D. K. Metcalf tritt als Sprinter an: Hat der Footballer echte Olympia-Chancen?

Golden Games, US-Trials und dann Tokio? Der Wide Receiver der Seattle Seahawks versucht sich im 100-Meter-Lauf auf der Tartanbahn.

Schnell unterwegs: Wide Receiver D. K. Metcalf will sich als Sprinter versuchen.
Schnell unterwegs: Wide Receiver D. K. Metcalf will sich als Sprinter versuchen.AP/Stephen Brashear

Walnut-Nicht viel mehr als seine definierten Waden sind zu sehen, als D. K. Metcalf in Badeschlappen an der Kamera vorbeischlendert. Plötzlich lässt der Football-Held aus den USA, plopp, schwarze Spike-Schuhe mit goldenen Sohlen auf die Tartanbahn fallen. Dazu wird das Datum 9. Mai im Acht-Sekunden-Video bei Twitter eingeblendet. Die Uhr tickt. Am Sonntag will der Wide Receiver tatsächlich bei den Golden Games der US-Leichtathleten in der Königsdisziplin 100 m antreten. Ein Schritt auf dem Weg zu Olympia in Tokio?

Metcalf, 1,93 m groß, 104 kg schwer, strotzt vor Kraft – und vor Selbstbewusstsein. Normalerweise fängt der 23-Jährige in der US-Profiliga NFL Bälle für die Seattle Seahawks, um danach mit seinem Tempo und all seiner Wucht für möglichst viel Raumgewinn oder im besten Fall einen Touchdown zu sorgen. Auf seiner Position gehört er zur Elite.

Leichtathletik-Verband lädt Metcalf zu den Trials ein

Seine Physis ist seine große Stärke, beste Voraussetzungen für den Wechsel auf die Bahn. Und deshalb nimmt Metcalf, dessen Körperfettanteil laut Medienberichten bei etwas unheimlichen 1,6 Prozent liegt, die Herausforderung an. Im Vorjahr hatte ihn der Leichtathletik-Verband USATF (USA Track and Field) bei Twitter zu den Trials eingeladen. „Wir sehen uns dort“, antwortete Metcalf damals mit einem Smiley, jetzt macht er ernst.

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Grund für das Angebot war eine der aufregendsten Szenen der abgelaufenen NFL-Saison. Ein Pass von Seahawks-Quarterback Russell Wilson landete kurz vor der Endzone des Gegners in den Händen von Budda Baker, der Safety der Arizona Cardinals rannte an der Außenlinie in die Gegenrichtung, Metcalf reagierte. Der Passfänger verfolgte Baker über das gesamte Feld, brachte ihn wenige Yards vor der eigenen Endzone zu Fall und verhinderte den Touchdown.

Dass Metcalf, Matchup-Albtraum für die Verteidiger, schnell ist, war spätestens seit der Combine bekannt. Beim Leistungstest für Draft-Kandidaten benötigte er für den 40-Yard-Dash 4,33 Sekunden. Die Bestzeit liegt bei 4,22.

Bei den Golden Games in Walnut, Kalifornien, muss der frühere Hürdenläufer 10,05 Sekunden zur Qualifikation für die US-Trials schaffen. Laut NBC könnte unter Umständen auch eine Zeit um 10,20 Sekunden (mit nicht mehr als zwei Metern Rückenwind) für einen Platz in der Olympia-Quali reichen. Aber ist das möglich?

Metcalfs Geschwindigkeit: 36,44 km/h mit Ausrüstung und Helm

Bei seiner Verfolgungsjagd auf dem Football-Feld wurde Metcalf mit einem Topspeed von 36,44 km/h gemessen – mit Ausrüstung und Helm. Der Jamaikaner Usain Bolt kam bei seinem Weltrekordlauf (9,58 Sekunden) im Jahr 2009 auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 37,58 km/h mit einer Höchstgeschwindigkeit von 44,72 km/h.

Bei kontinuierlichen 36,44 km/h würde Metcalf für 100 m 9,88 Sekunden brauchen, allerdings ohne Berücksichtigung der Reaktionszeit und des Starts aus dem Block. Zweifel sind also angebracht, für den Quereinsteiger dürfte der Spaß im Vordergrund stehen. Oder doch nicht?

Metcalf will zu den Olympischen Spielen

„D.K.s Agent hat uns gesagt, dass er wirklich zu den Olympischen Spielen will und gefragt hat, welche Schritte er unternehmen muss“, sagte Adam Schmenk, USATF Managing Director.

Er wisse zwar, dass Profisportler übermenschliche Dinge leisten könnten, so Schmenk, „aber wir wissen auch, dass es Unterschiede zwischen Schnelligkeit und Schnelligkeit auf der Bahn gibt. Wir hoffen, dass D.K.s Anwesenheit dazu führt, dass die Leute den Fernseher einschalten.“