Berlin-Gern wollte Mick Schumacher über Sportliches reden. Über den Stand der Vorbereitungen auf sein Debütjahr in der Formel 1. Über die Vorfreude, die große Familientradition fortzusetzen. Doch durch die Lackierung seines Haas-Boliden rückten diese Aspekte erstmal in den Hintergrund.
Russischer Milliardär pumpt Geld in den US-Rennstall
Rot-Blau-Weiß – wahlweise in den Nationalfarben der USA, eher aber denen Russlands ist der Rennwagen gehalten, mit dem sich der Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher die ersten Sporen in der Formel 1 verdienen will. Der US-Rennstall präsentierte am Donnerstag die auffällige Lackierung des VF-21 – die sich durch den neuen Titelsponsor erklärt: Ural-Kali ist der Chemiekonzern des russischen Milliardärs Dimitri Masepin, dessen Sohn Nikita, 22, das zweite Haas-Cockpit besetzt.
Für Schumacher ist das nach eigenem Bekunden kein Problem. „Wenn das die Teamfarben sind, bin ich happy. Hauptsache, das Auto ist schnell“, sagte er in einer virtuellen Medienrunde: „Es ist ein sehr schönes Auto. Ich freue mich darauf, einzusteigen und darin meine Runden zu drehen.“
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Überhaupt habe er ein gutes Verhältnis zu Masepin, der bereits 2013 im Kart sein Teamkollege war: „Wir sind zwei hungrige Fahrer, die in jedem Detail das Team nach vorne bringen wollen.“ Dabei gehen Formel-2-Champion Schumacher und Masepin („Ich kann Mick schlagen, das habe ich schon bewiesen“) in vollkommen unterschiedlichen Rollen in ihr Rookiejahr.
Schumacher ist so etwas wie der „Golden Boy“. Höflich, smart, Sohn einer Legende. Masepin hingegen muss immer noch gegen den Ruf ankämpfen, dass vor allem das Geld seines Vaters ihn in die Königsklasse gebracht hat – was angesichts seiner fahrerischen Entwicklung nicht ganz haltbar ist.
Nikita Masepin ist Gegenentwurf zu Mick Schumacher
Unbestritten ist Nikita Masepin aber ein Gegenentwurf zu Mick Schumacher. Handgemenge in der Boxengasse lieferte er sich schon, im vergangenen Dezember tauchte ein Video auf, in dem er einer jungen Frau an die Brust fasste. In der Folge formierte sich die Initiative #WeSayNoToMazepin, die sich für seine sofortige Entlassung einsetzte. Haas beließ es bei einer Rüge – wohl auch angesichts wirtschaftlicher Zwänge. „Ich bin nicht stolz darauf. Ich habe mich nicht so verhalten, wie es sein sollte. Ich übernehme die volle Verantwortung“, gab sich Masepin am Donnertag geläutert.
Sportlich steht Haas „ein Jahr des Lernens bevor“, prognostizierte Teamchef Günther Steiner: „Es ist kein Geheimnis, dass der VF-21 nicht weiterentwickelt wird, da wir unsere Energien jetzt auf das Auto für 2022 und ein, wie wir hoffen, gleichmäßigeres Spielfeld konzentrieren.“
Dann soll es deutlich nach vorne gehen mit einem radikal veränderten Reglement. Bereits 2021 greift der Budgetdeckel von 145 Millionen Dollar pro Team, davon wird der Vorletzte der Team-WM aber beginnend mit den Testfahrten (12. bis 14. März in Bahrain) kaum profitieren.