Schwimmen: Ein neues Paar wird bei der EM in Rom zu Hauptdarstellern

Die Berlinerin Isabel Gose und ihr Freund Lukas Märtens haben bislang die Medaillen für den Deutschen Schwimmverband geholt – und Florian Wellbrock entlastet.

Die Berlinerin Isabel Gose, die für den SC Magdeburg startet, hat in Rom ihre zweite EM-Medaille gewonnen.
Die Berlinerin Isabel Gose, die für den SC Magdeburg startet, hat in Rom ihre zweite EM-Medaille gewonnen.imago/Jo Kleindl

Wie sich der Applaus der Schwimmfans bei internationalen Meisterschaften anhört, erlebt die 20 Jahre alte Isabel Gose aus Berlin Spandau gerade bei den Europameisterschaften in Rom. Über ihre nächste EM-Medaille freute sich auf der Tribüne ihr Freund Lukas Märtens, 20, mit. Tags zuvor war es noch umgekehrt gewesen. Selbstbewusst, mit der Plakette um den Hals und fast immer mit einem Lächeln im Gesicht genießen Märtens und Gose die Europameisterschaften unter der Sonne Roms als deutsche Hauptdarsteller.

In Abwesenheit des Erfolgspaares Florian und Sarah Wellbrock sind die beiden Freistil-Spezialisten bislang die Medaillengaranten für das deutsche Team bei den stimmungsvollen Titelkämpfen im Foro Italico. Und wieder einmal zeigen die Magdeburger Schwimmer aus der Gruppe von Bernd Berkhahn: Was auch immer sie machen – sie machen es gut. Wellbrock, Märtens, Gose – sie werden sich nicht nur physiognomisch, sondern auch was die Medaillenausbeute angeht, immer ähnlicher.

Berkhahn hat die richtige Dosierung gefunden

Ganz offenbar hat der Trainer für all seine Sportler die entsprechende Dosierung herausgefunden, denn darauf kommt es ja an: das richtige Essen, der Mix aus Training an Land und zu Wasser, aus Kraft und Technik, genügend Erholung. Und schon werden Körper zu Torpedos.

Viel Zeit für Zweisamkeit bleibt beim dicht getakteten EM-Programm der Topschwimmer nicht. „Im Moment haben wir nicht so viel Zeit zum Feiern. Aber es gibt immer mal wieder ein Küsschen und eine Umarmung, und das reicht dann erst mal“, meint Gose.

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Zu ihrem Rennen sagte die 1,82 Meter große Freistilschwimmerin, die nach Silber über 800 Meter am Sonntagabend auch Bronze über 200 Meter Freistil gewann: „Man erhofft sich das. Damit rechnen tut man nicht.“ Die Athletin, die das Schwimmen bei Spandau 04 erlernte, ehe sie nach Potsdam, kurz nach Heidelberg und dann schließlich zu Berkhahn und seinem Kompagnon Norbert Warnatzsch nach Magdeburg wechselte, ergänzte mit einem Grinsen: „In Europa vorne mitschwimmen zu können, ist schon mal ein kleiner Anfang.“

Ihr Freund Märtens freute sich nicht nur über ihre Leistung, sondern auch über seine eigene Silbermedaille im 800-Meter-Rennen am Samstag. „Ich bin superglücklich“, sagte Märtens. Der 20-Jährige hatte sich in einem starken Feld mit seiner Zeit von 7:42,65 Minuten nur Gregorio Paltrinieri geschlagen geben müssen. Der Italiener wurde im Freiluftbecken von den Fans wie ein Volksheld gefeiert.

Isabel Gose kann kaum hinsehen, wenn ihr Freund im Wasser ist

„Ich kann immer gar nicht so richtig hinschauen, weil ich so aufgeregt bin“, sagte Gose zu Märtens’ Rennen. „Ich glaube, ich bin bei ihm aufgeregter als bei mir.“ Der Plan der beiden Magdeburger Mittel- und Langstreckenexperten geht bislang voll auf. „Das ist so, wie es sein sollte und wie ich es erwartet habe“, sagte Berkhahn. „Das haben die beiden toll gelöst.“

Und es kann noch mehr kommen. „Ich denke, es ist auf jeden Fall noch sehr viel drin“, sagte Märtens. Unter anderem seine zuletzt erfolgreichste Strecke, die 400 Meter Freistil, kommt erst noch. Bei der WM in Ungarn holte Märtens auf der Distanz Silber. „Jetzt hat er Blut geleckt und geht begeistert in jedes Rennen“, sagte Berkhahn.

Märtens’ Teamkollege Florian Wellbrock schaffte es nach seiner Corona-Infektion am Montag sicher ins Finale über 1500 Meter. Sein Belastungstest am Sonnabend, an dem der Rumäne David Popovici in 46,86 Sekunden den Weltrekord über 100 Meter Freistil verbesserte, sei „sehr gut“ gewesen, sagte Berkhahn. Daraufhin habe er mit Wellbrock entschieden, bei der großen italienischen Schwimm-Party mitzumachen, in die am Montag auch die Wasserspringer eingestiegen sind.

Nach Platz fünf im Vorlauf in 15:06,18 Minuten sagte Wellbrock. „Mir geht’s im Großen und Ganzen gut. Das Rennen war so weit in Ordnung.“ Er lasse sich überraschen, ob er am Dienstag im Finale um eine Medaille schwimmen kann. Über die Erfolge seiner Vereinskollegen Märtens und Gose freut er sich jedenfalls: „Wenn man selbst mal nicht in der Lage ist, um die Medaillen mitzuschwimmen, dann decken das die beiden anderen ab. Das ist schon ganz gut so.“