"Die Mannschaft": DFB-Elf und Fifa-Boss Blatter feiern Filmpremiere
Fußballer Philipp Lahm, während der gewonnenen WM Kapitän der deutschen Mannschaft, hatte kein Problem damit, dass während der Weltmeisterschaft immer Kameras in seiner Nähe waren. Am Rande der Premiere des Dokumentarfilms „Die Mannschaft“ am Montagabend im Kino Cinestar im Berliner Sony-Center beschrieb er seine Erfahrungen als prominenter Sportler, der in Zeiten von Handykameras sowieso ständig unter Beobachtung steht und sich deshalb von keinem Dokumentarfilmer mehr schrecken lässt: „Das ist heutzutage ganz normal.“ Lahm war wild entschlossen, diese kleine Zeitreise im Kino zu genießen: „Ich freue mich, dass ich heute Abend noch mal auf diese überragenden Wochen zurückblicken kann.“
Podolski und „Fifa-Flöten“
Der Inhalt des Films war für die Spieler kein großes Geheimnis. Thomas Müller scherzt: „Ich weiß ungefähr, was in dem Film vorkommt. Ich habe es ja selbst erlebt.“ Lukas Podolski plauderte bei der Premiere etwas über die Schwierigkeiten der Filmproduktion aus, was wohl nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war: „Die Fifa hat einiges rausgestrichen.“ Er droht grinsend: „Die Szenen, die nicht drin sind, die werde ich auf DVD brennen!“
Pikanterweise durfte im Kino ARD-Mann Matthias Opdenhövel moderieren, der während der WM mit seiner versehentlich über den Sender gegangenen Meinung über die Funktionäre des Fußball-Weltverbandes aufgefallen war. Er nannte sie „schwindelige Fifa-Flöten“, entschied sich beim Fifa-Boss Sepp Blatter diesmal aber für die eher neutrale Anrede „Herr Präsident“. Blatter, von dem es zuletzt hieß, er sei vom WM-Austragungsort Katar abgerückt, stellte am Premierenteppich klar: „Die WM 2022 findet in Katar statt. Alles andere sind böse Gerüchte.“
Aus der Fanperspektive hatte Schauspieler Olli Dittrich die WM verfolgt, das Finale sah er („nervlich am Rande“) zu Hause mit Freunden. Auf den Blick hinter die Kulissen, den der Film bietet, freute er sich als Ehrengast der Premiere: „Ich schätze Dokumentarfilme sehr.“
DFB-Präsident Wolfgang Niersbach gerät ins Schwärmen: „Ich finde den Film großartig. Er geht unter die Haut.“ Der Funktionär gibt zu: „Ich bin in meiner Einschätzung natürlich nicht objektiv.“
Die Inspiration zum Titel des Films stammt von Steven Gerrard, dem Kapitän der früh aus dem WM-Turnier ausgeschiedenen englischen Mannschaft. Er hatte nach dem äußerst spektakulären 7:1-Sieg der Deutschen im WM-Halbfinale gegen Gastgeber Brasilien getwittert: „Brasilien hat Neymar, Argentinien hat Messi, Portugal hat Ronaldo. Deutschland hat eine Mannschaft.“
Einnahmen für gute Zwecke
Wie schon beim Film „Deutschland. Ein Sommermärchen“ von Regisseur Sönke Wortmann, der 4,1 Millionen Euro einspielte, die zum Großteil zugunsten der SOS-Kinderdörfer verwendet wurden, sollen die Einnahmen diesmal wieder gespendet werden. Ein Drittel, so eine Einigung des DFB mit der Fifa (die über die Rechte an den im Film verwendeten Spielausschnitten verfügt), geht in das Sozialprogramm „Football for Hope“, das der Weltverband unterhält. Die anderen beiden Drittel kann der DFB unter seinen Sozialprojekten verteilen.
Wer sich keine Kinokarten leisten kann mag sich damit trösten, dass die Wartezeit nach dem Kinostart am Donnerstag außergewöhnlich kurz sein wird. Der Film soll noch in diesem Jahr ins frei empfangbare Fernsehen kommen.