Es ist ein grober Fehler, Unions Rani Khedira nicht mit zur WM zu nehmen

Aus nur schwer nachvollziehbaren Gründen spielt der Mittelfeldspieler der Eisernen in den Überlegungen von Bundestrainer Hansi Flick bis dato keine Rolle.

Ein Mann für die WM in Katar: Rani Khedira
Ein Mann für die WM in Katar: Rani KhediraAFP/Fassbender

Um bei einer Europa- oder Weltmeisterschaft erfolgreich zu sein, braucht es nicht nur die Künstler, sondern auch die teamfähigen Fleißarbeiter. Spieler, die robust genug für so ein mehrwöchiges Turnier sind, sich im Sinne einer Mannschaft zurücknehmen, im Bedarfsfall tatsächlich liefern, Sonderaufgaben übernehmen und für die Künstler die Bühne bereiten.

Beispiele aus der Vergangenheit gibt es zuhauf, im Besonderen aus der Historie der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. So leistete der Kölner Bernhard Cullmann bei der WM 1974 bei seinen drei Einsätzen einen wertvollen Beitrag zum Titelgewinn, ohne dass dies tatsächlich jemals entsprechend gewürdigt wurde. Zwölf Jahre später hielten bis zur Finalniederlage gegen Argentinien wiederholt Norbert Eder und Ditmar Jakobs ihre Knochen für den oftmals ziemlich garstigen Matchplan von Kaiser und Teamchef Franz Beckenbauer hin. Beim WM-Triumph 1990 verrichtete Guido Buchwald auf eindrucksvolle Weise den Job des Kärrners. Und auch 2014 gab es im Team von Weltmeistertrainer Jogi Löw einen, der sich für nichts zu schade war, nämlich Benedikt Höwedes.

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Womit wir bei einem angekommen wären, der für so eine Rolle geradezu prädestiniert ist. Der wesentlichen Anteil daran hat, dass der 1. FC Union Berlin nach sieben Spieltagen die Fußball-Bundesliga anführt. Der seit Wochen, ja Monaten in herausragender Form, neben Joshua Kimmich der derzeit wohl beste defensive Mittelfeldspieler in Deutschland ist, aber von Bundestrainer Hansi Flick aller Voraussicht nach nicht mit zur WM nach Katar genommen wird: Rani Khedira.

Woran es liegt, dass Flick dem 28-Jährigen im Rahmen der anstehenden Spiele in der Nations League gegen Ungarn und England noch nicht einmal die Chance zur Bewährung gegeben hat, ist tatsächlich nur schwer nachzuvollziehen. Im Besonderen da Leon Goretzka (zuletzt über Wochen hinweg verletzt) und Ilkay Gündogan (zuletzt oft nur Ersatz bei Manchester City) im Hinblick auf die nahe Endrunde eher als Wackelkandidaten zu betrachten sind.

Die Statistiken (Laufleistung, gewonnene Zweikämpfe, Passquote) sprechen für Khedira, genauso wie der Respekt, den er sich als Führungskraft bei Union, aber auch als gefürchteter Gegenspieler in der höchsten deutschen Spielklasse erarbeitet hat. Und im Endeffekt darf zwei Monate vor dem Auftaktspiel gegen Japan doch eigentlich nur eins zählen: die gegenwärtige Leistungsfähigkeit.