Finalserie gegen den FC Bayern: Worauf es für Alba Berlin im dritten Spiel ankommt
Luke Sikma ist mal wieder zur richtigen Zeit am richtigen Ort und das auch noch mit der richtigen Einstellung: Am späten Donnerstagabend nämlich im VIP-Raum der Arena am Ostbahnhof, wo sich die Basketballer von Alba Berlin nach einem Spiel am Buffet stärken. Und das auch noch mit einem fröhlichen Lächeln.
Gerade eben hat Marco Baldi erklärt, worauf es jetzt ankomme nach der 69:96-Niederlage im zweiten Finalduell gegen den FC Bayern, dem 1:1-Ausgleich in der Play-off-Serie nach dem Modus Best of Five. „Wenn wir enttäuscht sind“, hat Albas Geschäftsführer gesagt, „haben wir ein Problem.“ Jetzt winkt er dem vorbeischlendernden Sikma einen fröhlichen Gruß hinterher.
Kampf der Systeme
Vorwärts und schnell vergessen, das ist eine Art dienstlicher Auftrag, der vor dem dritten Spiel an Albas Profis ergeht. Noch ist ja nichts passiert. Sie haben dem FC Bayern am vergangenen Sonntag den Heimvorteil abgeluchst, haben ihn nun wieder abgegeben, aber am Sonntag die Chance, erneut vorzulegen (18.30 Uhr, Telekomsport). „Das einzige, was wir heute definitiv wissen“, sagte Baldi: „Es gibt ein viertes Spiel.“ Am Mittwoch in Berlin (20 Uhr).
Etwas anderes wussten die Berliner schon vor Beginn der Serie: Am Ende wird derjenige Meister, der in diesem Kampf der Systeme seine Art des Basketballs durchsetzt. Eine Binsenweisheit, aber in der Umsetzung vertrackt, wie die beiden ersten Duelle zeigten. In München waren es die Gastgeber, die ihrer Linie untreu wurden und mit den Gästen losrannten, die versuchten, das hohe Tempo mitzugehen. Am Donnerstagabend gelang es den Berlinern nicht, Fahrt aufzunehmen. „Wir waren heute ein bisschen fest, hatte ich den Eindruck“, meinte Baldi.
Kein Mut zum Risiko
An der Kulisse dürfte es kaum gelegen haben, die mit 13.251 Zuschauern deutlich über dem bisherigen Saisondurchschnitt von 9500 lag. Dank einer Kleiderspende überwiegend in Gelb und ausdauernd bis zum Schluss, was Albas Trainer Aito Garcia Reneses dann auch zu einem besonderen Dank veranlasste: „Worüber ich heute sehr glücklich bin, ist wie die Fans das Team unterstützt und aufgebaut haben, obwohl es nicht gut gespielt hat.“ Manager Baldi spürte „eine Wahnsinnsenergie in der Arena“.
Doch auch wenn sich diese Energie auf die Spieler übertragen haben sollte, so führte sie nicht zu dem von den Alba-Fans erhofften Ergebnis. Sie schienen nachzudenken über ihr Tun, Bruchteile von Sekunden nur, aber lang genug, um den Tempobasketball ins Stocken zu bringen. Beim Rebound, beim Pass, beim Wurf.
Ein beherzter Griff nach dem Abpraller und der Übergang zum Fastbreak? Ein schnelles Zuspiel ohne Blickkontakt zum Teamkollegen? Der rasche Abschluss bei der ersten sich bietenden Gelegenheit? „Das haben wir am Anfang ein paarmal nicht gemacht“, sagte Baldi. Statt Mut zum Risiko die Frage: „Soll ich? Soll ich nicht?“
Schlechte Entscheidungen und Fehlwürfe
Daraus resultierten schlechte Entscheidungen und Fehlwürfe, 38 waren es am Ende aus dem Feld. Bei den Freiwürfen verkehrte sich das Verhältnis zwischen Alba und München im Vergleich zum ersten Aufeinandertreffen auf den Prozentpunkt genau. Diesmal waren es die Berliner, die an der Linie auf eine Trefferquote von 65 Prozent kamen nach 86 Prozent am Sonntag.
Ein Hinweis auf jene Verhärtungen im Nervensystem, von denen Baldi sprach. „Es ist klar“, sagte Albas Geschäftsführer: „Je höher die Aufgabe, desto wahrscheinlicher ist die Neigung, auch mal kurz darüber nachzudenken.“
Mal kurz – zumindest für Luke Sikma hatte auf dem Weg zum Buffet die Neigung zum Grübeln stark nachgelassen.