Die Manske-Brüder: Zwischen Start-up und Fußball-Karriere

Wie man den Amateurpokal gewinnt, haben Paul und Johannes Manske vor zwei Jahren erlebt. Inzwischen haben sie in Altglienicke einen Karriereschritt geschafft.

Die Brüder Paul (l.) und Johannes Manske haben bei der VSG Altglienicke einen großen Schritt in den Männerfußball gemacht.
Die Brüder Paul (l.) und Johannes Manske haben bei der VSG Altglienicke einen großen Schritt in den Männerfußball gemacht.imago/Matthias Koch

Die Rasensprenger wässern den Trainingsplatz der VSG Altglienicke an der Köpenicker Landstraße. Bald beginnt das Vormittagstraining. Johannes Manske, 22, kommt aus der Kabine, kurz dahinter sein Bruder Paul, der eineinhalb Jahre jünger, ein bisschen hellblonder und mit 1,94 Metern zwei Zentimeter größer ist. Beide freuen sich auf das Berliner Pokalfinale am Sonnabend im Mommsenstadion gegen Viktoria (12.15 Uhr, ARD). Beide sagen, dass der Pokalgewinn, dieses 6:0 gegen Viktoria vor zwei Jahren, „unser größtes gemeinsames Erfolgserlebnis“ war.

Damals gelang Johannes Manske der Treffer zum 1:0 kurz vor der Pause. Auch das 5:0 steuerte er bei. „Das Spiel war in der ersten Halbzeit ausgeglichen, danach haben wir uns in einen Flow gespielt. Wir sind weit davon entfernt zu denken, das geht am Samstag wieder so“, sagt Johannes Manske.

Torsten Mattuschka lobt die Entwicklung der Manske-Brüder

Der Stürmer gehört wie sein Bruder zu den jungen Spielern im Regionalliga-Kader der VSG. In 34 Ligaspielen gelangen ihm 13 Tore, dazu vier im Pokal. Paul wurde im Mittelfeld in 31 Ligaspielen eingesetzt, dabei schoss er vier Tore. „Für alle jungen Spieler ist es wichtig, dass sie Spielzeit bekommen. Das haben sie bei uns. Wir haben ihnen geholfen, ihren ersten Step im Männerfußball zu machen. Und sie haben es sich verdient, weil sie Gas gegeben haben“, sagt Altglienickes Co-Trainer Torsten Mattuschka. Er glaubt, beiden täte ein weiteres Jahr bei der VSG gut.

Wofür schätzt der jüngere Bruder den älteren? „Johannes hat mehr Erfahrung. Wir sind beide nicht die von Gott gegebenen Riesentalente. Für unseren Fußballtraum müssen wir mehr trainieren als andere. Da hat mir mein Bruder viel mitgegeben, dass ich an meiner Einstellung gearbeitet habe, mehr aus mir rauszukommen. Es ist für uns eine tolle Situation, dass wir in der Lage sind, den Fußball zusammen zu betreiben“, sagt Paul Manske.

Die Brüder wohnen zusammen in einer WG in Wilmersdorf, beide wurden bei Hertha 03 Zehlendorf ausgebildet. Beide studieren Jura an der FU. Beide pausieren derzeit im Studium, weil sie nach ihrem ersten Start-up JustBowls, das mit Schalen und Besteck aus nachhaltiger Kokosnuss-Produktion handelt, dabei sind, ein zweites Start-up zu etablieren: eGora befindet sich seit einem Monat in der Testphase.

Trotz Start-up liegt der Fokus der Manske-Brüder beim Fußball

Neben Johannes Manske ist der Babelsberger Fußballer Paul Wegener Geschäftsführer, Paul Manske kümmert sich um Marketing, Design und Social Media. „Die Idee hinter eGora ist, den stationären Handel zu stärken, der wegen der allgemeinen Digitalisierung in Bedrängnis geraten ist“, sagt Johannes Manske. „Wir dachten, es braucht ein neues Level für den lokalen Handel in Berlin, eine ganzheitliche Delivery-Lösung. Wir können einen Service anbieten, den nicht mal Amazon bietet: Durch die Lieferung regionaler Güter innerhalb von einer Stunde ermöglichen wir die Rückkehr zu lokaler Wertschöpfung.“ Die App dazu existiert bereits.

Ihr Fokus, sagen die Brüder, liege aber beim Fußball. „Wir haben beide große Ziele mit der Mannschaft und für uns selber“, sagt Johannes Manske, den wie seinen Bruder vor allem Athletik und Schnelligkeit auszeichnet. Die Fußball-Mechanismen kennen beide, seit sie direkt nach der Geburt Hertha-Mitglieder wurden. Ihr Vater Thorsten Manske ist Vize-Präsident von Hertha BSC. Vor der anstehenden Mitgliederversammlung wurde auch gegen ihn als Stellvertreter von Präsident Werner Gegenbauer ein Abwahlantrag gestellt. „Für ihn gibt es sicher angenehmere Situationen“, sagt Johannes Manske. „Viele vergessen oft in der Diskussion, dass es eine ehrenamtliche Funktion ist und Menschen viel Zeit ihres Lebens in den Verein stecken.“

Der Platzwart hat die Rasensprenger ausgemacht. Paul Manske sagt, es sei seit Saisonbeginn der Plan der VSG Altglienicke, den Pokal nach Hause zu holen: „Wir haben die Chance, uns als die beste Amateurtruppe Berlins auszuzeichnen.“ Die Manske-Brüder ziehen ihre Stollenschuhe an, ihr Platz ist auf dem Feld.