Eishockey: Die Eisbären Berlin müssen ihre Konstanz wiederfinden
Nach zehn Spielen in dieser DEL-Saison offenbart sich bei den Eisbären Berlin ein krasses Missverhältnis. Wenn die Strafbänke verwaist sind, treffen die Berliner oft das Tor und halten ihre Gegner weg vom eigenen Kasten. „Wir sind hier besser als Köln“, sagt Cheftrainer Uwe Krupp. Die Haie führen die Tabelle derzeit an. Sobald ein Eisbär aber zu viel hakt, unfair checkt oder den Stock unerlaubt einsetzt und deshalb in der Kühlbox Platz nehmen muss, herrscht Alarmstimmung vor dem eigenen Tor. 46 Unterzahlsituationen führten zu 17 Toren für die andere Mannschaft, das ist der schlechteste Wert aller 14 Teams. „Dieser Bereich gehört eben auch zum Eishockey“, sagt Krupp, „hier müssen wir besser werden.“
Dass das intensive Training des Unterzahl-Überstehens vom Dienstag was gebracht hat, soll sich am Mittwochabend beim Spiel in Iserlohn zeigen (19.30). Im Sauerland lief es zuletzt regelmäßig schlecht für die Berliner, die letzten drei Spiele gegen die Roosters gingen verloren. Was maßgeblich mit Nick Petersen zu tun hatte. Dass der beste Iserlohner Scorer der Vorsaison jetzt für Berlin Tore en masse erzielt, macht die Aufgabe etwas einfacher. Der Kanadier aber warnt: „Auch die neuen Stürmer sind brandgefährlich.“ Aus Berliner Sicht bleibt zu hoffen, dass die Roosters in Überzahl so uneffektiv bleiben wie bisher. In dieser Statistik sind sie Liga-Schlusslicht (5 Tore). Allerdings stellen sich die Eisbären im Powerplay kaum besser an (6 Tore).
Die Schwäche der special teams passt zu einer bislang durchwachsenen Saison-Anfangsphase. Mit Platz sechs steht die Mannschaft auf dem Rang, den der Verein für die Ende der Hauptrunde als Ziel ausgegeben hat. „Mit der Punktausbeute sind wir trotzdem nicht zufrieden“, sagt Krupp. Vor allem die Niederlage beim Liganeuling Fishtown Penguins aus Bremerhaven (1:3) am Sonntag führte zu Irritationen beim Anhang. Auch hier brachte eine Strafzeit die Entscheidung.
Europa als Problem
Ein bisschen, so hat es zumindest den Anschein, zahlen die Berliner derzeit den Preis für ihre starken Auftritte in der Champions Hockey League. 13 Pflichtspiele zählt der Oktober, maximal drei Tage liegen derzeit zwischen unterschiedlichen Auftritten. Während andere Klubs ihren Spielern auch mal einen Ruhetag gönnen können, stehen für die Berliner an den trainingsfreien Tagen kraftraubende Reisen an. „Das ist nicht ganz einfach“, sagt Geschäftsführer Peter John Lee. Krupp lässt das als Entschuldigung nicht gelten. „Wir können unsere Ziele in der DEL erreichen und gleichzeitig auch in der CHL weiterkommen. Unser Training ist darauf ausgerichtet.“
Die Diskussion, ob die Tiefe im Kader noch reicht, um es mit Klubs wie München, Mannheim oder Köln aufzunehmen, dürfte an Fahrt gewinnen, wenn die Inkonstanz der vergangenen Tage anhält. „Nicht die Spieler bereiten uns Sorgen, sondern die Verletzungen“, sagt Krupp. Marcel Noebels fällt wegen eines Kreuzbandrisses lange aus, Florian Busch plagt derzeit das Knie. Wie die Strafzeiten gehören aber eben auch solche Verletzungen zum Eishockey. Wer erfolgreich sein will, muss mit diesen Widerständen umgehen können.