Die DFB-Frauen haben im Endspurt vor der EM „sehr wenig Zeit“ und viel Arbeit

Beim Testturnier in England wird deutlich, dass die deutschen Fußballerinnen mit den Topteams mithalten, sie aber (noch) nicht besiegen können.

Beim Turnier in England hat Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg ganz genau gesehen, woran sie mit der deutschen Nationalmannschaft noch arbeiten muss.
Beim Turnier in England hat Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg ganz genau gesehen, woran sie mit der deutschen Nationalmannschaft noch arbeiten muss.AFP

Berlin-Erschöpft und mit vielen Erkenntnissen bestiegen die deutschen Fußballerinnen am Donnerstag in Birmingham den Charterflieger nach Hause. Viereinhalb Monate vor dem EM-Auftakt gegen Dänemark wartet auf Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg noch jede Menge Arbeit. Trotz des ernüchternden 1:3 gegen England zum Abschluss des Arnold Clark Cups ließ sich der Tabellenletzte den Optimismus für das Turnier im Juli auf der Insel nicht nehmen.

„Wir hatten hier lehrreiche Spiele gegen Super-Nationen“, bilanzierte Kapitänin Sara Däbritz von Paris Saint-Germain. „Ich denke, wir werden viel daraus mitnehmen können. Ich bin mir sicher, dass wir zur EM dann bereit sind und solche Teams schlagen können.“ Voss-Tecklenburg will jetzt erst mal priorisieren, woran die DFB-Frauen arbeiten müssen – „weil wir sehr wenig Zeit haben werden mit dem kompletten Kader“.

Am 8. Juli geht es bei der Europameisterschaft gegen Dänemark los, weitere Vorrundengegner sind die starken Spanierinnen sowie Finnland. Davor bleiben den DFB-Frauen in der Vorbereitung die WM-Qualifikationsspiele am 9. April gegen Portugal in Bielefeld und am 12. April in Serbien sowie ein Testspiel im Juni gegen einen noch nicht bekannten Gegner.

Mindestens ein Dutzend EM-Kandidatinnen fehlte bei dem Testturnier in England – und vor allem bei erfahrenen Kräften steht so manches Fragezeichen: Schafft Spielführerin Alexandra Popp (VfL Wolfsburg) nach ihrer zweiten Knie-Operation rechtzeitig den Sprung zurück? Wird und bleibt die immer wieder verletzte Abwehrchefin Marina Hegering vom FC Bayern fit? Wann kommt Melanie Leupolz vom FC Chelsea nach ihren Corona-Folgen wieder in Form?

Routiniers wird Voss-Tecklenburg beim achtmaligen Europameister und zweimaligen Weltmeister im Sommer brauchen. Der Anspruch ist ungeachtet der Durststrecke mit der verpassten Olympia-Teilnahme hoch. „Wir wollen nicht mitspielen, wir wollen um Titel spielen“, sagte Joti Chatzialexiou, Leiter Nationalmannschaften beim Deutschen Fußball-Bund und Begleiter der DFB-Auswahl. „Daran müssen wir innerhalb des Verbandes und auch mit den Vereinen arbeiten.“

Optimierungsbedarf sieht Chatzialexiou beispielsweise bei der Datenerhebung. Bei den Männern ist das längst Standard – in der Frauen-Bundesliga sei man da „ein bisschen Neandertaler“. Dass die deutschen Spielerinnen auch athletisch zulegen müssen, zeigte sich gegen die robusten Engländerinnen. „Heute war es extrem körperlich“, sagte Voss-Tecklenburg. Weitere Erkenntnisse im hochtalentierten, aber mitunter hektischen deutschen Team waren: Es mangelt an „Präzision, unter Druck Lösungen zu finden“ und am „Killerinstinkt“, so Voss-Tecklenburg. Die Gegner in der WM-Qualifikation taugen nur bedingt dafür, sich da zu verbessern.