Eintracht: Also doch Lakic

In den vergangenen Tagen ließ Eintracht Frankfurt nichts unversucht, das heiße Eisen abkühlen zu lassen. Ein Transfer von Srdjan Lakic an den Main? Finanziell, hieß es, nicht darstellbar. „Für uns ist es kaum möglich, einen Spieler aus Wolfsburg zu holen“, sagte Vorstandsboss Heribert Bruchhagen kürzlich. Die Eintracht hatte dem VfL Wolfsburg zwischenzeitlich tatsächlich abgesagt und mitgeteilt, von einem Transfer Abstand zu nehmen. Auch das war Teil des Pokerspiels. Denn am Montag wird der kroatische Stürmer in Frankfurt den obligatorischen Medizincheck absolvieren und anschließend einen Vertrag bis 2014 gegenzeichnen. Der Spieler selbst wollte sich am Sonntag telefonisch noch nicht äußern: „Ich will erst den Vertrag unterschrieben.“

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Der 29-Jährige wird vom VfL Wolfsburg ausgeliehen, die Eintracht hat sich zudem eine Kaufoption ins Vertragswerk einarbeiten lassen. Am Dienstag, beim ersten Training in dieser Woche, soll der neue Mann dann erstmals mit den neuen Kollegen üben.

Der Lakic-Deal war für die Eintracht auch deshalb nicht so einfach einzutüten, weil mehrere Faktoren eine Rolle spielten und mehrere Interessen gewahrt werden wollten. Das nun ausgearbeitete Arbeitspapier ist ein Kompromiss aus der Gemengelage. Zum einen war da der VfL Wolfsburg, der den Angreifer zwar bis Saisonende verleihen wollte, für einen endgültigen Vereinswechsel dann aber eine Ablöseforderung aufrief, die die Eintracht nicht mal im Ansatz bereit war zu erfüllen.

Der Eintracht wäre ohnehin ein Ausleihgeschäft bis zum Ende der Saison mit anschließender Kaufoption am liebsten gewesen, weil niemand so recht beurteilen kann, wie gut Lakic tatsächlich ist. Selbst die Sportliche Leitung der Eintracht traut sich da kein abschließendes Urteil zu. „Er hat immerhin schon mal bewiesen, dass er Bundesliga spielen kann“, sagte Trainer Armin Veh.

Lakic wollte auch ein bisschen Sicherheit für sich selbst

Doch bei diesem Geschäftsmodell machte der Spieler nicht mit. Lakic verspürte überhaupt keine Neigung, für nur vier Monate den Verein zu wechseln und am Ende womöglich wieder am Mittellandkanal zu landen. Der Kroate, im Süden des Landes in Dubrovnik geboren, drängte auf eine längerfristige Lösung, weil er ein bisschen Sicherheit haben will. Seine Frau erwartet in Kürze das zweite gemeinsame Baby. Zudem hat er auch bei seiner letzten Ausleihe schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Vor einem Jahr wechselte er zur TSG Hoffenheim, zog sich aber bald eine Kreuzbandzerrung zu und kam fortan nicht mehr über den Status als Ergänzungsspielers heraus. Er musste wieder zurück nach Wolfsburg, spielte aber keine große Rolle, in dieser Saison kam er auf acht Einsätze, siebenmal wurde er davon eingewechselt.

Mit dem Modell der Ausleihe bis 2014 und einer Kaufoption wurde im Grunde ein Kompromiss gefunden, mit dem alle Parteien leben können. Lakic hatte noch am Donnerstag der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung gesagt: „Für mich kommt nur ein Verkauf infrage. Ich bin in einem so guten körperlichen Zustand, wie ich noch nie in Wolfsburg war. Ich konnte hier nie zeigen, was ich drauf habe.“

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Lakic wird allerdings erhebliche finanzielle Einbußen in Kauf nehmen müssen, in Wolfsburg soll er laut Sport-Bild 175000 Euro Grundgehalt pro Monat plus einer Punktprämie von 20000 Euro kassiert haben. In Frankfurt wird er das bei weitem nicht verdienen. Sein jährliches Salär soll bei rund 1,3 Millionen Euro liegen, aber h nur deshalb, weil der Autoklub aus Wolfsburg einen guten Teil des Gehalts übernehmen wird.

Eine Verpflichtung von Igor de Camargo ist deshalb vom Tisch, dabei waren die Hessen sehr interessiert. Sportdirektor Bruno Hübner und Trainer Armin Veh hatten sich vor acht Tagen mit dem Mönchengladbacher Stürmer getroffen, der Deals schien auf einem guten Weg, Mitte der Woche sogar schon fast vor dem Abschluss, weil auch de Camargo nur zur Eintracht wollte. Doch dann schob Borussias Manager Max Eberl einen Riegel vor, weil er den Stürmer nicht zu einem Bundesligakonkurrenten abgeben wollte, der diesen womöglich noch in den Europapokal schießt.

Der kroatische Stürmer wird in Frankfurt mit offenen Armen empfangen

Nun also Lakic. Ob er die große Sturmflaute beheben kann, ist die große Frage. Der kopfballstarke Angreifer, 1,88 Meter groß, hatte in der Bundesliga genau eine gute Saison, 2010/2011 erzielte er für den 1. FC Kaiserslautern 16 Treffer. In Wolfsburg und in Hoffenheim ging nichts, für beide Retortenklubs gelang ihm in insgesamt 25 Spielen kein einziges Tor. In Wolfsburg war der Mittelstürmer, der 2006 nach Deutschland zu Hertha BSC kam, zuletzt todunglücklich. In Frankfurt verbinden sie vor allem eines mit Lakic: seinen kapitalen Fehlschuss im März 2011, als er im Dress des 1. FC Kaiserslautern beim Gastspiel im Stadtwald in der 89. Minute den Ball aus elf, zwölf Metern am leeren Tor vorbeischoss. Es wäre der K.o. für die Eintracht gewesen und das sichere Ende für den damaligen Trainer Michael Skibbe. Die Eintracht stieg wenig später dennoch ab, Lakic zog weiter nach Wolfsburg.

Lakic, dem eine vorbildliche Einstellung nachgesagt wird, ist ein umgänglicher, freundlicher Mann mit Manieren. Er wird − allen sportlichen Zweifeln zum Trotz − in Frankfurt mit offenen Armen empfangen. Das liegt natürlich an der großen Not im Eintracht-Angriff. Auch das Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim (2:1) war ein erneuter Beweis, wie dringend das Team in vorderster Linie eine personelle Auffrischung benötigt. Denn weder der bemühte Karim Matmour noch der überforderte Olivier Occean genügen derzeit Bundesligaansprüchen. Da tritt Srdjan Lakic in keine großen Fußstapfen.