Dritte Liga - je knapper das Geld, desto weniger Solidarität

Die Klubs dieser Liga sind uneins. Was sie eint: Sie schwanken zwischen ganz großen Sehnsüchten und der ganz großen Angst.

Berlin-Die dritthöchste Spielklasse im deutschen Fußball war schon immer die Liga der ganz großen Verlegenheiten. Auch zu Zeiten, als sie noch nicht als Profiliga geführt wurde, sondern zweigleisig daherkam, als Regionalliga Nord und Süd, mit so einer Art Semiprofis, deren Gehalt gern mal mit einer ganz nebenbei gereichten Aufmerksamkeit aufgebessert wurde. Und sie war schon immer ein Sammelbecken für gefallene Traditionsklubs mit gern mal unvernünftigen Ambitionen. Für Klubs also, die von den grundsätzlich ja so satten Geldtöpfen der Ersten und Zweiten Liga träumen, aber gern mal der Insolvenz näher sind als dem nächsten Heimsieg. Nirgendwo ist Wirtschaften schwieriger als in dieser vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) organisierten Zwischenliga.

Die Dritte Liga ist eine Liga im Knitterlook. Das zeigt sich in der Debatte um einen Neustart der Saison.
Die Dritte Liga ist eine Liga im Knitterlook. Das zeigt sich in der Debatte um einen Neustart der Saison.Imago Images

Insofern kann es nicht wundern, dass die Drittligisten bei der Frage nach einem Abbruch beziehungsweise nach der Fortsetzung dieser wegen der Coronakrise ausgesetzten Saison uneins sind. Oder besser gesagt, zerstritten, weil die Mails, die von da nach dort gehen, inzwischen doch schon voll schwerer gegenseitiger Vorwürfe sind. Ja, auch in der Öffentlichkeit positionieren sich die Entscheidungsträger aus den Klubs offensiv mit unterschiedlichsten Argumenten. Wenngleich die wahren Beweggründe – der Tabellenplatz und die damit womöglich einhergehende Konsequenz für die zukünftige Ligazugehörigkeit – doch gern mal im Verborgenen bleiben.

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Die einen bringen gesundheitliche Bedenken vor, andere wollen den Wettbewerb „sportlich fair“ zu Ende führen, erachten Geisterspiele in diesem Zusammenhang als notwendiges Übel. Obwohl von „fair“ tatsächlich nicht mehr die Rede sein kann, weil acht von 20 Klubs noch nicht einmal eine Sondergenehmigung für ein Kleingruppen-Training erhalten haben. Die einen weisen darauf hin, dass Geisterspiele wirtschaftlich nicht viel Sinn machen, ja, den Gang vors Insolvenzgericht gar unumgänglich machen würden, während andere nur weiterspielen wollen, wenn es auch Auf- und Absteiger gibt.

Aus diesem Meinungs-Kuddelmuddel lässt sich Folgendes ableiten: Je knapper das Geld ist, desto unsolidarischer geht es zu. Oder: Da, wo zuletzt wirklich jeder einzelne Euro in den Moment gesteckt wurde, ist man sich halt immer noch selbst am nächsten. Was nun gar nicht verwerflich, sondern wohl einfach nur allzu menschlich ist.

Willkommen in der Dritten Liga, in der Liga der großen Sehnsüchte und der ganz großen Ängste.