Für Trainer Edin Terzic war es „brutal dämlich“, für Kapitän Marco Reus ein „Schock“ und für Abwehrchef Mats Hummels ein „Rückfall“ in überwunden geglaubte Zeiten. Nach dem Last-minute-Kollaps beim 2:3 (1:0) gegen Werder Bremen ist in Dortmund die Ernüchterung zurück.
Dass der BVB als erstes Team in der Bundesliga-Geschichte drei Tore von der 89. Minute an kassierte, war allen Beteiligten peinlich. Auch am Tag danach saß der Frust bei Sportdirektor Sebastian Kehl tief: „Wir dürfen uns in sechs Minuten von Werder Bremen im eigenen Stadion nicht noch die Butter vom Brot nehmen lassen. Das kann nicht unser Anspruch sein.“
Bedenklicher Blackout des BVB in der Schlussphase
Alle Hoffnungen der Borussia, nach Jahren mit steten Formschwankungen endlich zu mehr Stabilität gefunden zu haben, erwiesen sich als Wunschdenken. Der bedenkliche Blackout des Teams in der Schlussphase gegen einen Aufsteiger war eines Titelaspiranten unwürdig. Bei aller Enttäuschung verspürte Kehl jedoch wenig Lust auf eine frühe Kapitulationserklärung im Meisterkampf mit dem FC Bayern. „Wir werden nach dem dritten Spieltag nicht schon aufgeben. Sonst können wir den ganzen Laden gleich zumachen. Wir wollen die Bundesliga alle spannend machen“, kommentierte der Nachfolger von Michael Zorc trotzig.
Doch der Stolz über den erfolgreichen Saisonstart mit zwei Siegen über Leverkusen (1:0) und Freiburg (3:1) war mit einem Mal verflogen. Mit finsterer Miene suchte Fußball-Lehrer Terzic nach einer Erklärung für den unerklärlichen Auftritt seiner Mannschaft. „Wenn man bis zur 88. Minute mit zwei Toren führt, muss man das Spiel einfach gewinnen. Wie wir uns dann die Tore fangen, ist brutal dämlich und brutal ärgerlich. Jetzt stehen wir mit leeren Händen da.“
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Dabei schienen nach Toren von Julian Brandt (45.+2) und Raphael Guerreiro (77.) das Happy End und die Tabellenführung nahe. Die schmeichelhafte Führung tröstete darüber hinweg, dass erneut viele spielerische Wünsche offengeblieben waren.
Der Anschlusstreffer von Lee Buchanan (89.) ging noch als verschmerzbarer Schönheitsfehler durch. Doch nach den weiteren Toren von Niklas Schmidt (90.+3) und Oliver Burke (90.+5) wurde aus den Gesängen der BVB-Fans ein Pfeifkonzert.
Es passte ins Bild, dass Zugang Anthony Modeste bei seinem Heimdebüt im schwarz-gelben Trikot weit unter seinen Möglichkeiten und ohne Torschuss blieb. Auf die Spekulationen über Verhandlungen mit Cristiano Ronaldo reagierte der Sportdirektor genervt: „Cristiano Ronaldo wird nicht zu Borussia Dortmund wechseln. Wir haben uns nicht damit beschäftigt.“