Die einen wollen cool sein, andere sind es, so wie Chelsea-Profi Kai Havertz

Es wäre ein kleines Verbrechen am Fußball, wenn Bundestrainer Joachim Löw bei der EM nicht auf diesen großartigen Fußballer setzen würde.

Kai Havertz feiert mit den Kollegen und den Fans des FC Chelsea den Gewinn der Champions League.
Kai Havertz feiert mit den Kollegen und den Fans des FC Chelsea den Gewinn der Champions League.imago/Rowland

Berlin-Man staune über diesen jungen Mann. Über Kai Havertz, der am Sonnabend im Estádio do Dragão zu Porto beim Champions-League-Finale einen formidablen Auftritt hinlegte, für den FC Chelsea in der Auseinandersetzung mit Manchester City auf lässige Art und Weise das Siegtor erzielte und im Nachgang dieses mitreißenden Endspiels ein viel beachtetes Interview gab.

Dabei bedrängte ihn Desmond Kelly, der Chefreporter des Pay-TV-Senders BT Sport, mit der Frage, ob er mit diesem Spiel endlich seine Ablösesumme gerechtfertigt habe. Immerhin hatten die Blues im Sommer 2020 für den Offensivspieler inklusive diverser Bonuszahlungen etwas mehr als 100 Millionen Euro an Bayer Leverkusen gezahlt. Havertz zögerte keine Sekunde mit seiner Antwort, sagte: „To be honest, right now I don’t give a fuck on that, we won the fucking Champions League!“ Was in gemäßigter Form etwa wie folgt übersetzt werden darf: „Um ehrlich zu sein, im Moment ist mir das scheißegal, wir haben die verdammte Champions League gewonnen.“

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Kelly war doch ziemlich irritiert, bekam in der Folge über die sozialen Medien für seinen despektierlichen Einwurf sogleich sein Fett weg. Havertz hingegen wurde auf der Insel für seine unverblümte Aussage gefeiert, brachte in der Nacht via Instagram schließlich noch flugs eine Entschuldigung für sein „Fluchen“ ein, samt Smiley.

Das Zeug, um ein ganz Großer zu werden

Klar, dem einen oder anderen Profi hätte man in dieser Situation Arroganz unterstellt. Nicht aber Havertz, der in einem weiteren Interview, dieses Mal mit dem Bezahlsender Sky, einen eindrucksvollen Nachweis für seine Bodenständigkeit ablieferte. Der in Aachen geborene Ausnahmespieler bedankte sich bei seinen Eltern, bei seiner Oma, bei seiner Freundin, erzählte, dass er mit seinem Bruder als Kind über Jahre hinweg Szenen aus diversen Champions-League-Spielen nachgestellt habe. Und irgendwie könne er es gar nicht richtig fassen, dass er nach 15 Jahren leidenschaftlichem Trainings nun diesen Moment erleben dürfe.

Nun, die einen wollen cool sein, andere sind es, so wie Kai Havertz, der in jedweder Hinsicht das Zeug dazu hat, um ein ganz Großer zu werden. Es wäre jedenfalls ein kleines Verbrechen am Fußball, wenn Bundestrainer Joachim Löw bei der anstehenden EM nicht auf diesen Typen setzen würde.