München-Die Geschichten über den FC Hollywood habe er „früher auch gerne gelesen“, sagte Thomas Müller mit einem Schmunzeln. Es sei doch schön, „dass sich ein bisschen was rührt bei uns und wenn es knistert“. Und es knistert bei Bayern München ausgerechnet vor dem mit Spannung erwarteten Liga-Gipfel bei Borussia Dortmund gewaltig: Die Diskussionen um David Alaba sorgten auch rund um das beeindruckende 6:2 (2:1) des Triple-Gewinners bei Red Bull Salzburg für reichlich Wirbel.
Trainer Hansi Flick nervt die Unruhe zur Unzeit gewaltig. „Ich sage nichts mehr dazu. Mir ist es wichtig, dass wir Ruhe haben. Wir haben am Samstag ein schweres Spiel in Dortmund“, betonte Flick bei Sky mit finsterer Miene. Auf den Klassiker am Sonnabend (18.30 Uhr/Sky) beim BVB werde man sich jetzt wie immer vorbereiten, „alles andere ist kein Thema, Sie können mir noch fünf Fragen stellen, da werde ich immer das Gleiche sagen“.
Doch Flick konnte sagen oder eben nicht sagen, was er wollte – die offene Zukunft seines Abwehrchefs überlagerte die Rekord-Siegesserie der gierigen Bayern in der Champions League. Zumal nach Präsident Herbert Hainer nun auch noch Sportvorstand Hasan Salihamidzic vorpreschte und einen Abschied von Alaba im Sommer als unausweichlich darstellte. „Es heißt ja: Sag niemals nie. Aber ich weiß jetzt nicht mehr, wie wir noch zusammenfinden sollen“, sagte Salihamidzic vor dem 14. Sieg des Rekordmeisters in der Königsklasse in Folge.
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Abgang Alabas ein „absoluter Super-GAU“
Die Bayern hatten via Hainer ein erneutes Angebot am Sonntag zurückgezogen. Alaba müsse „nun für sich eine Entscheidung fällen“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge der „Sportbild“. Ein Abschied des Österreichers träfe die Münchner freilich hart: Wenn ein Spieler wie Alaba den Verein im kommenden Sommer nach Vertragsablauf ablösefrei verlassen könne, sei dies „ein absoluter Super-GAU“, ergänzte Salihamidzic.
Was Flick vom Verhalten der Bosse hält, hatte er bereits vor dem Salzburg-Spiel verdeutlicht. Er sei „alles andere als glücklich, dass wir uns mit diesem Thema in einer Woche mit zwei so schweren Spielen befassen müssen“, sagte er.
Zumal auch in der Mannschaft darüber geredet wird. Natürlich sei das „ein Thema“, räumte Jerome Boateng ein, aber immerhin „nicht so groß, wie es gemacht wird“. Für Alaba sei es „keine einfache Situation“. Das Gute sei, „dass David auf dem Platz seinen Mann steht und sich nicht beeinflussen lässt“, sagte Müller. Auch Flick war „sehr zufrieden“ mit Alaba.
Überhaupt zeigten sich die Bayern, die schon für das Achtelfinale planen können, von allen Nebengeräuschen um Alaba oder Niklas Süle, der positiv auf Corona getestet wurde, ziemlich unbeeindruckt. Selbst den schnellen Rückstand und den zwischenzeitlichen Ausgleich der frechen Salzburger schüttelte der Rekordmeister trotz einiger Defensivwackler in einem fulminanten Endspurt wie ein Champion ab. Vier Tore in der Schlussviertelstunde hatte in der Königsklasse noch nie ein Team erzielt.
Doch damit wollte er sich Hansi Flick nicht allzu lange aufhalten – der BVB wartet. Um für den Kracher angesichts der hohen Belastungen gerüstet zu sein, gab Flick seinen Profis nach der späten Heimkehr aus Salzburg gegen 2 Uhr frei. Die Mannschaft müsse sich erholen. „Ab Donnerstag bereiten wir uns dann auf Dortmund vor.“ Am liebsten ohne weiteren Wirbel um Alaba.