Elfmeter in der Schlussphase: Deutschland bringt sich gegen England um den Sieg

Die DFB-Auswahl legt im Duell mit den Three Lions einen überzeugenden Auftritt hin, muss sich aber mit einem 1:1 begnügen.

Jonas Hofmann erzielt das 1:0 für Deutschland.
Jonas Hofmann erzielt das 1:0 für Deutschland.imago/Zink

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat am Dienstagabend in der Münchner Arena in der Auseinandersetzung mit einem „Großen“ des Weltfußballs mal wieder keinen Sieg gelandet. Wobei sich freilich die Frage aufdrängt, ob die englische Auswahl tatsächlich noch zu den Großen zu zählen ist. Und überhaupt: Was ist schon groß? Die Elf von Bundestrainer Hansi Flick zeigte sich am 2. Spieltag der Nations League gegenüber dem 1:1 gegen eine B-Elf Italiens vom vergangenen Sonnabend jedenfalls formverbessert, offenbarte aber vor etwas mehr als 66.000 Zuschauern im Besonderen im Ausgang der Partie in der Defensive Schwächen und musste sich auch deshalb nach einem durchweg unterhaltsamen Fußballabend erneut mit einem 1:1 begnügen.

Die Nations League als Testspielreihe für die WM

Flick versteht die Nations League - wie so viele andere seiner Trainerkollegen - offenbar als Testspielreihe für die gegen Ende des Jahres in Katar stattfindende Weltmeisterschaft. Anders lässt sich das muntere Wechselspielchen zwischen dem Wettbewerbs-Auftakt gegen die Squadra Azzurra und dem Spiel gegen die Three Lions wohl kaum erklären.

Auf sieben Positionen gab es Veränderungen. Nur Manuel Neuer, Antonio Rüdiger, Joshua Kimmich und Thomas Müller durften erneut ran, während sonst munter rotiert wurde. Die vier sind bei Flick gesetzt, bilden eine Achse, für den Rest heißt es: sich zeigen, sich anbieten, sich beweisen.

Einigen ist dies schon in München gelungen, übrigens in den Trikots der Frauen-Nationalmannschaft, was als Cross-Promotion-Nummer für die anstehende Frauen-EM verstanden werden sollte, aber letztlich wohl kaum einem ins Auge fiel. Verteidiger Nico Schlotterbeck zum Beispiel legte einen selbstbewussten, gleichwohl nicht fehlerfreien Auftritt hin. Siehe den Strafstoß gegen Ende der Partie. Ebenso auffällig agierte Linksverteidiger David Raum. Am Besten gefiel allerdings Jamal Musiala.

Musiala bringt Schwung

Er war in der ersten halben Stunde, in der die Engländer mit einem kecken Pressing überraschten, aufseiten der DFB-Auswahl der Mann für den Schwung, derjenige, der mit einem Trick oder einer Drehung den Raum öffnete. Das Problem: Nicht alle konnten ihm dabei folgen, sodass es in Sachen Torchancen erst mal nicht allzu viel zu notieren gab.

Erst in der Nachspielzeit der ersten Hälfte, die temporeich, aber nicht hochklassig war, gab es da wie dort tatsächlich Aufregendes zu bestaunen. Musiala schloss aus 16 Metern mit einem Vollspannschuss ab, doch war dieser nicht platziert genug. Englands Keeper Jordan Pickford ließ den Ball in seinen fangbereiten Armen verschwinden. Auf der Gegenseite scheiterte Bukayo Saka erst mal an Neuer, der bei Sakas Schuss aus zwölf Metern blitzartig seine rechte Faust nach oben schnellen ließ. Wenig später brachte Saka mit einem Schlenzer Neuer gar ins Fliegen. Der Ball strich aber von Neuer unberührt am Pfosten vorbei.

Neben Schlotterbeck, Raum, Musiala und Kai Havertz brachte sich auch Mönchengladbachs Jonas Hofmann mit allerlei Herzblut ein. Ja, sogar mit einem Tor, bei dem Kimmich in der 51. Minute mit einem ganz feinen Pass in die Tiefe die Vorarbeit leistete, Keeper Pickford wiederum keine allzu gute Figur machte. Hofmanns Schuss aus vierzehn Metern war zwar hart, aber nicht so platziert, als dass man ihn nicht hätte abwehren können.

Nach 65. Minuten wurden Musiala und Hofmann von Flick unter dem Applaus der Zuschauer vom Platz genommen. Für die beiden kamen Serge Gnabry und Timo Werner ins Spiel, was keinen Bruch im Spiel der deutschen Auswahl zur Folge hatte. Es ergaben sich Chancen für Müller, der nach einer Flanke von Raum aus Nahdistanz an Pickford scheiterte (70.), und für Werner, der mit seinem linken Fuß nur ein Schüsschen zustande brachte und Pickford damit das Glück einer gelungenen Parade schenkte (75.).

So bekamen die Engländer die Chance zum Comeback, das ihnen zunächst Neuer verwehrte. Im Besonderen in der 76. Minute, als der Keeper bei einem Abschluss von Harry Kane mit der Hüfte den Ball um den Pfosten lenkte. Doch in der 88. Minute, nachdem Nico Schlotterbeck mit einem Stolperer Harry Kane in die Hacken geraten war und damit einen Elfmeter verursacht hatte, war auch der Weltklassetorhüter machtlos. Kane verwandelte vom Punkt sicher zum Ausgleich.