Fokus nach dem Glitzer-Trip in die Schweiz wieder auf das Sportliche zu lenken. Nach der schmerzhaften 1:4-Pleite bei Kramarics TSG zählt gegen die Hertha nur ein Sieg. Flick hat auch beim etwas glücklichen Supercup-Erfolg im Klassiker gegen Borussia Dortmund (3:2) genug Details gesehen, die es zu verbessern gilt.

Terminhatz in der Ausnahmesaison

In beiden Spielen habe seine Mannschaft „zu viele“ Chancen zugelassen, monierte der Erfolgscoach. Themen wie Tiefenstaffelung und Restverteidigung wolle er „analysieren und trainieren“ lassen, kündigte Flick an. Dafür aber bleibt ihm angesichts des Hammerprogramms in dieser Ausnahmesaison wenig Zeit.

Zumal nach dem Duell mit Berlin wieder eine Länderspielpause ansteht. Flick muss dann auf das Gros seiner Mannschaft verzichten – umso wichtiger wären weitere Verstärkungen.

Denn ab Mitte Oktober geht es erst recht Schlag auf Schlag weiter. Schon am 15. Oktober steht das Erstrundenspiel im DFB-Pokal gegen den Fünftligisten 1. FC Düren an. Nur zwei Tage zuvor sollen Kapitän Manuel Neuer und vier weitere Münchner in Köln gegen die Schweiz noch in der Nations League spielen. Lewandowski und David Alaba sind mit ihren Nationalteams sogar erst am 14. Oktober im Einsatz – nur drei Tage vor dem Ligaspiel bei Aufsteiger Arminia Bielefeld.